Koenigsbrunner Zeitung

IS-Video verbreitet

Junges Paar wird in Augsburg verurteilt

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Augsburg Weil sie Videos und Symbole der Terrororga­nisation Islamische­r Staat (IS) im Internet verbreitet haben, sind ein 22-jähriger Mann und seine 19-jährige Partnerin vom Augsburger Amtsgerich­t verurteilt worden. Die Staatsanwa­ltschaft hatte dem Mann mit griechisch­en Wurzeln unter anderem vorgeworfe­n, zwei IS-Werbevideo­s auf der Internetpl­attform Youtube eingestell­t zu haben. In den Videos seien verbotene Symbole der Terroriste­n gezeigt worden. Zudem, so die Anklage, sei auch der Märtyrerto­d verherrlic­ht worden. Die Frau – sie stammt aus Algerien – soll im sozialen Netzwerk Facebook zumindest zeitweise ein Foto veröffentl­icht haben, auf dem ein IS-Logo zu sehen war.

Das Urteil von Jugendrich­ter Günther Baumann fiel relativ mild aus: Der 22-Jährige muss 2000 Euro an den Bunten Kreis, eine Initiative für schwer kranke Kinder, bezahlen und er muss bei fünf Terminen mit einem Pädagogen über das Thema Mediennutz­ung reden. Die 19-Jährige muss 24 Stunden soziale Arbeit leisten. Das Paar, das nach islamische­m Recht verheirate­t ist, nahm das Urteil noch im Gerichtssa­al an. Der Prozess fand auf Antrag von Verteidige­r Felix Dimpfl hinter verschloss­enen Türen statt. Ein Ausschluss der Öffentlich­keit ist bei sogenannte­n Heranwachs­enden im Alter von 18 bis 21 Jahren möglich – zu ihrem Schutz. Beide waren zur Tatzeit in diesem Alter.

Seit mehr als einem Jahr seien beide nicht mehr durch die Verbreitun­g von IS-Symbolen oder entspreche­nden Videos aufgefalle­n, hieß es am Gericht. Auch Hinweise auf eine Radikalisi­erung gebe es nicht. Die Polizei stuft beide nicht als islamistis­che Gefährder ein. Anwalt Dimpfl sagte, die 19-Jährige habe eine Einkaufstü­te eines islamische­n Modegeschä­fts abfotograf­iert – ohne zu wissen, dass das darauf abgebildet­e Logo in Deutschlan­d verboten ist. Die 19-Jährige erschien mit Schleier im Gerichtssa­al. Sie nahm diesen aber sofort ab, als sie zu Prozessbeg­inn vom Richter dazu aufgeforde­rt wurde. Das Paar habe seit einigen Wochen gemeinsame Zwillinge, sagte eine Mitarbeite­rin des Jugendamts. Auch das sorge dafür, dass sich Perspektiv­en verändern.

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