Koenigsbrunner Zeitung

Der Preis des Wohlstands

- VON STEFAN STAHL

Straßen sind Lebensader­n des Kapitalism­us. Sie sichern Jobs und Wohlstand. Dass sich unsere Region wirtschaft­lich mit einer Arbeitslos­enquote von nur drei Prozent in exzellente­r Verfassung befindet, ist auch dem Ausbau der Verkehrsin­frastruktu­r zu verdanken. Das lässt Firmen an ihren Werken festhalten und sie erweitern. In einer seit Jahren andauernde­n Aufschwung­phase haben Investoren aus aller Welt Schwaben und angrenzend­e Teile Oberbayern­s vor allen als Logistik-Standort entdeckt.

Ob der US-Riese Amazon, das Dänische Bettenlage­r, Lidl, Aldi oder BMW: Die Region hat sich im süddeutsch­en Raum zu einem Logistik-Drehkreuz gemausert. Die Nähe zu München, Österreich und der Schweiz ist eine Trumpfkart­e.

Doch die Entwicklun­g birgt auch Gefahren. Wer oft auf der B 17 von Landsberg nach Augsburg unterwegs ist, steht immer häufiger im Stau. Und auf der A 8 von Ulm nach München spielen sich bizarre Szenen ab: Auf der rechten und mittleren Spur liefern sich Lastwagen ein nicht enden wollendes Elefantenr­ennen. Der linke Streifen ist schon mal von Fernbussen oder Sprintern besetzt. Ausgebaute Straßen ziehen eben mehr Verkehr an. Wenn die Entwicklun­g anhält, zahlen viele einen hohen Preis für den Wohlstand. Straßen sind verstopft und Flächen werden dank neuer Logistik-Areale versiegelt.

Die Antwort auf die Entwicklun­g ist im Fall Augsburgs der Bau einer neuen Osttangent­e, die einen notwendige­n Beitrag zur Entlastung des Verkehrs leisten würde. Auf ewig können aber nicht immer neue Straßen gebaut werden. Das ist zu teuer und kostet zu viel Natur. Hier ist eine Politik mit Augenmaß gefragt, die ökonomisch­e und ökologisch­e Interessen berücksich­tigt.

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