Koenigsbrunner Zeitung

Ein gefragter Allrounder

Gojko Kacar soll Hong ersetzen, kann aber auch im defensiven Mittelfeld spielen. So ein Spieler ist begehrt, zumal er ablösefrei war. Warum er sich trotzdem für Augsburg entschied

- VON ROBERT GÖTZ

Seine erste Trainingse­inheit beim FC Augsburg hatte sich Neuzugang Gojko Kacar ganz anders vorgestell­t. Am Mittwoch stand ein Triathlon für die ganze Mannschaft auf dem Programm. Die Spieler mussten in Gruppen im Landsberge­r Freibad 500 Meter schwimmen, dann mit Rad rund 40 Kilometer zur WWK-Arena fahren und dann noch einen Lauf über sieben Kilometer absolviere­n.

„Es war schon komisch. Ich habe die letzten zwei Monate nur alleine trainiert und mich darauf gefreut, wieder mit dem Ball zu kicken“, erzählte der Serbe gestern. Acht Jahre spielt der 29-jährige Defensiv-Allrounder nun in der Bundesliga. Zwei Jahre davon bei Hertha BSC und zuletzt sechs Jahre beim Hamburger SV (unterbroch­en von einer halbjährig­en Leihe nach Japan).

Es waren aufregende sechs Spielzeite­n an der Elbe. Kacar erlebte elf Trainer (darunter auch den Augsburger Armin Veh), vier Sportdirek­toren und drei Klubchefs. Einige Trainer bauten auf ihn, andere nicht. Sportchefs wollten ihn loswerden, weil er mit geschätzte­n zwei Millionen Euro einen gut dotierten Vertrag hatte.

In Hamburg war er Sündenbock, als Abzocker verschrien, aber auch Nichtabsti­egsheld. Er war das Sinnbild der verfehlten Kaderplanu­ng der Hamburger. Aber Kacar war da, wenn die Not am größten war. In der Saison 2014/15 erzielte er in den letzten fünf Saisonspie­len für den HSV drei Tore und war maßgeblich beteiligt, dass sich der HSV in die Relegation rettete. Ironie des Schicksals: Im entscheide­nden Spiel gegen den KSC war er gelbgesper­rt. Auch in der vergangene­n Saison durfte Kacar am Ende, als es noch einmal eng zu werden schien, noch einmal ran. Danach trennten sich die Wege, sein Vertrag lief aus, Kacar war vereinslos. „Ich hatte schwindeli­ge sechs Jahre mit Höhen und Tiefen. Jetzt bin ich in einem gesunden stabilen Verein und ich will nur Fußball spielen und ihn genießen“, sagt er.

Dafür verzichtet Kacar auf Geld: „Ich war mit dem Angebot zufrieden. Ich will glücklich sein. Geld alleine macht nicht glücklich.“Er will aber gebraucht werden. Dieses Gedaran fühl haben ihm FCA-Manager Stefan Reuter und Trainer Dirk Schuster vermittelt. Beide hatten Kacar schon länger auf ihrer Liste. Reuter für den FCA, Schuster noch für Darmstadt. Jetzt hat es geklappt.

Kacar kann den Weggang von Hong als rechter Innenverte­idiger kompensier­en, er soll aber auch im defensiven Mittelfeld agieren. Schuster hält große Stücke auf den Rechtsfuß: „Er ist vielseitig einsetzbar. Er ist genau das, was wir gesucht haben. Darüber hinaus ist er ein Spieler mit sehr großer Erfahrung, der eine Mannschaft auch führen kann.“

Das zeigte er gestern gleich bei seinem ersten Training als rechter Innenverte­idiger. Schuster sagte: „Er hat auf dem Platz einen guten Eindruck hinterlass­en. Er hat viele klare Kommandos gegeben, saubere Bälle gespielt. Ich glaube, dass er für uns eine große Verstärkun­g sein kann.“Eine. Eine weitere sucht der FCA aber noch, um Ragnar Klavan zu ersetzen. Schuster sagt: „Hinten in der Viererkett­e zentral würde uns ein Linksfuß ganz gut zu Gesicht stehen.“Luca Caldirola, 25, würde diese Anforderun­gen erfüllen. Der Bremer, ein Linksfuß, war in der vergangene­n Saison an Darmstadt ausgeliehe­n.

Unter Schuster absolviert­e er alle 34 Bundesliga­partien als Innenverte­idiger. Schuster sagt: „Er ist ein interessan­ter Mann. Es gab aber bisher keine Gespräche. Wir sind aber nach wie vor mit allen Sinnen geschärft in der Bundesliga, aber auch im Ausland unterwegs, was diese Position betrifft.“

 ?? Foto: Christian Kolbert ?? Gojko Kacar stand gestern bei seiner Vorstellun­g Rede und Antwort. Der serbische Defensivsp­ieler war vereinslos, spielte zuletzt sechs Jahre für den HSV und unterschri­eb beim FCA einen Vertrag bis 2018.
Foto: Christian Kolbert Gojko Kacar stand gestern bei seiner Vorstellun­g Rede und Antwort. Der serbische Defensivsp­ieler war vereinslos, spielte zuletzt sechs Jahre für den HSV und unterschri­eb beim FCA einen Vertrag bis 2018.

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