Hallenbad: Alles zurück auf Anfang
Ausschuss Auch nach eineinhalb Jahren Diskussion gibt es noch keine Entscheidung, wie es im Aquamarin weitergeht
Bobingen Wie es mit dem sanierungsbedürftigen Hallenbad in Bobingen weitergehen soll, das bleibt auch nach 20 Monaten lebhafter Debatten unklar. In der jüngsten Sitzung des Werk- und Betriebsausschusses wollte die Stadtverwaltung von den Mitgliedern Eckpunkte für ihr weiteres Vorgehen. Doch das Ergebnis der zweistündigen Diskussion war ernüchternd: Der Stadtrat wird das Millionenprojekt noch einmal ganz von vorn diskutieren.
Auf dem Prüfstand stehen zahlreiche Möglichkeiten, vom Verzicht auf das Freibad, das nur 110 Tage im Jahr in Betrieb ist, bis zum Neubau des Aquamarin-Hallenbades in unterschiedlichen Varianten. Auch ein Ganzjahresbad in der Halle ist ein Thema, weil es auch bei Sommerregen attraktiv sein könnte.
Woher die notwendigen Millionen kommen sollen, müssen die Räte bei ihren Beratungen über den Haushalt für das kommende Jahr klären. Bereits im November 2014 hatte der Werkausschuss über eine kostspielige Sanierung ebenso nachgedacht wie über einen Verzicht auf die kommunale Trägerschaft.
Das war die Ausgangslage: Ursprünglich sollte für knapp drei Millionen Euro nur die Technik von Hallen- und Freibad modernisiert werden, zuvor aber ließ das Stadtbauamt genauer nachschauen und musste feststellen, dass massive Betonschäden eine komplizierte Sanierung notwendig machen. Ähnlich wie beim Hallenbad am Königsbrunner Gymnasium geht man auch in Bobingen vom kompletten Abbruch und einer Erneuerung der Becken mit Umgängen und Bodenplatte aus sowie von einer Erneuerung der Kellerdecke im Bereich der Umkleiden und Toiletten.
Das kommt laut Stadtbaumeister Rainer Thierbach einer kompletten Entkernung gleich; zu den Kosten in Millionenhöhe kämen in den Folgejahren noch weitere Kosten für eine energetische Sanierung sowie Maßnahmen, um die Attraktivität des in die Jahre gekommenen Bades zu verbessern.
Viele technische Störungen
Wie Bernhart Langert als zuständiger Sachgebietsleiter in der jüngsten Sitzung berichtete, gab es vergangenen Winter Dutzende von Störun- in der veralteten HallenbadTechnik; sie wird nur mit viel Improvisationsgeschick am Laufen gehalten. Weil es keine Ersatzteile mehr für die Anlage gibt, besteht die Gefahr, dass sie in absehbarer Zeit ihren Geist ganz aufgibt. Das Hallenbad an die Freibad-Technik anzuschließen, ist laut Langert nicht möglich.
Stimmen für den Erhalt des Bades
Wie wichtig vielen Bobingern und Besuchern von auswärts ihr Bad ist, hat kürzlich eine Sammlung mit rund 2000 Unterschriften gezeigt (wir berichteten).
Der Initiator Hermann Paulin nennt eine Reihe von Argumenten, warum das Hallenbad auf jeden Fall erhalten werden muss: Es trage wesentlich zu Sicherheit, Gesundheit und Wohlbefinden der Bevölkerung bei; auch sei das „Aquamarin“wichtig für Ausbildung und Trai- ning für die Wasserrettung im Raum Bobingen.
Eine Minimallösung für das Schul- und Vereinsschwimmen im Hallenbad könnte so aussehen, dass es künftig nur ein kleines Lehrschwimmbecken mit einem Hubboden gibt und der Badebetrieb für die Öffentlichkeit stark eingeschränkt wird. In diesem Fall käme die Stadt auch mit weniger Personal aus, doch besonders angetan zeigten sich die Ausschussmitglieder von dieser Variante nicht.
Die Kosten für ein neues Bad in der Größe des bestehenden bezifferte Bürgermeister Bernd Müller auf 9,6 Millionen Euro; dazu kämen in den folgenden Jahren weitere Millionenbeträge an Betriebskosten. Eine reine Sanierung wäre nur rund 700 000 Euro günstiger. Die 14 Millionen für ein Ganzjahres-Bad mit 50-Meter-Becken kann Bobingen allein nicht stemmen.
Die Hoffnung auf eine interkomgen munale Lösung in Zusammenarbeit mit Nachbargemeinden habe er noch nicht ganz aufgegeben, sagte Müller und riet von einem privaten Betreibermodell ab. Bei der Diskussion übers Geld erinnerte er erneut daran, dass er die beschlossene Sanierung der alten Mädchenschule nicht für notwendig hält.
Es bleiben noch Fragen offen
Viele Fragen sind noch offen. Zum Beispiel, für welche Zielgruppe man das Hallenbad in Zukunft betreiben will. Oder welches BetriebskostenDefizit die Stadträte für die nächsten Jahrzehnte mittragen wollen. Wie sollen die Eintrittspreise aussehen und woher kann Bobingen Zuschüsse bekommen? Reicht die Finanzdecke im nächsten Haushalt auch noch für den Ausbau von Straßen und Stadtbücherei, für die Singoldhalle und die geplanten Maßnahmen in der Siedlung? Kämmerer Alexander Ziegler deutete eine Möglichkeit an, die kein Kommunalpolitiker gern in Anspruch nimmt: „Notfalls müssen wir die Steuern erhöhen!“
„Der Finanzplan bis 2019 zeigt, dass die Wünsche der Stadt nur durch die Aufnahme weiterer nichtrentierlicher Schulden zu realisieren sind“, sagte Langert. Auch nach Abschluss der aktuellen Spar-Debatte gebe es nicht den notwendigen Spielraum, um eine kostenneutrale Hallenbad-Finanzierung zu gewährleisten.
Die Fraktionen müssen sich also in der bevorstehenden Sommerpause erneut Gedanken über gangbare Wege und die Geldbeschaffung machen. Der Bürgermeister drängte die Ausschussmitglieder, der Verwaltung einen klaren Auftrag mit konkreten Eckpunkten zu liefern. „Denn Hoffen und Beten bringt uns nicht weiter!“Beschlüsse gab es nach zweistündiger Diskussion nicht.