Weltmeister darf keine Schüler mehr trainieren
Box-Profi Guido Fiedler leitet an der Kerschensteiner-Schule eine Arbeitsgemeinschaft. Doch er schreibt im Internet beleidigende Kommentare und zeigt Sympathie für die Hells Angels und Pegida. Wie der Schulleiter reagiert
Das Training mit dem mehrfachen Weltmeister kam bei den Schülern gut an. Der Augsburger KickboxProfi Guido Fiedler unterrichtete Siebt- und Achtklässler an der Kerschensteiner-Schule in der Kampfsportart. Im Mai führte er 14 Mittelschüler zum Gelben Gürtel. Schulleiter Albert Kaps sagte damals, er sei mit der Arbeit von Guido Fiedler „äußerst zufrieden“und rechne mit einer Fortsetzung nächstes Schuljahr. Doch dazu wird es nun doch nicht kommen. Die Zusammenarbeit wurde beendet. Guido Fiedler darf nicht mehr an der Schule im Hochfeld arbeiten.
Der Hintergrund: Das Schulamt hat nach einem Hinweis, dass der Profi-Kickboxer mit der Rockergruppe „Hells Angels“sympathisiere und im sozialen Netzwerk Facebook teils beleidigende Kommentare schreibe, reagiert. Auf Facebook hatte Fiedler unter anderem Polizeibeamte als „dumme Wixer“und „Arschlöcher“und den Bundespräsidenten als „Idioten“und „Volksverräter“bezeichnet. Claus Appel, der Leiter des Augsburger Schulamtes, bestätigte auf Anfrage, dass er ein Gespräch mit dem Rektor der KerschensteinerSchule, Albert Kaps, geführt habe. Er habe den Schulleiter „sensibilisiert“, sagt Claus Appel.
Offenbar ging es in dem Gespräch auch darum, dass es die Schule versäumt hatte, sich vom Kickboxer vorab ein Führungszeugnis vorlegen zu lassen. Das sei normalerweise Standard bei der Einstellung von Lehrern, aber auch von anderen Kräften, welche mit Schülern arbei- ten, heißt es beim Schulamt. Inzwischen hat Guido Fiedler ein Führungszeugnis vorgelegt. Zum Inhalt des Dokuments kann sich Albert Kaps aus Datenschutzgründen nicht äußern. Es war aber offenbar mit ein Grund, weshalb sich die Schule Anfang Juli von dem Boxer getrennt hat. Auch das Verhalten Fiedlers außerhalb des Schul-Kurses mache eine weitere Zusammenarbeit unmöglich, sagt Kaps: „Die Schüler bekommen so etwas ja mit“.
Bei seinen Wettkämpfen trug der Boxer vor Kurzem noch Sporthosen, auf denen eindeutige Symbole und Schriftzüge von Hells-AngelsUnterstützern aufgenäht waren. Zu seinen Kämpfen sind in der Vergangenheit auch Mitglieder der Hells Angels in ihren Rockerkutten erschienen. Bei einem Kampf Fiedlers in Gersthofen trat zudem im Rahmenprogramm ein umstrittener Rapper auf, der auch schon bei Pegida-Demos gesungen hat und der sich dem neu-rechten „Bündnis deutscher Patrioten“zugehörig fühlt. Das alles warf für Albert Kaps die Frage auf, ob Guido Fiedler ein geeigneter Mann ist, um mit Schülern zu arbeiten. Dass Fiedler beleidigende Kommentare im Internet abgegeben hat, sei ihm zuvor nicht bekannt gewesen, sagt Schulleiter Kaps. Inzwischen habe er sich selbst ein Bild gemacht – und sehe die Sache natürlich sehr kritisch.
Guido Fiedler selbst will auf Anfrage unserer Zeitung dazu nicht viel sagen. Er gibt an, er habe mit den „Hells Angels“nichts zu tun. Er habe eben einige Bekannte aus der Szene und es sei ihm darum gegangen, als Boxer ein Image als „böser Junge“zu pflegen. Kaps sagt, mit der Arbeit von Fiedler an der Schule sei er eigentlich zufrieden gewesen. Der Ton des Boxers sei zwar etwas „rauer“gewesen, doch das gehöre ja dazu. Fiedler hatte an der Schule im Rahmen der Ganztagsschule eine Arbeitsgemeinschaft geleitet, zu der sich Schüler freiwillig anmelden konnten. Zwei Stunden pro Woche wurde trainiert. Er bekam dafür rund 600 Euro im Monat. Für die Auswahl der Betreuer solcher Arbeitsgemeinschaften ist die Schule selbst zuständig.
Guido Fiedler gibt sich indes gelassen. Von einem „Rauswurf“will er gar nicht sprechen, lieber von einer „einvernehmlichen Trennung“. Er sagt, er habe mit seiner Kampfsportschule in Hochzoll, die sehr gut laufe, so viel zu tun, dass ihm ein weiteres Engagement an der Schule ohnehin nicht mehr möglich gewesen sei. Vor allem Selbstverteidigungskurse erleben derzeit einen Boom. Nach den Übergriffen durch überwiegend nordafrikanische und arabische Täter in der Kölner Silvesternacht interessieren sich auch immer mehr Mädchen und Frauen für die Kurse, die Guido Fiedler anbietet. »Kommentar