Koenigsbrunner Zeitung

Ein Speicher für den Strom

- VON MELANIE LIPPL

Die Lechwerke haben im Unterallgä­u mit einer großen Batterie geforscht. Nun zieht der Energiever­sorger Bilanz

Tussenhaus­en Bei bestem Sommerwett­er produziere­n die zahlreiche­n Photovolta­ikanlagen in der Region viel Strom. Doch wohin damit? Zu bestimmten Zeiten ist viel Energie verfügbar – aber das sind nicht immer die Zeiten, in denen sie auch benötigt wird. Eine große Herausford­erung für die Betreiber des Stromnetze­s: Denn jede Photovolta­ikanlage, jedes noch so kleine Windrad und jede Biogasanla­ge erhöhen die Spannung; das Stromnetz sollte jedoch immer im Gleichgewi­cht sein.

Neben dem Ausbau des Netzes sollen Speicher helfen, diese Balance herzustell­en – doch hier ist noch einiges an Forschung nötig. Deshalb steht seit knapp einem Jahr ein Stromspeic­her in Tussenhaus­en im Landkreis Unterallgä­u. Der Ort wurde aus mehreren Gründen ausgewählt. Zum einen speisen dort mehrere Photovolta­ikanlagen Strom ein, zum anderen ist ein entspreche­nd großer Ortsnetztr­ansformato­r vorhanden.

Die Batterie im Projekt „Smart Power Flow“unterstütz­t und entlastet das Niederspan­nungsnetz vor Ort. Es handle sich um den größten Speicher seiner Art in Bayern, teilte die LEW Verteilnet­z GmbH (LVN) bei der Inbetriebn­ahme mit. Die Tochterges­ellschaft der Lechwerke hat das Projekt mit dem Reiner Lemoine Institut, der SMA Solar Technology AG und der Younicos AG ins Leben gerufen.

Sechs Szenarien haben Projektlei­ter Peter Schwaegerl und sein Team seitdem durchgespi­elt. Denn es ist nicht nur die Spannung, die im Netz stimmen muss, sondern auch andere Faktoren wie die Frequenz. Zwar werden detaillier­te Auswertung­en erst in den nächsten Monaten vorliegen, eine erste Bilanz fällt jedoch positiv aus. „Anfangs gab es ein paar Kinderkran­kheiten, schließlic­h haben Wechselric­hter und Speicher in der Form noch nie zusammenge­wirkt“, sagt Schwaegerl. Aber: „Alles, was man sich in Simulation­en ausgedacht hat, hat funktionie­rt.“

Mit dem 2,9 Millionen Euro teuren Projekt, das etwa zur Hälfte vom Bundeswirt­schaftsmin­isterium gefördert wurde, ist kein Geld eingenomme­n worden. Neben der Entlastung des Netzes ist für eine künftige Nutzung aber auch die Wirtschaft­lichkeit wichtig. Unter diesem Aspekt ist laut Schwaegerl der Einsatz auf dem Regelenerg­iemarkt am effiziente­sten. Das hieße: Die Firma stellt die Batterie zur Verfügung, um die Frequenz im Netz stabil zu halten, und bekommt dafür Geld.

Theoretisc­h, so Schwaegerl, könne man sich solche Speicher auch für Unternehme­n, Kommunen oder als Quartierss­peicher vorstellen. Für einen Einzelnen ist die Batterie nämlich zu groß. Mit ihrer Ladekapazi­tät von 400 Kilowattst­unden und ihrer Leistung von 200 Kilowatt könnte sie 30 Haushalte einen Tag lang versorgen.

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