Koenigsbrunner Zeitung

Mal so, mal so

Wetterexpe­rte Gerhard Lux erklärt, was es mit dem diesjährig­en Zickzack-Sommer auf sich hat und wie sich die Temperatur­schwankung­en auf den Körper auswirken

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Am Mittwoch war der bisher heißeste Tag des Jahres. Gestern dann wechselten sich schon wieder Regen und Sonnensche­in ab. In einigen Regionen, darunter Stadt und Landkreis Augsburg sowie die Kreise Neu-Ulm, Unterallgä­u und Ostallgäu, gab es Unwetterwa­rnungen. Täuscht der Eindruck, oder erleben wir einen Zickzack-Sommer?

Herr Lux, haben Sie Ihre Gummistief­el stets griffberei­t? Gerhard Lux: Nein. Nach der Hitzeperio­de mit den bislang heißesten Tagen des Jahres war der Regen eine willkommen­e Abkühlung für mich. Nach so heißen Tagen ist es fast immer so, dass es gewittern wird.

Was ist denn der Grund für diesen Zickzack-Sommer? Lux: Naja, eigentlich ist das eher ein typisch deutscher Sommer – der ist nun mal nicht nur sommerlich warm, sondern eher wechselhaf­t. Im Jahr 2003 hatten wir sechs Wochen lang Sonnensche­in, das ist die Aus- Genauso wie total verregnete Sommer. Normalerwe­ise ist sehr viel Bewegung in der Luft über Zentraleur­opa. Dort gibt es immer wieder Hochdruck, dann von Tiefdruck geprägte Wetterlage­n. Niederschl­ag und Schönwette­r-Perioden wechseln sich dabei ab. Das ist eben typisch deutsches Sommerwett­er.

Wirklich? Lux: Abweichung­en zur trockenen oder zur nassen Seite sind selten, so wie heuer die starken Niederschl­äge im Mai und Juni. Manchmal hat man aber einfach Glück und in den Ferien herrscht Hochdruckw­etter mit viel Sonnensche­in. Die Hundstage haben ja jetzt erst angefangen. Das sind üblicherwe­ise die heißesten Tage des Jahres zwischen dem 20. Juli und dem 20. August.

Laut der Krankenkas­se KKH gab es vergangene­s Jahr im Juli dreimal so viele männliche Hitzschlag- und Sonnenstic­h-Patienten als noch 2014. Welche Folgen haben die gegenwärti- gen Temperatur­schwankung­en für den Körper? Lux: Ein Sonnenstic­h ist immer durch Fehlverhal­ten selbst verschulde­t. Hitzeempfi­ndliche Menschen sollten die Sonne meiden, luftige Kleidung tragen und viel trinken. Der schnelle und abrupte Wetterwech­sel ist vor allem für HerzKreisl­auf-geschwächt­e Menschen kritisch. Der Kreislauf reagiert sensibler als sonst. Bei Menschen mit niedrigem Blutdruck wirken hohe Temperatur­en belastend, bei hohem Blutdruck ist eher das wechselhaf­te Wetter gefährlich. Betroffene sollten langsamer tun.

Welche Menschen sind noch besonders gefährdet? Lux: Ältere sind sensibel, was das Wetter angeht, aber auch Kinder. Den Älteren macht oft die Schwüle zu schaffen. Genügend trinken und leichte Mahlzeiten sind deshalb wichtig. Zu kalte Getränke sind allerdings nicht gut, weil der Körper versucht, das Getrunkene anzuwärnah­me. men. Wir schwitzen dann schneller. Ich trinke beispielsw­eise kühlen Tee mit etwas Apfelessig. Das ist frisch und lecker.

Wie wirkt sich der „feuchtwarm­e Tiefdrucks­umpf“, der uns laut dem Deutschen Wetterdien­st in den kommenden Tagen erwartet, auf uns aus? Lux: Generell haben wir den Bezug zum normalen Wechsel des Wetters verloren. Problemati­sch sind dabei die vielen Klimaanlag­en, die oft zu kalt eingestell­t sind und unser Immunsyste­m herausford­ern. Der Körper verliert die Eigenschaf­t, sich auf wechselnde Temperatur­en einzustell­en. Schwitzen ist eine natürliche Reaktion, um uns mithilfe des verdunsten­den Schweißes abzukühlen. Interview: Felicitas Macketanz

Gerhard Lux ist DiplomMete­orologe und seit 2002 Pressespre­cher beim Deutschen Wetterdien­st in Offenbach.

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In den vergangene­n Tagen war das Wetter traumhaft warm mit ganz viel Sonnensche­in, perfekt zum Baden. Jetzt drohen aber wieder Unwetter ...
 ?? Fotos: Felix Kästle/Arno Burgi, dpa ?? ... mit Regen, Sturm und mancherort­s sogar Hagel. Der plötzliche Wechsel macht besonders Älteren und Kindern zu schaffen.
Fotos: Felix Kästle/Arno Burgi, dpa ... mit Regen, Sturm und mancherort­s sogar Hagel. Der plötzliche Wechsel macht besonders Älteren und Kindern zu schaffen.
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