Eine heiße Spur in der VW-Affäre
Der wundersame Weg einer Software
Ingolstadt Die Wechsel von Führungskräften zwischen Audi und VW im vergangenen Jahrzehnt bilden laut Volkswagen-Konzernkreisen seit Monaten Schwerpunkte der internen Ermittlungen zur AbgasAffäre. Kern der Frage sei dabei, wann und wie eine Software mit Ursprung bei Audi ihren Weg zu VWPkw fand und dort als illegale Weiterentwicklung von 2006 an millionenfach in Dieselwagen weltweit landen sollte.
Über die Wurzeln der illegalen Motoren-Software bei der VWTochter Audi wurde schon im April berichtet. Details dazu finden sich nun in einer Klage von US-Bundesstaaten, die auch auf Ergebnissen der internen Ermittlungen bei Volkswagen basieren, welche die US-Kanzlei Jones Day für VW leistet. Wie aus VW-Konzern- und Aufsichtsratskreisen übereinstimmend zu erfahren ist, sei die Abgrenzung zwischen legaler und illegaler Software im Entstehungsprozess der Affäre sehr schwierig.
Die Geburtsstunde des „Defeat Device“, wie die Betrugs-Software in den USA heißt, geht auf legale Bemühungen zurück, den Lärm klopfender Diesel, also das sogenannte Nageln nach dem Kaltstart zu mindern. Aus diesem Ursprung erwuchs schließlich im Zusammenhang mit Problemen bei AbgasGrenzwerten sowohl in Europa als auch in den USA die verhängnisvolle Idee, eine illegale Funktion einzusetzen. Sie erkannte Teststände der Behörden und gaukelte dort weit niedrigere Werte vor, als es sie in der Realität eigentlich gab.
Volkswagen will sich mit Verweis auf die laufenden Untersuchungen noch nicht äußern. Die Vorwürfe seien „im Wesentlichen nicht neu“, hieß es dazu nur aus Wolfsburg. Nach Informationen aus Branchenkreisen prüft Jones Day die Personalwechsel zwischen Audi und VW in Zusammenhang mit den Software-Versionen intensiv. „Eine Gretchenfrage ist zum Beispiel, ob sich Personen mit einer Vergangenheit bei Audi später bei VW an etwas erinnerten und darauf zurückgriffen, was sie als Ansatz der Problemlösung von Audi schon kannten“, sagte ein mit den Ermittlungen vertrauter Insider.