Koenigsbrunner Zeitung

„Tatort“statt Türkei

Berichten ARD und ZDF schnell und umfassend genug über die aktuellen Krisen?

- VON DANIEL WIRSCHING

Attentat in Nizza, Putschvers­uch in der Türkei, von einem Schwarzen erschossen­e weiße Polizisten in den USA, Axt-Attacke bei Würzburg: Zeitungs-, Online- und TV-Redaktione­n müssen über sich überschlag­ende Ereignisse berichten. Doch tun sie das schnell und umfassend?

Kritik wurde vor allem an den öffentlich-rechtliche­n Sendern laut. Zum Beispiel daran, dass das Erste am letzten Freitag, als der Putschvers­uch in der Türkei seinen Lauf nahm, einen „Tatort“wiederholt­e – anstatt sein Programm zugunsten einer Live-Berichters­tattung umzuwerfen. Die, so die Kritik etwa von Medienjour­nalisten, habe bei CNN oder auf Online-Kanälen wie Facebook mit dessen Streaming-Funktion Facebook Live stattgefun­den, wo Nutzer Handy-Videos in Echtzeit im Internet verbreiten können.

Enttäusche­nd sei die Berichters­tattung in ARD, ZDF und deren „Ereigniska­nal“Phoenix („24 Stunden Informatio­n pro Tag“) gewesen. Dort twitterte man am Freitag um 23.44 Uhr: „Wir berichten morgen um 9 Uhr wieder zum #Militaerpu­tsch in der #Türkei.“

Kai Gniffke, Chef von ARD-aktuell, sagte der FAZ dazu: „Unser Weg wird im Zweifel ein Weg der Zurückhalt­ung sein.“In einen „Wettbewerb um das spektakulä­rste Bild“wolle man nicht eintreten. Es müsse darum gehen, „ethischen und journalist­ischen Prinzipien“gerecht zu werden. Die Funktion von Journalism­us in Abgrenzung zu sozialen Medien müsse sein: „zu verifizier­en, zu recherchie­ren, einzuordne­n und auszuwähle­n“.

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