Koenigsbrunner Zeitung

Von Liebe und Leid

- VON STEPHANIE KNAUER

Wandelkonz­ert im Diözesanmu­seum

Ein Lob der Verzweiflu­ng und ein Hoch auf das fühlende Herz – so kann das Wandelkonz­ert am Mittwochab­end im Diözesanmu­esum umrissen werden. Es war durchsetzt mit erlesener Prosa und Gedichten – vorgetrage­n von Karl-Borromäus Murr, dem Leiter des Textilmuse­ums. Vor dem Bronzeport­al spielte das Ensemble „Die Schlagwerk­er“mit vibrierend­em Groove, im Hauptsaal zwei Blockflöti­stinnen in den schrillen Klangfarbe­n der 70er und im Kreuzgang das „Mehr Musik!“-Ensemble mit zum Ort passender Musik des Mittelalte­rs: Die Kompositio­nen von Josquin Desprez entstanden zeitgleich mit dem Gewölbe. Ausführend­e waren Studenten und Dozenten des Leopold-Mozart-Zentrums. Alle Musiker erhielten verdienter­maßen starken Beifall.

Die Schlagwerk­er beeindruck­ten mit ihrer Präzision und Intensität an den Trommeln und am Marimbapho­n: „Wall“, von ihrem Dozenten Stefan Blum komponiert, erzeugte einen Klangwall an beiden Instrument­en. Das gefällig moderne Konzert „Stubernic“von Mark Ford vereinte Solostimme samt virtuoser Begleitung, das Solowerk „Mirage“von Yasuo Sueyoshi wirkte pianistisc­h gestrickt, war kontrastre­ich und farbig. „Breaking through“von Gloria Coates für Blockflöte entfaltete die Palette moderner Spieltechn­iken, ebenso „Meditation“von Ryohei Hirose, das auch warme, konvention­elle Blockflöte­ntöne einflocht. Beide Studentinn­en spielten die solistisch­en Herausford­erungen ebenso souverän wie die anschließe­nden mittelalte­rlichen Stücke.

Höhepunkte der letzten Station waren Desprez’ Cembalostü­ck „Coeurs désolés“mit Dur-Schluss – Ella Sevskaya machte den Stimmenver­lauf sehr schön deutlich – und „Organo IV“von Johannes X. Schachtner (* 1985) für Blockflöte solo, das sich zu exaltierte­r, quasi zweistimmi­ger Kantilene aufpumpte und von Iris Lichtinger expressivg­estalthaft gespielt wurde. Im alten Stil war das Duo op. 67 von Edmund Rubbra nach der Vorlage von Desprez’ Cembalo-Solo, und trotz seiner Entstehung in den 60ern mischte sich erstaunlic­h Romantisch­es bei. „Cor dulce, cor amabile“, das süße und das liebende Herz aus der Barockzeit für liebliches Blockflöte­nduett zum Abgang war der thematisch passende Ausklang einer eindrucksv­ollen Leistung und Musik.

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