Integrationsbeirat erfindet sich neu
Wegen einer zu geringen Wahlbeteiligung wird das Gremium künftig anders aufgestellt. Interessierte müssen sich bewerben. Ein Gremium trifft dann die Entscheidung
Was ist von einem Gremium zu halten, das bei Menschen, um die es sich kümmern möchte, keinen Rückhalt genießt? Oder noch härter formuliert: Ein Gremium, das offensichtlich derzeit fast keinen interessiert. Diesen Eindruck vermittelt zumindest die Wahlbeteiligung. Sie lag bei der Wahl der Mitglieder des Integrationsbeirats zuletzt bei 9,3 Prozent. Dies war im Jahr 2010. Die Akzeptanz des Integrationsbeirats ist gering.
Darauf reagieren nun die Augsburger Stadträte – in Absprache mit den Vertretern des Integrationsbeirats. Es wird künftig keine Wahl mehr geben. Vielmehr sollen sich Interessierte aktiv bewerben. Ein Auswahlgremium soll dann die passenden Kandidaten bestimmen. Drei Fachausschüsse sind es, die der Beirat künftig beackern möchte. Bildung, Kultur und Sport ist ein Ressort, Soziales, Asyl, Gesundheit und Recht ein zweites, das dritte ist Wirtschaft, Arbeit, Stadtplanung und Ökologie.
Die Debatten über die Zukunft des Integrationsbeirats ziehen sich bereits länger hin. Die Amtszeit des jetzigen Vorstands wurde bis April 2017 verlängert.
Die Planung sieht nunmehr vor, dass künftig 30 stimmberechtigte Mitglieder dem Integrationsbeirat angehören. Es können zudem weitere Mitglieder berufen werden, die das Gremium beraten, aber kein Stimmrecht haben. Zu den Aufgaben gehört die Vertretung aller Belange und Interessen von Menschen mit Migrationshintergrund, die in Augsburg leben. Das Gremium will zudem die Stadt Augsburg in der Integrationspolitik unterstützen. Um geeignete Kandidaten zu finden, soll vor allem in Augsburger Vereinen geworben werden. Dabei spielt es keine Rolle, welches Anliegen der Verein verfolgt. Vielmehr sollen aus diesen Vereinen Mitglieder oder bekanntere Personen für ein Engagement im neuen Integrationsbeirat gewonnen werden.
Personen mit Migrationshintergrund setzen sich aus Ausländern und Deutschen mit Migrationshintergrund zusammen. Es sind gegenwärtig in der Summe knapp 130000 Personen, was einen Anteil von rund 45 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht.
Gegenwärtig wird der Integrationsbeirat, der mit 29 Mitgliedern besetzt ist, sehr stark von Türken dominiert. Sie stellen allein elf Vertreter. Vorsitzender ist Tugay Cogal. Starke Unterstützung erfährt der Beirat von der städtischen Geschäftsstelle im Büro für Migration, Interkultur und Vielfalt.