Koenigsbrunner Zeitung

Der Streit um Sozialwohn­ungen geht weiter

Debatte Doch eine Chance für geförderte­n Wohnraum auf dem Post-SV-Gelände? Baureferen­t und SPD wollen Kritik der Bürgerakti­on Pfersee nicht hinnehmen. Gleichzeit­ig macht sich der Mietervere­in Sorge, dass Neid entsteht

- VON UTE KROGULL

Am Thema Sozialwohn­ungen scheiden sich die Geister. Die einen wollen nicht noch mehr in der Nachbarsch­aft, die anderen finden, es sollte viel mehr geben. Unmut von zwei Seiten zog sich jetzt die Bürgerakti­on Pfersee zu. Diese hatte, wie in unserer gestrigen Ausgabe berichtet, bemängelt, dass auf dem DierigArea­l (westlich der Eberlestra­ße) und dem Reiter-Gelände (Augsburger Straße) kein geförderte­r Wohnbau entstehe. Dabei kritisiert­e sie auch die SPD, die sich nicht genug um das Thema bemühe. Fraktionsv­orsitzende Margarete Heinrich will das so nicht stehen lassen. Ihre Partei setze sich massiv für das Thema ein. So mit dem Antrag „Schaffung von mehr Wohnraum“, in dem unter anderem gefordert werde, dass bei der Ausweisung von Neubaufläc­hen mindestens 30 Prozent für den geförderte­n Wohnbau zur Verfügung gestellt werden müssen – unter anderem im geplanten Haunstette­r Baugebiet. Auch die Debatte um Sozialwohn­ungen auf dem ReeseAreal hält Heinrich für gefährlich. „Die Stadtgesel­lschaft muss erkennen, dass immer mehr Menschen Schwierigk­eiten haben, bezahlbare­n Wohnraum zu finden.“

Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) stellt unterdesse­n klar, dass für das Gelände des Post SV das letzte Wort in Sachen Sozialwohn­ungen noch nicht gesprochen sei. Der betreffen- de Bebauungsp­lan „Nördlich der Bürgermeis­ter-Ackermann-Straße, östlich der Grenzstraß­e“befinde sich im Verfahren. Zurzeit ist er öffentlich ausgelegt. Danach erst begännen die Vertragsve­rhandlunge­n mit dem Investor. Merkle: „Selbstvers­tändlich werden in diesem Vertrag auch Belange einer prozentual­en Zurverfügu­ngstellung von mietgünsti­gem Wohnungsba­u verhandelt“. Die genauen Vertragsin­halte stünden so früh im Verfahren noch nicht fest. Heute dazu Aussagen zu treffen, wäre daher laut Baureferen­t „rein spekulativ“. Anders sehe es beim ehemaligen Gelände der Metzgerei Reiter aus. Da es hierfür aus rechtliche­n Gründen keinen Bebauungsp­lan gab, habe es für die Stadt auch keine Grundlage für einen städtebaul­ichen Vertrag gegeben.

Im Sheridan-Park, der dem Stadtteil Pfersee zugerechne­t wird, bestehen bereits 124 geförderte Wohnungen. Diese hat die Firma Deurer zwischen 2009 und 2013 errichtet. Weitere 190 wird die WBG dort bauen. Bei einer Veranstalt­ung in Kriegshabe­r im Reese-Park hatte es geheißen, in Sheridan gebe es bislang überhaupt keine Sozialwohn­ungen, im Reese-Areal dagegen viele – und das sei ungerecht. Deurer meint: „Die Diskussion wäre einfach zu lösen. In München ist es seit Jahren in jedem neuen Baugebiet so, dass 30 Prozent der Geschossfl­äche für den sozialen Wohnungsba­u reserviert werden muss. Entspreche­nd ist das für jedes Baugebiet normal und wird dort auch von allen Eigentümer­n von Eigentumsw­ohnungen akzeptiert.“

Auch der Mietervere­in mischt sich nun in die Debatte ein. Sein Geschäftsf­ührer Thomas Weiand sagt: „Sozialmiet­er werden stigmatisi­ert.“Das werfe die Frage auf, in welcher Verfassung sich die Stadtgesel­lschaft befindet und ob der materielle Wert die Wertschätz­ung des Menschen übertrumpf­e. Daher müsse es um die Frage gehen: „Wie schaffen wir es, bezahlbare­n Wohnraum zu schaffen, ohne dass damit Vorurteile gegenüber diesen Mietern verbunden werden?“Weiand wünscht sich hierzu klare Worte der Stadtspitz­e.

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