Fugger-Express: Jeder zehnte Zug kommt zu spät
Heute wollen Politiker einen Brief an den Freistaat schicken. Denn 2021 werden die Karten im S-Bahn-ähnlichen Verkehr neu gemischt. Auch der Fahrgastverband Pro Bahn fordert mehr Züge und Pünktlichkeit
Region Der Fahrgastverband Pro Bahn fordert für Pendler und Reisende in der Region an diversen Stellen Verbesserungen. Rückenwind kommt aus der Politik: Die Spitzen von Stadt und Landkreisen wollen heute einen Brief an die Bayerische Eisenbahngesellschaft unterzeichnen. Gefordert werden mehr Pünktlichkeit, eine Schließung von Taktlücken und eine bessere Bedienung am Wochenende.
Hintergrund ist, dass in vier Jahren die Karten im S-Bahn-ähnlichen Nahverkehr rund um Augsburg neu gemischt werden. Der Fugger-Express (Donauwörth/Dinkelscherben – Augsburg – München), die Paartalbahn (Richtung Friedberg/Aichach/Ingolstadt) sowie die Ammerseebahn (Richtung Weilheim/ Schongau) werden neu ausgeschrieben. Zuständig ist die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die als Tochter des Freistaats den Schienennahverkehr organisiert. Derzeit wird der Fugger-Express von der Deutschen Bahn betrieben, Ammerseeund Paartalbahn von der privaten Bayerischen Regiobahn.
Der Fahrgastverband Pro Bahn fordert nun, bei der Neuausschreibung die Weichen rechtzeitig so zu stellen, dass Schwachpunkte beseitigt werden. Mit dem Start des Regio-Schienen-Taktes vor acht Jahren kam es schon zu deutlichen Verbesserungen im Zugangebot. Allerdings lässt die Pünktlichkeit nach wie vor zu wünschen übrig, wie München-Pendler regelmäßig miterleben müssen.
Gefordert werden vertraglich 96 Prozent Pünktlichkeit (als Verspätung zählen mehr als fünf Minuten Verzögerung). Faktisch lag die Pünktlichkeit zuletzt bei etwa 90 Prozent – jeder zehnte Zug kam also zu spät. Immerhin: Der Wert vom Juni 2016 liegt bei 92,5 Prozent, wobei die Sommermonate witterungsbedingt meist besser abschneiden als der Winter. Der viergleisige Ausbau nach München hat, was die Fahrplanstabilität betrifft, nicht die erhofften Verbesserungen gebracht. Nach wie vor ist zu wenig Platz auf den Gleisen. Bereits auf dem Weg von Dinkelscherben oder Donauwörth nach Augsburg würden Fugger-Express-Züge oft von verspäteten Fernverkehrszügen überholt. Folge: Der Nahverkehrszug muss warten und kommt mit Verspätung in Augsburg an. Verschärft wird die Problematik dadurch, dass in Augsburg Zugteile aus Donauwörth und Dinkelscherben zu einem Zug Richtung München vereinigt werden – hat ein Zugteil Verspätung, muss der andere im Hauptbahnhof warten. Etwa 50 Prozent der Verspätungen, so die Bahn, würden durch andere Züge aus dem Fern- und Güterverkehr verursacht.
Züge bekommen bei dieser Gleissituation noch mehr Verspätung. Es herrscht Stau auf der Schiene“, sagt Jörg Lange, der beim Fahrgastverband Pro Bahn den Fugger-Express betreut. Ein Lösungsansatz ist ein zusätzliches Nahverkehrsgleis, wie es für die Strecke nach Dinkelscherben vorgesehen ist (Richtung Donauwörth dürfte sich vorläufig nichts tun). Allerdings wird es bis zur Fertigstellung noch etliche Jahre dauern.
„Insofern muss der Freistaat schon 2021 darauf achten, ein Betriebskonzept zu fordern, mit dem die 96 Prozent Pünktlichkeit auch einhaltbar sind“, so Lange. So sei das Konzept mit den durchgehenden Zügen aus Donauwörth und Dinkelscherben Richtung München zu hinterfragen. Auch über längere Wendezeiten müsse nachgedacht werden, um Pufferzeiten zu haben. Die DB sieht Pro Bahn nicht als eigentlich Schuldigen. Sie setze das geforderte Betriebskonzept mehr oder weniger gut um.
Pro Bahn hat auch Lücken im Takt ausgemacht. So gibt es morgens in der Hauptverkehrszeit eine 43-minütige Pause für Pendler, die von Gersthofen Richtung Augsburg wollen. Auch auf der „Stammstrecke“in Augsburg zwischen Oberhausen und Hochzoll gibt es abends 50-minütige Pausen. Gefordert wird auch, dass Züge am Wochenende statt im 60- im 30-Minutentakt fahren. „Wenn man Leute dazu bringen will, zum Einkaufen nach Augsburg mit dem Zug zu fahren, passt dieses Angebot nicht“, so Lange.
Wenn sich die Träger des Augs„Verspätete burger Tarif- und Verkehrsverbundes heute turnusgemäß treffen, werden sie ein Schreiben mit Forderungen an den Freistaat formulieren, sagte AVV-Chef Olaf von Hoerschelmann am Montag bei einer Veranstaltung der Landkreis-CSU zum Nahverkehr in Stadtbergen. Themen seien auch mehr Züge in Hauptverkehrszeiten (nachmittags von München nach Augsburg) sowie die Ausstattung der Fahrzeuge. Die Bahn hatte mit ihren Triebwagen des Herstellers Alstom keinen guten Start hingelegt. Immer wieder kam es zu technischen Problemen. Auch das Fehlen von Gepäckablagen und geringe Sitzabstände wurden kritisiert. Nachdem Pro Bahn 3300 Unterschriften für eine Petition im Landtag gesammelt hatte, kam es zu Umbauten.