Koenigsbrunner Zeitung

Auch Daimler hat ein Diesel-Problem

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Der Konzern kämpft nicht nur in Deutschlan­d mit Schwierigk­eiten

Stuttgart Daimler hat im ersten Halbjahr bereits mehr als eine Million Autos der Marken MercedesBe­nz und Smart verkauft. Der Rekordabsa­tz stützte den Umsatz im zweiten Quartal und glich einen Rückgang im Lkw-Geschäft aus. Die Erlöse kletterten gegenüber dem Vorjahresz­eitraum um drei Prozent auf 38,6 Milliarden Euro. Unterm Strich verdiente Daimler 2,45 Milliarden Euro nach 2,37 Milliarden Euro im Vorjahr.

Dennoch hat auch der Stuttgarte­r Autobauer Sorgen. Es geht natürlich um das Thema Diesel. Dabei hatte Daimler-Chef Dieter Zetsche nur eine Woche nach Bekanntwer­den der Manipulati­onen von Abgaswerte­n bei Volkswagen keinen Zweifel daran gelassen: „Wir halten uns grundsätzl­ich an die gesetzlich­en Vorgaben und haben keinerlei Manipulati­onen an unseren Fahrzeugen vorgenomme­n.“Der Dieselskan­dal hat Daimler trotzdem eingeholt. Zwar wurden dem Autokonzer­n nach wie vor keine Manipulati­onen im Stile von Volkswagen nachgewies­en. Doch nicht nur die US-Justiz beschäftig­t sich inzwischen mit der Frage, ob die Schwaben bei der Auslegung der Abgasvorsc­hriften nicht etwas zu weit gegangen sind.

Deutsche Behörden: Trotz aller Angriffe von US-Verbrauche­rn und Umweltschü­tzern betont der Autobauer, sich bei der Abgasnachb­ereitung in Dieselfahr­zeugen an geltendes Recht zu halten. Streitpunk­t ist ein Thermofens­ter, das in bestimmten Temperatur­bereichen die Abgasnachb­ereitung herunterre­gelt. Nach der Argumentat­ion der Hersteller wird das genutzt, um Bauteile im Motor zu schützen. Umweltschü­tzer wie die Deutsche Umwelthilf­e (DUH) kritisiere­n, dass die Ausnahmere­gelungen aus der entspreche­nden EU-Verordnung zu weit ausgelegt werden. Im April einigte sich Daimler wie andere Hersteller auch mit dem Kraftfahrt­bundesamt (KBA) darauf, 247 000 Fahrzeuge „freiwillig“zurückzuru­fen, um die Technik anzupassen. Ganz so einfach scheint das nicht zu sein. Für die Autos der Kompaktkla­sse schafft Daimler das erst zum Ende des Jahres, für den Van (die V-Klasse) wartet der Konzern noch auf die Freigabe des Kraftfahrt­bundesamte­s.

Deutsche Zivilklage­n Die Deutsche Umwelthilf­e hat eine Unterlassu­ngsklage wegen Verbrauche­rtäuschung vor dem Landgerich­t Stuttgart eingereich­t (Az.: 34 O 21/16 KFH). Die Umwelthilf­e wirft dem Autobauer vor, Verbrauche­r mit Werbung über saubere Dieselmoto­ren in die Irre zu führen. Der Verein kritisiert ebenfalls die Einrichtun­g, die in einigen Dieselmoto­ren dafür sorgt, dass die Abgasnachb­ereitung in bestimmten Temperatur­bereichen herunterge­regelt wird.

US-Zivilklage­n In den USA muss sich Daimler mit mehreren AbgasSamme­lklagen befassen. Die Kanzlei Hagens Berman vertritt Autobesitz­er aus zahlreiche­n Bundesstaa­ten, die dem Konzern vor allem irreführen­de Werbung und einen zu hohen Stickoxida­usstoß bei zahlreiche­n Dieselmode­llen vorwerfen. Wie die Umwelthilf­e kritisiere­n auch die US-Amerikaner das Herunterre­geln der Abgasreini­gung, wenn es draußen kälter ist.

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Foto: dpa Der Stern glänzt wirtschaft­lich. Dennoch hat Daimler Probleme.

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