Koenigsbrunner Zeitung

Ausschluss oder Mini-Team?

- VON PETER DEININGER

Vor vier Jahren war Russland die Nummer vier in der olympische­n Rangliste. 82 Medaillen gewann die Mannschaft aus Moskau – nur die USA, China und Gastgeber Großbritan­nien waren in London erfolgreic­her. Als Winter-Gastgeber 2014 in Sotschi dominierte­n Putins Power-Athleten sogar die Nationenwe­rtung. Die Brust war breit – nicht nur aus Stolz, wie wir inzwischen wissen.

Es wurde kräftig mit unlauteren Mitteln nachgeholf­en. In ihren Hinterzimm­er-Scharaden gegen wirksame Dopingkont­rollen waren die Russen unter staatliche­r Anleitung meisterhaf­t, bis Eingeweiht­e plauderten. Die Beweise sind derart erdrückend, dass die klagenden Leichtathl­eten auch nach den Verfahren in zwei Instanzen (Weltverban­d und CAS) im Abseits stehen.

Wer sich noch dazugesell­en muss, darüber entscheide­t das Internatio­nale Olympische Komitee (IOC) in den nächsten Tagen. Es gibt genügend Auswahl an Sportarten, in denen sich russische Athleten von jeglicher Form von Fair Play verabschie­det haben.

Zum gegenwärti­gen Zeitpunkt scheint nur noch eine Frage offen: Entschließ­t sich das IOC angesichts des systematis­chen Betrugs zu einem Komplettau­sschluss Russlands für die Spiele in Rio de Janeiro (5. bis 21. August) oder lässt es ein dezimierte­s Team mit Athleten aus einigen wenigen Diszipline­n zu. So oder so, es muss ein starkes Signal sein.

Nur wenn die Schockwirk­ung groß genug ist, lassen sich Fortschrit­te im Anti-Doping-Kampf erzielen. Bislang ist das in einigen Ländern ein überwiegen­d trauriges Schauspiel aus gebremsten Kontrolleu­ren, gezieltem Verschleie­rn bis hin zum politisch verordnete­n Betrug. Hauptsache, der Medaillens­piegel weist am Ende die richtigen Zahlen aus. In Russland wird die Liste diesmal kein Interesse finden.

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