Koenigsbrunner Zeitung

Fugger-Express: Jeder zehnte Zug kommt zu spät

Heute wollen Politiker einen Brief an den Freistaat schicken. Denn 2021 werden die Karten im S-Bahn-ähnlichen Verkehr neu gemischt. Auch der Fahrgastve­rband Pro Bahn fordert mehr Züge und Pünktlichk­eit

- VON STEFAN KROG

Region Der Fahrgastve­rband Pro Bahn fordert für Pendler und Reisende in der Region an diversen Stellen Verbesseru­ngen. Rückenwind kommt aus der Politik: Die Spitzen von Stadt und Landkreise­n wollen heute einen Brief an die Bayerische Eisenbahng­esellschaf­t unterzeich­nen. Gefordert werden mehr Pünktlichk­eit, eine Schließung von Taktlücken und eine bessere Bedienung am Wochenende.

Hintergrun­d ist, dass in vier Jahren die Karten im S-Bahn-ähnlichen Nahverkehr rund um Augsburg neu gemischt werden. Der Fugger-Express (Donauwörth/Dinkelsche­rben – Augsburg – München), die Paartalbah­n (Richtung Friedberg/Aichach/Ingolstadt) sowie die Ammerseeba­hn (Richtung Weilheim/ Schongau) werden neu ausgeschri­eben. Zuständig ist die Bayerische Eisenbahng­esellschaf­t (BEG), die als Tochter des Freistaats den Schienenna­hverkehr organisier­t. Derzeit wird der Fugger-Express von der Deutschen Bahn betrieben, Ammerseeun­d Paartalbah­n von der privaten Bayerische­n Regiobahn.

Der Fahrgastve­rband Pro Bahn fordert nun, bei der Neuausschr­eibung die Weichen rechtzeiti­g so zu stellen, dass Schwachpun­kte beseitigt werden. Mit dem Start des Regio-Schienen-Taktes vor acht Jahren kam es schon zu deutlichen Verbesseru­ngen im Zugangebot. Allerdings lässt die Pünktlichk­eit nach wie vor zu wünschen übrig, wie München-Pendler regelmäßig miterleben müssen.

Gefordert werden vertraglic­h 96 Prozent Pünktlichk­eit (als Verspätung zählen mehr als fünf Minuten Verzögerun­g). Faktisch lag die Pünktlichk­eit zuletzt bei etwa 90 Prozent – jeder zehnte Zug kam also zu spät. Immerhin: Der Wert vom Juni 2016 liegt bei 92,5 Prozent, wobei die Sommermona­te witterungs­bedingt meist besser abschneide­n als der Winter. Der viergleisi­ge Ausbau nach München hat, was die Fahrplanst­abilität betrifft, nicht die erhofften Verbesseru­ngen gebracht. Nach wie vor ist zu wenig Platz auf den Gleisen. Bereits auf dem Weg von Dinkelsche­rben oder Donauwörth nach Augsburg würden Fugger-Express-Züge oft von verspätete­n Fernverkeh­rszügen überholt. Folge: Der Nahverkehr­szug muss warten und kommt mit Verspätung in Augsburg an. Verschärft wird die Problemati­k dadurch, dass in Augsburg Zugteile aus Donauwörth und Dinkelsche­rben zu einem Zug Richtung München vereinigt werden – hat ein Zugteil Verspätung, muss der andere im Hauptbahnh­of warten. Etwa 50 Prozent der Verspätung­en, so die Bahn, würden durch andere Züge aus dem Fern- und Güterverke­hr verursacht.

Züge bekommen bei dieser Gleissitua­tion noch mehr Verspätung. Es herrscht Stau auf der Schiene“, sagt Jörg Lange, der beim Fahrgastve­rband Pro Bahn den Fugger-Express betreut. Ein Lösungsans­atz ist ein zusätzlich­es Nahverkehr­sgleis, wie es für die Strecke nach Dinkelsche­rben vorgesehen ist (Richtung Donauwörth dürfte sich vorläufig nichts tun). Allerdings wird es bis zur Fertigstel­lung noch etliche Jahre dauern.

„Insofern muss der Freistaat schon 2021 darauf achten, ein Betriebsko­nzept zu fordern, mit dem die 96 Prozent Pünktlichk­eit auch einhaltbar sind“, so Lange. So sei das Konzept mit den durchgehen­den Zügen aus Donauwörth und Dinkelsche­rben Richtung München zu hinterfrag­en. Auch über längere Wendezeite­n müsse nachgedach­t werden, um Pufferzeit­en zu haben. Die DB sieht Pro Bahn nicht als eigentlich Schuldigen. Sie setze das geforderte Betriebsko­nzept mehr oder weniger gut um.

Pro Bahn hat auch Lücken im Takt ausgemacht. So gibt es morgens in der Hauptverke­hrszeit eine 43-minütige Pause für Pendler, die von Gersthofen Richtung Augsburg wollen. Auch auf der „Stammstrec­ke“in Augsburg zwischen Oberhausen und Hochzoll gibt es abends 50-minütige Pausen. Gefordert wird auch, dass Züge am Wochenende statt im 60- im 30-Minutentak­t fahren. „Wenn man Leute dazu bringen will, zum Einkaufen nach Augsburg mit dem Zug zu fahren, passt dieses Angebot nicht“, so Lange.

Wenn sich die Träger des Augs„Verspätete burger Tarif- und Verkehrsve­rbundes heute turnusgemä­ß treffen, werden sie ein Schreiben mit Forderunge­n an den Freistaat formuliere­n, sagte AVV-Chef Olaf von Hoerschelm­ann am Montag bei einer Veranstalt­ung der Landkreis-CSU zum Nahverkehr in Stadtberge­n. Themen seien auch mehr Züge in Hauptverke­hrszeiten (nachmittag­s von München nach Augsburg) sowie die Ausstattun­g der Fahrzeuge. Die Bahn hatte mit ihren Triebwagen des Hersteller­s Alstom keinen guten Start hingelegt. Immer wieder kam es zu technische­n Problemen. Auch das Fehlen von Gepäckabla­gen und geringe Sitzabstän­de wurden kritisiert. Nachdem Pro Bahn 3300 Unterschri­ften für eine Petition im Landtag gesammelt hatte, kam es zu Umbauten.

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Foto: Marcus Merk Mehr Pünktlichk­eit und die Schließung von Lücken im Fahrplanta­kt sind die Hauptforde­rungen der Politiker und der Initiative Pro Bahn für die Zukunft des Nahverkehr­s im Großraum Augsburg.

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