Ein Speicher für den Strom
Die Lechwerke haben im Unterallgäu mit einer großen Batterie geforscht. Nun zieht der Energieversorger Bilanz
Tussenhausen Bei bestem Sommerwetter produzieren die zahlreichen Photovoltaikanlagen in der Region viel Strom. Doch wohin damit? Zu bestimmten Zeiten ist viel Energie verfügbar – aber das sind nicht immer die Zeiten, in denen sie auch benötigt wird. Eine große Herausforderung für die Betreiber des Stromnetzes: Denn jede Photovoltaikanlage, jedes noch so kleine Windrad und jede Biogasanlage erhöhen die Spannung; das Stromnetz sollte jedoch immer im Gleichgewicht sein.
Neben dem Ausbau des Netzes sollen Speicher helfen, diese Balance herzustellen – doch hier ist noch einiges an Forschung nötig. Deshalb steht seit knapp einem Jahr ein Stromspeicher in Tussenhausen im Landkreis Unterallgäu. Der Ort wurde aus mehreren Gründen ausgewählt. Zum einen speisen dort mehrere Photovoltaikanlagen Strom ein, zum anderen ist ein entsprechend großer Ortsnetztransformator vorhanden.
Die Batterie im Projekt „Smart Power Flow“unterstützt und entlastet das Niederspannungsnetz vor Ort. Es handle sich um den größten Speicher seiner Art in Bayern, teilte die LEW Verteilnetz GmbH (LVN) bei der Inbetriebnahme mit. Die Tochtergesellschaft der Lechwerke hat das Projekt mit dem Reiner Lemoine Institut, der SMA Solar Technology AG und der Younicos AG ins Leben gerufen.
Sechs Szenarien haben Projektleiter Peter Schwaegerl und sein Team seitdem durchgespielt. Denn es ist nicht nur die Spannung, die im Netz stimmen muss, sondern auch andere Faktoren wie die Frequenz. Zwar werden detaillierte Auswertungen erst in den nächsten Monaten vorliegen, eine erste Bilanz fällt jedoch positiv aus. „Anfangs gab es ein paar Kinderkrankheiten, schließlich haben Wechselrichter und Speicher in der Form noch nie zusammengewirkt“, sagt Schwaegerl. Aber: „Alles, was man sich in Simulationen ausgedacht hat, hat funktioniert.“
Mit dem 2,9 Millionen Euro teuren Projekt, das etwa zur Hälfte vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert wurde, ist kein Geld eingenommen worden. Neben der Entlastung des Netzes ist für eine künftige Nutzung aber auch die Wirtschaftlichkeit wichtig. Unter diesem Aspekt ist laut Schwaegerl der Einsatz auf dem Regelenergiemarkt am effizientesten. Das hieße: Die Firma stellt die Batterie zur Verfügung, um die Frequenz im Netz stabil zu halten, und bekommt dafür Geld.
Theoretisch, so Schwaegerl, könne man sich solche Speicher auch für Unternehmen, Kommunen oder als Quartiersspeicher vorstellen. Für einen Einzelnen ist die Batterie nämlich zu groß. Mit ihrer Ladekapazität von 400 Kilowattstunden und ihrer Leistung von 200 Kilowatt könnte sie 30 Haushalte einen Tag lang versorgen.