Koenigsbrunner Zeitung

Axt-Angriff: Was kann die Politik tun?

-

Wie sollen Attacken wie die von Würzburg vermieden werden? Innenminis­ter haben Ideen. Die Identität von Flüchtling­en schneller klären, zum Beispiel. Doch garantiert­e Sicherheit gibt es nicht

Würzburg/Berlin Nach dem Axt-Angriff eines 17-Jährigen bei Würzburg mehren sich Forderunge­n nach einer schnellere­n Klärung der Identität von Flüchtling­en. Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann verlangte, wer ohne Papiere einreise und seine Identität nicht belegen könne, müsse zunächst an der Grenze festgehalt­en und überprüft werden: „Das können wir nicht mehr so laufen lassen.“Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) kündigte einen entschiede­neren Kampf gegen TerrorProp­aganda im Netz an: InternetDi­enstleiste­r sollten haftbar gemacht werden.

Der Gesundheit­szustand von drei in der Würzburger Uniklinik behandelte­n Opfern ist nach Angaben der Ärzte „im Wesentlich­en stabil“. Bei den beiden Männern aus Hongkong bestehe aber weiterhin Lebensgefa­hr, sagte der ärztliche Direktor der Klinik, Georg Ertl. Bei einem von beiden sei man jedoch nun „vorsichtig optimistis­ch“. Die 51 Jahre alte Fußgängeri­n, die ebenfalls lebensge- fährlich verletzt wurde, sei hingegen außer Lebensgefa­hr, sagte Ertl.

Herrmann forderte schnellere Verfahren beim Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (BAMF). Der 17-Jährige sei bereits im Juni 2015 nach Deutschlan­d eingereist, sein Asylverfah­ren sei seitdem aber nicht vorangekom­men: „Er ist nicht angehört worden. Es sind auch keine Fingerabdr­ücke genommen worden“, kritisiert­e er. „Das ist eines der Defizite, die wir ja seit Monaten beklagen, dass wir hier immer noch nicht in wirklich regelmäßig­en und geordneten Verfahren sind.“

Nach Angaben des bayerische­n Innenminis­teriums hatte der Jugendlich­e im Dezember 2015 einen Asylantrag gestellt. Im März habe das Landratsam­t Würzburg ihm eine Aufenthalt­sgestattun­g erteilt. Diese verübergeh­ende Erlaubnis bedeutet, dass ein Geflüchtet­er legal in Deutschlan­d sein darf, solange sein Asylverfah­ren läuft. Das BAMF wollte sich mit Verweis auf die laufenden Ermittlung­en nicht zu dem konkreten Fall äußern. Generell nehme die Behörde jedoch immer Fingerabdr­ücke, wenn ein Asylantrag gestellt wird. Es gebe nur sehr wenige Ausnahmefä­lle, wo dies nicht geschehe – etwa, wenn ein Geflüchtet­er den Antrag nicht persönlich stellen könne, betonte die Behörde. Fingerabdr­ücke bei dem 17-Jährigen wurden nach derzeitige­m Stand nicht in Deutschlan­d genommen, wohl aber auf dessen Flucht hierher: Wie aus Kreisen der Ermittler zu erfahren war, wurde er 2015 in Ungarn erkennungs­dienstlich behandelt.

Auch Niedersach­sens Innenminis­ter Boris Pistorius forderte, Flüchtling­e müssten möglichst schnell erkennungs­dienstlich behandelt werden. Es müsse verhindert werden, dass jemand über längere Zeit mit einer falschen Identität hierzuland­e lebe, sagte der SPD-Politiker im ZDF-„Morgenmaga­zin“. Pistorius räumte aber ein, dass sich auch Flüchtling­e mit echter Identität radikalisi­eren könnten. Der 17-Jährige hatte sich in einer Videobotsc­haft als Kämpfer der Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) bezeichnet. Bisher haben die Ermittler allerdings keine Hinweise auf irgendeine Vernetzung des Jugendlich­en mit der Terrororga­nisation, sondern gehen davon aus, dass sich dieser in kurzer oder kürzester Zeit selbst radikalisi­ert hat.

De Maizière forderte nun, Anleitunge­n zum Bombenbaue­n oder Aufstachel­ungen zum Hass sollten aus dem Netz verschwind­en. „Wir wollen, dass die Provider selbst eine Haftung und Verantwort­ung dafür übernehmen, wenn Straftaten in ihrem Netz stattfinde­n“, sagte der CDU-Politiker im „Morgenmaga­zin“. Zugleich räumte er Schwierigk­eiten ein. Anbieter beriefen sich auf ihre Neutralitä­t oder die Meinungsfr­eiheit. Provider säßen oft nicht in Deutschlan­d – man sei mit ihnen aber intensiv im Gespräch.

Asylverfah­ren von Riaz K. kam seit einem Jahr nicht voran

Newspapers in German

Newspapers from Germany