Koenigsbrunner Zeitung

Wie kam es zu diesem Gewaltausb­ruch?

Prozess Nach einer durchzecht­en Nacht treten zwei Männer auf einen anderen ein. Das 26 Jahre alte Opfer kannte die beiden bis zu dem Vorfall überhaupt nicht. Was dann noch alles geschah

- VON PETER RICHTER

Einsätze wegen nächtliche­r Schlägerei­en sind für die Polizei trauriger Alltag. So waren die Beamten auch nicht groß verwundert, als der Notruf kam, allenfalls über die Uhrzeit. Es war Sonntag 7.15 Uhr. Ein Jahr später stehen zwei Männer vor Gericht, angeklagt des versuchten Totschlags. Sie räumen ein, dass sie einen ihnen bis dahin völlig unbekannte­n Gast, 26, zusammenge­schlagen haben. Sie hätten, berichtete ein Augenzeuge der Polizei, dem am Boden liegenden Mann „derart heftig und fest gegen den Kopf getreten, als wollten sie gegen einen Fußball treten.“Doch was war der Grund für den Gewaltausb­ruch? Die Angeklagte­n – Verteidige­r Klaus Rödl und Dominik Hofmeister – machen selbst dazu nur vage, widersprüc­hliche Angaben.

Bei allen Fällen, wo viel Alkohol im Spiel ist, tun sich Polizei und Justiz schwer, das Tatgescheh­en aufzukläre­n. Beide Angeklagte, 24 und 23 Jahre alt, wollen nach Arbeitssch­luss am Samstagmit­tag mit dem Trinken begonnen haben. Bier und härtere Sachen. Gegen Mitternach­t seien sie dann in der Bar in der Theaterstr­aße gelandet, wo man mit vielen ande- ren Gästen bis zur Sperrstund­e um fünf Uhr morgens weiter gefeiert habe. Die einstündig­e Schließung zwischen fünf und sechs Uhr nutzten mehrere Gäste, unter ihnen auch das spätere Opfer, sich an einer Tankstelle mit Nachschub an Bier einzudecke­n. Danach fiel dem Türsteher des Lokals, zwischenze­itlich hatte es wieder geöffnet und war gut gefüllt, auf wie die Stimmung allmählich kippte. „Mir war klar“, sagt der Zeuge, „dass es gleich Ärger geben würde.“Denn das spätere Opfer hatte sich zu der Frau gesetzt, die ihn beim Bierholen begleitet hatte und jetzt bei den beiden Männern am Tisch saß. „Ich wurde aufgeforde­rt, den Tisch zu verlassen, er sei reserviert“, hörte der 26-Jährige die beiden sagen. „Als ich fragte ,Warum?‘, hatte ich auch schon eine Faust im Gesicht.“Es prasselten weitere Schläge auf ihn ein, bis der Türsteher und ein Gast die Streithähn­e trennten.

Weil er bei der Prügelei sein Handy verloren hatte, kehrte das Opfer, das die Bar bereits verlassen hatte, dorthin zurück. Was fatale Folgen für den Mann haben sollte, dem Ärzte im Klinikum später wegen seiner schweren Kopfverlet­zungen eine Metallplat­te einpflanzt­en.

Wieder setzte es Schläge, erneut floh der Mann ins Freie, doch dieses Mal rannten ihm die Täter hinterher, holten ihn ein, schlugen und traten auf ihn ein, bis Türsteher und ein Gast dem 26-Jährigen zu Hilfe kamen. „Die Angeklagte­n rechneten aufgrund ihres brutalen Vorgehens damit, ihr Opfer zu töten“, sagt Staatsanwa­lt Matthias Neumann. Denn der 26-Jährige drohte an seinem Blut zu ersticken. Verhindert hat dies das beherzte Eingreifen des Türstehers. Er hielt den Oberkörper des 26-Jährigen so lange hoch, bis Sanitäter eintrafen. Der Prozess ist bis 2. August terminiert.

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