Reese-Areal: Stadt will mit Anwohnern sprechen
Nachdem die Wellen um unerwünschte Nachbarn hoch schlugen, will Stadtbaurat Merkle nun die Lage beruhigen. Die Planungen laufen weiter. Und im Martini-Park darf trotz Protesten von Naturschützern gebaut werden
Nach den hitzigen Diskussionen über den sozialen Wohnungsbau auf dem Reese-Areal will die Stadt das Gespräch mit den Bewohnern suchen. Wie berichtet, hatten einige Bewohner öffentlich dagegen protestiert, dass in dem Neubaugebiet weitere Sozialwohnungen entstehen. Baureferent Gerd Merkle (CSU) will im September eine nichtöffentliche Informationsveranstaltung für Reese-Bewohner abhalten.
Ihm schwebt vor, auch einige Mieter aus den bestehenden Wohnanlagen der städtischen Wohnungsbaugesellschaft (WBG) mit zum Termin zu bringen. „Das kann die Alleinerziehende mit zwei Kindern sein, oder ein Familienvater, der ganz normal arbeitet: Ich glaube nicht, dass jemand diesen Menschen ins Gesicht sagen wird, dass man sie nicht als Nachbarn haben möchte“, so Merkle.
Der Bauausschuss des Stadtrats machte gestern einstimmig den Weg dafür frei, dass die WBG entlang der Ulmer Straße und der Langemarckstraße mehrere Gebäude mit 240 sozial geförderten Wohnungen errichten kann. Sie werden auch einen Supermarkt, eine Drogerie und ein Cafe im Erdgeschoss beinhalten. Der Komplex an der Ulmer Straße wird vom renommierten Augsburger Architekten Titus Bernhard entworfen. Ein Bebauungsplan wird in den nächsten Monaten hierzu ausgearbeitet. Die Pläne hatten vor zwei Wochen zu massivem Widerspruch einiger Wortführer bei einer Informationsveranstaltung der CSU in Kriegshaber geführt.
Merkle verwies darauf, dass bei der Belegung der Häuser auch Bewohner berücksichtigt werden, die schlecht verdienen. Die Höchstgrenze für ein Drittel der Bewohner liegt bei 65 000 Euro im Jahr. „Wir achten auf eine sozialverträgliche Durchmischung.“Klar sei, dass auch Wohnraum für weniger Gutsituierte entstehen müsse. „Aber wenn von einzelnen Personen behauptet wird, dass hier ein sozialer Brennpunkt entsteht, kann man das so nicht stehen lassen.“
Die Stadträte tragen diesen Kurs unisono mit. „Es geht um Durchschnittsbürger, die dort wohnen werden“, sagte Leo Dietz (CSU). Jeder, so Florian Freund (SPD), solle sich darüber im Klaren sein, dass zwischen dem Leben im Eigenheim und in einer geförderten Wohnung nur ein Ereignis wie eine Scheidung oder eine Krankheit stehe. Cemal Bozoglu (Grüne) sprach angesichts der geäußerten Ressentiments von „Egoismen“.
In seiner gestrigen Sitzung machte der Bauausschuss auch den Weg frei für die Bebauung des MartiniParks im Textilviertel mit 350 Wohnungen. Der Abriss des Gärtnerhauses hatte wie berichtet für Proteste gesorgt. Vertreter der Bürgerinitiative, die den Abriss verhindern wollten, verfolgten die Sitzung im Rathaus. Stadtrat Volker Schafitel (Freie Wähler) sagte, dass ein Identifikationspunkt für die Bürger zerstört worden sei. „Es obliegt dem Eigentümer, was er mit seinem Eigentum macht“, entgegnete Merkle. Das Landesamt für Denkmalpflege hatte es abgelehnt, das Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen. Daraufhin war es übers Wochenende abgerissen worden. Grünen-Stadtrat Bozoglu bezeichnete dieses Vorgehen als „unglücklich“, stimmte aber letztlich wie die Mehrheit der Stadträte (außer Schafitel) dem Benicht bauungsplan zu. Beate SchabertZeidler (Pro Augsburg) sprach von „einer super Entwicklung für das Textilviertel“. Dass der Park großteils erhalten bleibe und öffentlich zugänglich werde, sei nicht selbstverständlich. Das Areal zwischen Schäfflerbach- und Schleifenstraße, wo Martini früher in großem Maßstab Textilien produzierte, ist städtebaulich Niemandsland. Grünflächen liegen dort neben Hallen.
Der Bund Naturschutz hatte gegen den Bebauungsplan protestiert, weil dafür Bäume gefällt werden müssen. Uneinigkeit besteht, ob es mehr oder weniger sind als bei der ursprünglich genehmigten Planung für Gewerbe. Laut Merkle werde bei einer Tiefgarage, die Bäume gefährden könnte, genau hingeschaut, um Schäden zu verhindern. Nötigenfalls werde die Garage kleiner ausfallen müssen.