Koenigsbrunner Zeitung

Die Enterprise zerbröselt

Auf Mission zum Planeten Altamid scheint für die Raum-Crew alles aus zu sein

- VON FRED DURAN

Als Regisseur J.J.Abrams 2009 das Ruder der U.S.S. Enterprise übernahm, gelang ihm das Kunststück, die eingeschwo­renen Fans mit Vertrautem zu bedienen und gleichzeit­ig mit den Werkzeugen des modernen High-Tech-Kinos in neue Publikumsg­alaxien vorzustoße­n. Trotz des Erfolges verabschie­dete sich Abrams nach zwei Folgen als Regisseur und wechselte ins Star-WarsLager, um das Erwachen der Macht zu orchestrie­ren. Nun klettert Justin Lin an Bord des legendären Raumschiff­es, der als Regisseur für die letzten drei „Fast & Furious“-Folgen verantwort­lich zeichnet.

Vor diesem Hintergrun­d überrascht die fast schon meditative Ruhe, mit der „Star Trek Beyond“in den Kinosaal einschwebt. 966 Tage sind James T. Kirk (Chris Pine) und seine Crew in den unendliche­n Weiten des Weltraums unterwegs und der diplomatis­che Entdeckera­lltag ist zur langweilig­en Routine geworden. „Es ist schwer, sich geerdet zu fühlen, wenn sogar die Anziehungs­kraft künstlich ist“sinniert der Kapitän aus dem Off. Damit sich Kirk nicht aus dem aktiven Flottendie­nst zurückzieh­t, verschreib­t ihm Regisseur Lin eine rigide Action-Therapie. Einem Hilferuf folgend begeben sich Kirk & Co zum Planeten Altamid, wo tausende Miniatur-Raumschiff­e im KamikazeMo­dus über die Enterprise herfällt. Nach der ewig langen Zerstörung­sorgie kracht das ikonische Gefährt in Einzelteil­en zu Boden und die Crew landet in Rettungska­pseln verstreut auf dem feindliche­n Planeten.

Hier regiert Krall (unter der Reptilienm­aske soll sich Idris Elba befinden) – ein Bösewicht mit einer zerstöreri­schen Superwaffe, wie er schon in vielen Drehbücher­n stand. Auch wenn die Arbeitsbed­ingungen für eine Weltenrett­ung kaum schlechter sein könnten, lautet die Parole der Enterprisl­er wie immer: „Finde Hoffnung im Unmögliche­n.“So wird kräftig geschraubt, rebootet, teleportie­rt und ein tollkühner Plan zur Rettung von Crew und Zivilisati­on ausgeheckt. „Star Trek Beyond“fühlt sich ein wenig an wie eine Enterprise-TV-Folge auf Kokain. Das Handlungsg­erüst von Zerstörung, Wiederaufb­au und Bekämpfung des Bösewichte­s ist von wenig betörender Schlichthe­it und wird durch überdosier­te Action-Orgien kräftig hochfrisie­rt. Von der Vielschich­tigkeit und den Seelenerku­ndungen des Vorgängers „Into Darkness“ist „Beyond“weit entfernt. „Beyond“ist vielleicht der lauteste und spektakulä­rste StarTrek-Film, aber ihm fehlt es entschiede­n an emotionale­r Tiefe und humoristis­cher Freude an den Charaktere­n. ***

Filmstart in vielen Kinos der Region

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Foto: Paramount Pict. In den Trümmern ihres zerstörten Raumschiff­s Enterprise (von links): Spock (Zachary Quinto), Jaylah (Sofia Boutella) und Bones (Karl Urban).

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