Koenigsbrunner Zeitung

Eine Stütze für viele Patienten

Pfarrer Karl Freihalter hat den Menschen im Augsburger Klinikum 25 Jahre lang geholfen. Was ihm dabei stets wichtig war

- VON REGINE KAHL

Neusäß/Augsburg Ein Pfarrer muss singen und Kranke besuchen. Diese zwei Aufgaben haben Karl Freihalter zunächst gar nicht an dem von ihm gewählten Priesterbe­ruf gefallen. Mit dem Gesang wurde es mit den Jahren durch Übung besser. Niemals jedoch hätte er damit gerechnet, welch großes Gewicht die Klinikseel­sorge in seinem Leben bekommen sollte. Freihalter arbeitete 25 Jahre am Klinikum Augsburg. Am Sonntag feiert der 75-Jährige sein goldenes Priesterju­biläum.

Schon in der Kindheit und Jugend hat Karl Freihalter in der Ulrichspfa­rrei Augsburg eine enge Bindung zur katholisch­en Kirche entwickelt. Nach dem Studium der Theologie und Kunstgesch­ichte kam er als junger Pfarrer nach Oberstaufe­n. Mehr aus Neugierde sei er dort als Urlaubsver­tretung ins Krankenhau­s gegangen, um Patienten beizustehe­n, erinnert er sich. Die gute Erfahrung, die er dabei gemacht hat, war ein Schlüssele­rlebnis für ihn. Diese Form der Seelsorge hatte es ihm angetan. Er absolviert­e zwei spezielle Ausbildung­en für die anspruchsv­olle Tätigkeit.

Als er 1982 gefragt wurde, ob er im Klinikum Augsburg arbeiten wolle, sagte er zu. Für viele Jahre war er fester Teil des Teams auf der chirurgisc­hen Intensivst­ation. „Ich wollte am Krankenbet­t niemals missionier­en oder bekehren“, erklärt der 75-Jährige. Es habe für ihn keine Rolle gespielt, ob der Patient gläubig war oder nicht. Wichtig war ihm das Prinzip der Freiwillig­keit: „Wer nicht reden wollte, konnte mich auch wegschicke­n.“Doch viele Patienten hätten es geschätzt, mit ihm über Themen wie Schmerzen oder die Angst vor dem Tod sprechen zu können. Oft ging es um Sorgen, mit denen sie Angehörige nicht belasten wollten.

Doch wie geht man als Pfarrer selbst mit dem vielen Leid um? „Ich habe die Klinik nie verlassen, ohne mit Ärzten oder Pflegern zu sprechen,“sagt Freihalter. Die Arbeit im Team sei für ihn das A und O gewesen. Mit 67 Jahren beendete er die Klinikseel­sorge. Seitdem kümmert er sich nur noch um die Pfarrei Hainhofen bei Neusäß, die etwa 1000 Mitglieder hat. Dort hat er auch in den Jahren seiner Kliniktäti­gkeit immer gearbeitet. „Das war eine gute Mischung“, bilanziert er.

Freihalter wird von vielen wegen seiner bodenständ­igen und offenen Art sowie als Querdenker geschätzt. Auch mit Kritik an seiner Kirche spart er nicht. Er fordert mehr Ökumene, die Abschaffun­g des Zölibats und das Priestertu­m für Frauen. Die Freiwillig­keit ist für ihn auch hier wieder ein wichtiges Ziel.

Karl Freihalter feiert mit vielen Gästen in seinem Hainhofen zufrieden mit sich und der Welt sein goldenes Priesterju­biläum. Ans Aufhören denkt er nicht. Er will weitermach­en, solange es geht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany