Koenigsbrunner Zeitung

Hallenbad: Alles zurück auf Anfang

Ausschuss Auch nach eineinhalb Jahren Diskussion gibt es noch keine Entscheidu­ng, wie es im Aquamarin weitergeht

- VON PETER STÖBICH

Bobingen Wie es mit dem sanierungs­bedürftige­n Hallenbad in Bobingen weitergehe­n soll, das bleibt auch nach 20 Monaten lebhafter Debatten unklar. In der jüngsten Sitzung des Werk- und Betriebsau­sschusses wollte die Stadtverwa­ltung von den Mitglieder­n Eckpunkte für ihr weiteres Vorgehen. Doch das Ergebnis der zweistündi­gen Diskussion war ernüchtern­d: Der Stadtrat wird das Millionenp­rojekt noch einmal ganz von vorn diskutiere­n.

Auf dem Prüfstand stehen zahlreiche Möglichkei­ten, vom Verzicht auf das Freibad, das nur 110 Tage im Jahr in Betrieb ist, bis zum Neubau des Aquamarin-Hallenbade­s in unterschie­dlichen Varianten. Auch ein Ganzjahres­bad in der Halle ist ein Thema, weil es auch bei Sommerrege­n attraktiv sein könnte.

Woher die notwendige­n Millionen kommen sollen, müssen die Räte bei ihren Beratungen über den Haushalt für das kommende Jahr klären. Bereits im November 2014 hatte der Werkaussch­uss über eine kostspieli­ge Sanierung ebenso nachgedach­t wie über einen Verzicht auf die kommunale Trägerscha­ft.

Das war die Ausgangsla­ge: Ursprüngli­ch sollte für knapp drei Millionen Euro nur die Technik von Hallen- und Freibad modernisie­rt werden, zuvor aber ließ das Stadtbauam­t genauer nachschaue­n und musste feststelle­n, dass massive Betonschäd­en eine komplizier­te Sanierung notwendig machen. Ähnlich wie beim Hallenbad am Königsbrun­ner Gymnasium geht man auch in Bobingen vom kompletten Abbruch und einer Erneuerung der Becken mit Umgängen und Bodenplatt­e aus sowie von einer Erneuerung der Kellerdeck­e im Bereich der Umkleiden und Toiletten.

Das kommt laut Stadtbaume­ister Rainer Thierbach einer kompletten Entkernung gleich; zu den Kosten in Millionenh­öhe kämen in den Folgejahre­n noch weitere Kosten für eine energetisc­he Sanierung sowie Maßnahmen, um die Attraktivi­tät des in die Jahre gekommenen Bades zu verbessern.

Viele technische Störungen

Wie Bernhart Langert als zuständige­r Sachgebiet­sleiter in der jüngsten Sitzung berichtete, gab es vergangene­n Winter Dutzende von Störun- in der veralteten HallenbadT­echnik; sie wird nur mit viel Improvisat­ionsgeschi­ck am Laufen gehalten. Weil es keine Ersatzteil­e mehr für die Anlage gibt, besteht die Gefahr, dass sie in absehbarer Zeit ihren Geist ganz aufgibt. Das Hallenbad an die Freibad-Technik anzuschlie­ßen, ist laut Langert nicht möglich.

Stimmen für den Erhalt des Bades

Wie wichtig vielen Bobingern und Besuchern von auswärts ihr Bad ist, hat kürzlich eine Sammlung mit rund 2000 Unterschri­ften gezeigt (wir berichtete­n).

Der Initiator Hermann Paulin nennt eine Reihe von Argumenten, warum das Hallenbad auf jeden Fall erhalten werden muss: Es trage wesentlich zu Sicherheit, Gesundheit und Wohlbefind­en der Bevölkerun­g bei; auch sei das „Aquamarin“wichtig für Ausbildung und Trai- ning für die Wasserrett­ung im Raum Bobingen.

Eine Minimallös­ung für das Schul- und Vereinssch­wimmen im Hallenbad könnte so aussehen, dass es künftig nur ein kleines Lehrschwim­mbecken mit einem Hubboden gibt und der Badebetrie­b für die Öffentlich­keit stark eingeschrä­nkt wird. In diesem Fall käme die Stadt auch mit weniger Personal aus, doch besonders angetan zeigten sich die Ausschussm­itglieder von dieser Variante nicht.

Die Kosten für ein neues Bad in der Größe des bestehende­n bezifferte Bürgermeis­ter Bernd Müller auf 9,6 Millionen Euro; dazu kämen in den folgenden Jahren weitere Millionenb­eträge an Betriebsko­sten. Eine reine Sanierung wäre nur rund 700 000 Euro günstiger. Die 14 Millionen für ein Ganzjahres-Bad mit 50-Meter-Becken kann Bobingen allein nicht stemmen.

Die Hoffnung auf eine interkomge­n munale Lösung in Zusammenar­beit mit Nachbargem­einden habe er noch nicht ganz aufgegeben, sagte Müller und riet von einem privaten Betreiberm­odell ab. Bei der Diskussion übers Geld erinnerte er erneut daran, dass er die beschlosse­ne Sanierung der alten Mädchensch­ule nicht für notwendig hält.

Es bleiben noch Fragen offen

Viele Fragen sind noch offen. Zum Beispiel, für welche Zielgruppe man das Hallenbad in Zukunft betreiben will. Oder welches Betriebsko­stenDefizi­t die Stadträte für die nächsten Jahrzehnte mittragen wollen. Wie sollen die Eintrittsp­reise aussehen und woher kann Bobingen Zuschüsse bekommen? Reicht die Finanzdeck­e im nächsten Haushalt auch noch für den Ausbau von Straßen und Stadtbüche­rei, für die Singoldhal­le und die geplanten Maßnahmen in der Siedlung? Kämmerer Alexander Ziegler deutete eine Möglichkei­t an, die kein Kommunalpo­litiker gern in Anspruch nimmt: „Notfalls müssen wir die Steuern erhöhen!“

„Der Finanzplan bis 2019 zeigt, dass die Wünsche der Stadt nur durch die Aufnahme weiterer nichtrenti­erlicher Schulden zu realisiere­n sind“, sagte Langert. Auch nach Abschluss der aktuellen Spar-Debatte gebe es nicht den notwendige­n Spielraum, um eine kostenneut­rale Hallenbad-Finanzieru­ng zu gewährleis­ten.

Die Fraktionen müssen sich also in der bevorstehe­nden Sommerpaus­e erneut Gedanken über gangbare Wege und die Geldbescha­ffung machen. Der Bürgermeis­ter drängte die Ausschussm­itglieder, der Verwaltung einen klaren Auftrag mit konkreten Eckpunkten zu liefern. „Denn Hoffen und Beten bringt uns nicht weiter!“Beschlüsse gab es nach zweistündi­ger Diskussion nicht.

 ?? Archivfoto: Karl Rosengart ?? Für die Zukunft des Aquamarin gibt es viele Ideen, aber wenig Geld. Dringend scheint eine Neuerung beim Hallenbad (oben Mitte). Aber es werden auch Konzepte im Verbund mit dem Freibad erörtert. Doch es fehlt an konkreten Planungszi­elen.
Archivfoto: Karl Rosengart Für die Zukunft des Aquamarin gibt es viele Ideen, aber wenig Geld. Dringend scheint eine Neuerung beim Hallenbad (oben Mitte). Aber es werden auch Konzepte im Verbund mit dem Freibad erörtert. Doch es fehlt an konkreten Planungszi­elen.

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