Mit Salmonellen gegen Krebs
Mit welchem Trick US-Forscher die Krankheit bekämpfen wollen
San Diego/Cambridge US-Forscher wollen Tumoren mit speziell programmierten Bakterien bekämpfen. Im Fachjournal Nature berichten die Wissenschaftler von der University of California San Diego in La Jolla und dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge von ihrer Entwicklung. Sie hätten sich davon leiten lassen, dass eine Therapie möglichst wenig Schaden im Körper des Patienten anrichten soll, sagte Teamleiter Jeff Hasty in einer Mitteilung seiner Uni.
Die Forscher verwendeten für ihre Therapie Bakterien, die vor allem Tumore besiedeln. In das Erbgut der speziellen Salmonellen setzten sie Gene ein, die eine Art Selbstzerstörungsmechanismus auslösen. So wird ein Protein namens AHL produziert, das sich zwischen den Zellen einer Bakterienkolonie im Tumor verbreitet. Erreicht die AHL-Konzentration einen bestimmten Grenzwert, löst das Protein die Produktion eines Stoffes aus, der die Bakterienzelle auflöst. Einige der Salmonellen überleben die Massenselbsttötung und können wieder eine Population aufbauen.
Während die genveränderten Salmonellen sich vermehren, produzieren sie ein Gift, das Krebszellen tötet. Lösen sich die Bakterien auf, wird dieses Gift freigesetzt.
Siegfried Weiß vom HelmholtzZentrum für Infektionsforschung in Braunschweig findet das Konzept der US-Forscher innovativ. Dass Salmonellen einen bestimmten Stoff produzieren, sei zwar nicht schwierig, sagt er. Dass sie diesen Stoff freisetzen schon. „Dieses Problem haben die Forscher sehr elegant gelöst“, betont Weiß, der nicht an der Studie beteiligt war.
Nachdem die kalifornischen Kollegen die Wirkung der Bakterien gezeigt hatten, setzte das MIT-Team die Zellen krebskranken Mäusen ein. Dabei zeigte sich, dass die Salmonellen das Wachstum von Darmund Lebertumoren einschränken, sie aber nicht abtöten. Die besten Ergebnisse brachte eine Kombination aus drei veränderten Bakterienstämmen, die unterschiedliche Wirkstoffe produzieren, und einer Chemotherapie. Damit stieg die Lebenserwartung der Mäuse um 50 Prozent an. Das Konzept sei spannend und absolut neu, betont Mathias Heikenwälder vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg, der nicht an der Studie beteiligt war. „Das synchronisierte Auflösen einer Bakterienpopulation ist beeindruckend!“Allerdings seien noch einige Fragen offen, etwa, ob das Konzept auf die klinische Anwendung übertragbar sei.