„Tatort“statt Türkei
Berichten ARD und ZDF schnell und umfassend genug über die aktuellen Krisen?
Attentat in Nizza, Putschversuch in der Türkei, von einem Schwarzen erschossene weiße Polizisten in den USA, Axt-Attacke bei Würzburg: Zeitungs-, Online- und TV-Redaktionen müssen über sich überschlagende Ereignisse berichten. Doch tun sie das schnell und umfassend?
Kritik wurde vor allem an den öffentlich-rechtlichen Sendern laut. Zum Beispiel daran, dass das Erste am letzten Freitag, als der Putschversuch in der Türkei seinen Lauf nahm, einen „Tatort“wiederholte – anstatt sein Programm zugunsten einer Live-Berichterstattung umzuwerfen. Die, so die Kritik etwa von Medienjournalisten, habe bei CNN oder auf Online-Kanälen wie Facebook mit dessen Streaming-Funktion Facebook Live stattgefunden, wo Nutzer Handy-Videos in Echtzeit im Internet verbreiten können.
Enttäuschend sei die Berichterstattung in ARD, ZDF und deren „Ereigniskanal“Phoenix („24 Stunden Information pro Tag“) gewesen. Dort twitterte man am Freitag um 23.44 Uhr: „Wir berichten morgen um 9 Uhr wieder zum #Militaerputsch in der #Türkei.“
Kai Gniffke, Chef von ARD-aktuell, sagte der FAZ dazu: „Unser Weg wird im Zweifel ein Weg der Zurückhaltung sein.“In einen „Wettbewerb um das spektakulärste Bild“wolle man nicht eintreten. Es müsse darum gehen, „ethischen und journalistischen Prinzipien“gerecht zu werden. Die Funktion von Journalismus in Abgrenzung zu sozialen Medien müsse sein: „zu verifizieren, zu recherchieren, einzuordnen und auszuwählen“.