Autorin schildert eine Kindheit in Syrien
Luna Al-Mousli lebt seit zwölf Jahren in Wien und stellt ihr Jugendbuch vor
Die 26-jährige syrische Autorin Luna Al-Mousli lebt seit zwölf Jahren in Wien und erzählt in ihrem Buch „Eine Träne, ein Lächeln“von ihrer Kindheit in Damaskus. Ihre spannende Geschichte schilderte sie nun an der Leonhard-Wagner-Mittelschule.
Schwabmünchen Ein weißer Rabe landete dieser Tage in der Leonhard-Wagner-Mittelschule. Er lockte die beiden siebten Klassen des M-Zugs zu einer ganz besonderen Deutschstunde. Die 26-jährige syrische Autorin Luna Al-Mousli stellte ihr Buch „Eine Träne, ein Lächeln“vor, in dem sie ihre Kindheit schildert.
Nach Schwabmünchen begleitete sie Beate Schäfer von der „Internationalen Jugendbibliothek“, die heuer wieder das „White Ravens Festival“veranstaltet. Luna Al-Mousli kam zwar 1990 in Niederösterreich zur Welt, ihre Eltern zogen aber bald zurück nach Syrien, sie lebte bis zu ihrem 14. Lebensjahr in Damaskus. 2004 emigrierte die Familie erneut nach Wien. „Das war vor dem syrischen Bürgerkrieg. Wir wurden enteignet, mussten aber nicht fliehen“, erzählt Luna. Ihr kleines Buch ist schön gestaltet mit Fotos und kurzen Texten in Deutsch und Arabisch. „Man muss es halt umdrehen, weil man arabisch von hinten nach vorne und von rechts nach links liest“, erklärt sie den staunenden Schülern.
In der ersten Leseprobe erzählt sie von der Geborgenheit in ihrer Großfamilie mit Eltern, Großeltern, Onkeln und Tanten – und vom Schulalltag in der Diktatur. „Wir hatten alle Schuluniform und mussten mehrmals täglich auf dem Schulhof antreten und die Parolen der Bath-Partei anhören. Für jede kleine Unaufmerksamkeit oder Abweichung von der Norm wie falsche Socken gab es Hiebe mit einem Stock, den die Lehrerin immer bei sich hatte. Andererseits versorgte ein Bauer die Schule mit frischer Milch und Obst und es gab im Sommer Wassermelonen“, schildert sie.
Im zweiten Abschnitt geht es um ihre Ankunft als 14-Jährige in Wien, für sie eine ganz andere Welt. „Ich fühlte mich nicht angenommen, ich hasste die ständigen Fragen nach dem Woher und Warum und sehnte mich zurück nach Syrien“, erzählte Luna. Als Fremde werde man immer besonders beobachtet, das Verhalten der Anderen schwanke zwischen Neugier und der Angst, die falschen Fragen zu stellen. Ehrlich gemeinten Angebote wie „Willst Du mit uns essen?“oder „Willst Du mit uns ins Kino gehen?“wurden erst sehr spät gestellt. Die Schule war für sie sehr ungewohnt. „Das fing schon bei der freien Wahl der Kleidung an und damit, dass jeder auf einem eigenen Stuhl sitzen konnte und nicht neben anderen in einer engen Bank. Anfangs dachte ich wirklich, dass die Lehrerin ihren Stock vergessen hatte – bis mir klar wurde, dass es so etwas hier gar nicht gibt“.
Einen weiteren Aspekt zu den Schulnoten ließ sie durchblicken: „Ich hatte bessere Noten als meine Wiener Mitschüler, weil ich es von Syrien gewohnt war, alle Bücher auswendig zu lernen. So konnte ich bald auch in Deutsch ganze Buchpassagen auswendig hinschreiben, ohne sie aber wirklich zu verstehen“.
Den Bürgerkrieg in Syrien empfindet sie als tiefe Wunde. Oft sei sie genervt, dass sie als Syrerin ihn erklären und sich ständig zu Islamfragen äußern solle. Inzwischen habe sie ihre zweigeteilte Welt angenommen, habe österreichische und syrische Freunde und fühle sich in beiden Sprachen wohl, berichtet Luna AlMousli. Sie arbeitet in Wien als Grafik-Designerin, studiert Orientalistik und engagiert sich in der Flüchtlingshilfe. „Eine Sehnsucht nach Syrien bleibt aber, ich vermisse meine Heimat.“Ihre Geschichte inspirierte einige Schüler und einen Lehrer, ihre eigenen Erlebnisgeschichten vorzulesen.