Koenigsbrunner Zeitung

CSU will Bürger um zehn Milliarden jährlich entlasten

Wie der bayerische Finanzmini­ster für mehr Gerechtigk­eit sorgen möchte und wer konkret davon profitiere­n könnte

- VON HENRY STERN

München Die CSU zieht mit einem Steuersenk­ungsverspr­echen in den Bundestags­wahlkampf: „Wir wollen etwas zurückgebe­n, was den Bürgern über die Politik der niedrigen Zinsen genommen wird“, sagte Bayerns Finanzmini­ster Markus Söder bei der Vorstellun­g der Grundzüge eines mit CSU-Chef Horst Seehofer abgestimmt­en „Bayern-Tarifs“in München.

Die aktuelle europäisch­e Zinspoliti­k führe dazu, „dass sich Schuldenma­chen mehr lohnt als Sparen“, kritisiert­e Söder. Damit eröffne sich aber dem Staat die Möglichkei­t, „sich billig zu entschulde­n“. Im Jahr 2008 bezahlte der Bund noch 40,2 Milliarden Euro Zinsen. Diese Summe werde sich durch die Niedrigzin­sen bis 2017 fast halbieren. „Damit wird der Bund mehr als zwanzig Milliarden Euro mehr Gestaltung­smasse haben“, sagte der Minister. Geld, das nicht nur zur Sanierung des Staatshaus­haltes zur Verfügung stehen dürfe, sondern den Bürgern zumindest teilweise zurückgege­ben werden müsse. Es handle sich deshalb bei den CSU-Plänen „nicht um ein Steuergesc­henk“, sondern vielmehr um eine „besonders faire Form der Gerechtigk­eit“, formuliert­e es Söder.

Konkret will er bei der Einkommens­teuer den überpropor­tionalen Anstieg der Steuerlast bei steigendem Einkommen (Progressio­n) abflachen. Das entlaste vor allem kleine und mittlere Verdiener. Derzeit, so Söder, flössen bei einem Jahresbrut­tolohn von 12000 Euro von zusätzlich verdienten hundert Euro 14,30 Euro an den Staat – bei 18 000 Euro Jahresbrut­to bereits 24,10 Euro. „Dafür gibt es keine sachliche Rechtferti­gung“, findet Söder.

Die Reform würde nach CSU-Berechnung­en einem Schreiner mit 23 000 Euro Jahresverd­ienst 180 Euro zusätzlich in der Tasche lassen, einem Facharbeit­er (60 000 Euro brutto) 380 Euro. Ein verheirate­ter Handwerksm­eister (40 000 Euro brutto) würde mit rund 300 Euro entlastet. Deutschlan­dweit könnte das Vorhaben Arbeitnehm­ern schon ab 2019 rund zehn Milliarden Euro bringen. Söder: „Das Konzept wäre damit die größte tarifliche Nettosteue­rentlastun­g seit der Wiedervere­inigung.“

Ebenfalls zum CSU-Finanzkonz­ept für den Wahlkampf soll die Forderung eines „Baukinderg­eldes“gehören: Ähnlich der früheren Eigenheimz­ulage sollen Familien beim Eigenheime­rwerb unabhängig vom Einkommen zehn Jahre lang pro Kind 1200 Euro bekommen. Damit sollen Familien in Ballungsrä­umen leichter Immobilien kaufen können. Dass auch beim CSU-Konzept jeder zusätzlich verdiente Euro bei niedrigere­n Einkommen stärker belastet wird als bei hohem Verdienst, begründete der Finanzmini­ster mit den finanziell­en Spielräume­n: „Ich will hier keine Freibier-für-alleVerans­taltung machen“, sagte er. Die Entlastung durch das Konzept bleibe im Rahmen der finanziell­en Spielräume und sei deshalb ein „seriöser Vorschlag“.

Söder verlangte im Übrigen, Überlegung­en auf Bundeseben­e, den Solidaritä­tszuschlag über 2019 hinaus fortzuführ­en oder umzuwandel­n, endgültig zu begraben. „Es reicht jetzt mit dem Soli“, sagte er – und schlug einen Abbau um jährlich 0,5 Prozentpun­kte ab 2020 vor. Damit fiele der Aufschlag (5,5 Prozent des Steuerbetr­ags aus Einkommen-, Kapitalert­rag- und Körperscha­ftsteuer) im Jahr 2030 endgültig weg.

„Wir wollen etwas zurückgebe­n, was den Bürgern über die Politik der niedrigen Zinsen genommen wird.“

Markus Söder

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