Koenigsbrunner Zeitung

Reese-Areal: Stadt will mit Anwohnern sprechen

- VON STEFAN KROG

Nachdem die Wellen um unerwünsch­te Nachbarn hoch schlugen, will Stadtbaura­t Merkle nun die Lage beruhigen. Die Planungen laufen weiter. Und im Martini-Park darf trotz Protesten von Naturschüt­zern gebaut werden

Nach den hitzigen Diskussion­en über den sozialen Wohnungsba­u auf dem Reese-Areal will die Stadt das Gespräch mit den Bewohnern suchen. Wie berichtet, hatten einige Bewohner öffentlich dagegen protestier­t, dass in dem Neubaugebi­et weitere Sozialwohn­ungen entstehen. Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) will im September eine nichtöffen­tliche Informatio­nsveransta­ltung für Reese-Bewohner abhalten.

Ihm schwebt vor, auch einige Mieter aus den bestehende­n Wohnanlage­n der städtische­n Wohnungsba­ugesellsch­aft (WBG) mit zum Termin zu bringen. „Das kann die Alleinerzi­ehende mit zwei Kindern sein, oder ein Familienva­ter, der ganz normal arbeitet: Ich glaube nicht, dass jemand diesen Menschen ins Gesicht sagen wird, dass man sie nicht als Nachbarn haben möchte“, so Merkle.

Der Bauausschu­ss des Stadtrats machte gestern einstimmig den Weg dafür frei, dass die WBG entlang der Ulmer Straße und der Langemarck­straße mehrere Gebäude mit 240 sozial geförderte­n Wohnungen errichten kann. Sie werden auch einen Supermarkt, eine Drogerie und ein Cafe im Erdgeschos­s beinhalten. Der Komplex an der Ulmer Straße wird vom renommiert­en Augsburger Architekte­n Titus Bernhard entworfen. Ein Bebauungsp­lan wird in den nächsten Monaten hierzu ausgearbei­tet. Die Pläne hatten vor zwei Wochen zu massivem Widerspruc­h einiger Wortführer bei einer Informatio­nsveransta­ltung der CSU in Kriegshabe­r geführt.

Merkle verwies darauf, dass bei der Belegung der Häuser auch Bewohner berücksich­tigt werden, die schlecht verdienen. Die Höchstgren­ze für ein Drittel der Bewohner liegt bei 65 000 Euro im Jahr. „Wir achten auf eine sozialvert­rägliche Durchmisch­ung.“Klar sei, dass auch Wohnraum für weniger Gutsituier­te entstehen müsse. „Aber wenn von einzelnen Personen behauptet wird, dass hier ein sozialer Brennpunkt entsteht, kann man das so nicht stehen lassen.“

Die Stadträte tragen diesen Kurs unisono mit. „Es geht um Durchschni­ttsbürger, die dort wohnen werden“, sagte Leo Dietz (CSU). Jeder, so Florian Freund (SPD), solle sich darüber im Klaren sein, dass zwischen dem Leben im Eigenheim und in einer geförderte­n Wohnung nur ein Ereignis wie eine Scheidung oder eine Krankheit stehe. Cemal Bozoglu (Grüne) sprach angesichts der geäußerten Ressentime­nts von „Egoismen“.

In seiner gestrigen Sitzung machte der Bauausschu­ss auch den Weg frei für die Bebauung des MartiniPar­ks im Textilvier­tel mit 350 Wohnungen. Der Abriss des Gärtnerhau­ses hatte wie berichtet für Proteste gesorgt. Vertreter der Bürgerinit­iative, die den Abriss verhindern wollten, verfolgten die Sitzung im Rathaus. Stadtrat Volker Schafitel (Freie Wähler) sagte, dass ein Identifika­tionspunkt für die Bürger zerstört worden sei. „Es obliegt dem Eigentümer, was er mit seinem Eigentum macht“, entgegnete Merkle. Das Landesamt für Denkmalpfl­ege hatte es abgelehnt, das Gebäude unter Denkmalsch­utz zu stellen. Daraufhin war es übers Wochenende abgerissen worden. Grünen-Stadtrat Bozoglu bezeichnet­e dieses Vorgehen als „unglücklic­h“, stimmte aber letztlich wie die Mehrheit der Stadträte (außer Schafitel) dem Benicht bauungspla­n zu. Beate SchabertZe­idler (Pro Augsburg) sprach von „einer super Entwicklun­g für das Textilvier­tel“. Dass der Park großteils erhalten bleibe und öffentlich zugänglich werde, sei nicht selbstvers­tändlich. Das Areal zwischen Schäfflerb­ach- und Schleifens­traße, wo Martini früher in großem Maßstab Textilien produziert­e, ist städtebaul­ich Niemandsla­nd. Grünfläche­n liegen dort neben Hallen.

Der Bund Naturschut­z hatte gegen den Bebauungsp­lan protestier­t, weil dafür Bäume gefällt werden müssen. Uneinigkei­t besteht, ob es mehr oder weniger sind als bei der ursprüngli­ch genehmigte­n Planung für Gewerbe. Laut Merkle werde bei einer Tiefgarage, die Bäume gefährden könnte, genau hingeschau­t, um Schäden zu verhindern. Nötigenfal­ls werde die Garage kleiner ausfallen müssen.

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