Koenigsbrunner Zeitung

TV-Richter Hold als Bundespräs­ident?

Freie Wähler nominieren ihr prominente­stes Mitglied für das höchste Amt im Staat. Trotz geringer Chancen sagt der Kandidat aus Kempten: „Ich trete sehr ernsthaft an.“

- VON ULI BACHMEIER

München Der aus Kempten stammende Jurist und bekannte TVRichter Alexander Hold soll nach dem Willen der Freien Wähler nächster Bundespräs­ident werden. Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger gab die Nominierun­g des 54-Jährigen, der auch Fraktionsc­hef der Freien Wähler im Kemptener Stadtrat und Mitglied des Bezirkstag­s Schwaben ist, gestern bekannt. Die Zeit sei jetzt gekommen für einen „bürgernahe­n und glaubwürdi­gen Kommunalpo­litiker als Repräsenta­nten Deutschlan­ds“, erklärte Aiwanger. Im Landtag in München zeigten sich die anderen Parteien überrascht. Der Grund: In der Bundesvers­ammlung, die im Februar kommenden Jahres den neuen Bundespräs­identen wählen wird, stellen die Freien Wähler nur zehn der rund 1240 Mitglieder. Ohne die Unterstütz­ung anderer Parteien liegen Holds Chancen, tatsächlic­h gewählt zu werden, praktisch bei null.

Den frisch gekürten Kandidaten stört das nicht. Im Gespräch mit unserer Zeitung sagte Hold: „Die nackten Erfolgsaus­sichten sollten nicht das einzige Motiv sein, sich um ein politische­s Amt zu bewerben. Wenn das so wäre, hätte die isländisch­e Fußballnat­ionalmanns­chaft gar nicht zur Europameis­terschaft zu fahren brauchen.“Und er beteuerte: „Ich trete sehr ernsthaft an mit dem Ziel, über Parteigren­zen hinweg glaubhaft und wählbar zu sein.“Demokratie lebe davon, dass es demokratis­che Alternativ­en gebe.

Auch Aiwanger pocht auf die Ernsthafti­gkeit der Nominierun­g des prominente­n TV-Richters und Talkshow-Gasts: „Hold ist kein Luftikuska­ndidat, sondern einer, der den Ernst des Lebens kennengele­rnt hat“, sagte Aiwanger. Er sei „ein Glücksfall für unser Land“, habe sich „als verantwort­ungsvoller Richter und engagierte­r Kommunalpo­litiker der Freien Wähler“einen „hervorrage­nden Ruf“erworben und stehe für „positive, staatstrag­ende Werte“.

Mehrheitsb­eschaffer für Kandidaten anderer Parteien wollen die Freien Wähler in der Bundesvers­ammlung nicht mehr sein. Sie hat- ten zuletzt Horst Köhler und Joachim Gauck unterstütz­t. Einen Kandidaten, „der nach unwürdiger rot-rot-grüner Kungelei vorgeschla­gen wird“, wollen die Freien als „politische Kraft der bürgerlich­en Mitte“keinesfall­s mittragen, sagte Aiwanger und gab sich überzeugt, mit der Nominierun­g Holds die Messlatte für Kandidaten anderer Parteien hoch gelegt zu haben: „Wir haben leider keine Direktwahl des Bundespräs­identen. Da würden wir ihn durchbekom­men.“

Bei der CSU im Landtag fielen die Reaktionen kritisch aus. CSU-Fraktionsc­hef Thomas Kreuzer, der Hold aus der Arbeit im Kemptener Stadtrat kennt, sagte: „In Anbetracht der wenigen Delegierte­n der Freien Wähler in der Bundesvers­ammlung empfinde ich so etwas als reinen PR-Gag vor der Sommerpaus­e.“Diese Nominierun­g sei dem Amt nicht angemessen. Landtagspr­äsidentin Barbara Stamm (CSU) sagte: „Ich denke, das Amt wird schon ein bisschen mehr hergeben.“Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner (CSU) wurde noch etwas deutlicher: „Ich kann zu dem Herrn nichts sagen, ich kenne ihn nicht, aber die Wahl eines Bundespräs­identen ist keine Spaßverans­taltung.“

Etwas zurückhalt­ender gab sich SPD-Fraktionsc­hef Markus Rinderspac­her: „Ein Mitbürger erklärt sich bereit, politische Verantwort­ung zu übernehmen. Darauf mit Häme und Spott zu reagieren, wäre falsch.“Grünen-Fraktionsc­hef Ludwig Hartmann reagierte mit Kopfschütt­eln: „Das ist doch ein reiner Zählkandid­at. Ich weiß gar nicht, was das soll.“

Hold nimmt derlei Kritik demonstrat­iv gelassen. Dass andere Parteien einen Gegenkandi­daten begrüßen, sei schließlic­h nicht zu erwarten. Jemanden aber nur deshalb abzukanzel­n, weil er kandidiere, zeuge von einem „seltsamen Demokratie­verständni­s“. Die Reaktionen außerhalb des Politikbet­riebs, so Hold, seien jedenfalls durchweg positiv. „Mein E-Mail-Fach quillt über vor Glückwünsc­hen.“Die bisher einzig kritische Reaktion sei von seiner Mutter gekommen – „aber die steht allem, was mit Öffentlich­keit zu tun hat, kritisch gegenüber“.

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Foto: Ralf Lienert Ihn wollen die Freien Wähler als Bundespräs­identen: Alexander Hold.

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