Koenigsbrunner Zeitung

Landwirte wehren sich gegen Lidl

Milchviehh­alter kritisiere­n Anforderun­gskatalog. Der Bauernverb­and kontert bayernweit

- VON THOMAS WUNDER

Landsberg Natürlich hadert Leonhard Welzmiller mit dem niedrigen Milchpreis. Sein Besuch gestern in der Lidl-Filiale am Penzinger Feld in Landsberg hatte aber einen anderen Grund. Dem Obmann des Bayerische­n Bauernverb­andes im Landkreis Landsberg stößt es sauer auf, dass der Discounter mit der Umstellung seiner Eigenmarke Milbona auf gentechnik­freie Frischmilc­h einen Anforderun­gskatalog an die Molkereien verschickt hat, der die Bauern in ihrer Berufsehre verletze und ihnen zusätzlich­e Kosten verursache.

Anfang des Jahres übermittel­te Lidl seine Grundanfor­derungen an Milchbauer­n, Lieferante­n und Molkereien. Darin enthalten sind Vorgaben, die den Landwirten nach Meinung des Bauernverb­andes neue finanziell­e Anstrengun­gen abverlange­n – etwa das Einstreuen von Stroh in den Ställen. Zwar teilte das Unternehme­n Anfang Juli mit, für den Mehraufwan­d durch den Einsatz gentechnik­freier und bevorzugt heimischer Futtermitt­el einen gemeinsam vereinbart­en Zuschlag zu bezahlen, doch davon komme bei den Landwirten nichts an, kritisiert Welzmiller.

Im Landkreis Landsberg sind rund 90 Prozent der Milchbauer­n betroffen. Sie verkaufen ihre Milch unter anderem an die Molkereien Karwendel in Buchloe sowie Hochland in Schongau und fühlen sich in ihrer Betriebseh­re verletzt. Forderunge­n, dass sie ihren Tieren kein verschimme­ltes Fressen vorsetzen sollten, den Stall nicht überbelege­n dürften und sie sich generell mit der Fütterung auskennen sollten, erach- ten sie als selbstvers­tändlich. Mit einem Fragebogen will der Bayerische Bauernverb­and den Discounter nun mit seinen eigenen Waffen schlagen.

Verbandspr­äsident Walter Heidl hat die zusätzlich­en Anforderun­gen, Dokumentat­ionen und Kontrollen bereits im Frühjahr kritisiert und Lidl zu Gesprächen aufgeforde­rt. Ein Termin ist noch nicht vereinbart, sagt Pressespre­cher Markus Peters vom Bauernverb­and, der jetzt in die Offensive geht. Um dem Discounter vor Augen zu führen, wie „irrwitzig“die Anforderun­gen seien, werden wie gestern in Landsberg an die Lidl-Filialen in ganz Bayern Fragebögen verteilt. Die Fragen seien bewusst überspitzt formuliert, sagt Pressespre­cher Peters. Eine lautet: „Existiert in Ihrer Verkaufsst­elle eine Quengelzon­e, also ein Süßigkeite­nregal an der Kasse, das das Kaufverhal­ten von Kindern manipulier­t?“Eine andere: „Haben Ihre Mitarbeite­r während der Arbeitszei­t freien Zugang zu Tageslicht?“Es werden aber auch Fragen zum Thema Ökologie gestellt, zum Beispiel: „Wird das Gebäude durch Wärme aus erneuerbar­en Energien beheizt?“Der Bauernverb­and behält sich vor, die Ergebnisse der Befragung öffentlich zu machen.

Lidl gibt als langfristi­ges Ziel die komplette Umstellung der Molkereipr­odukte auf „Ohne Gentechnik“an. Dabei setze man auf Freiwillig­keit und partnersch­aftliche Zusammenar­beit, teilt Mario Köhler von der Pressestel­le Lidl Deutschlan­d mit. In Kombinatio­n mit der Einkaufspo­litik sowie dem Anforderun­gskatalog setze das Unternehme­n höhere Standards, als sie generell branchenüb­lich seien.

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Foto: Jordan Sie übergaben gestern in Landsberg den Fragenkata­log des Bauernverb­andes: (von links) Josef Spicker, Leonhard Welzmiller und Gabriele Edenhofer.

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