Vorfahrt für die Diedorfer Umgehung
Wie der Abgeordnete Hansjörg Durz die Chancen für den Bau der von vielen ersehnten Straße einschätzt. Vieles hängt von der Bahn ab
Landkreis Augsburg Die Diedorfer Umgehung könnte nach dem Ausbau der B 300 bei Aichach das nächste große Straßenbauprojekt in der Region werden. Das hofft der CSU-Bundestagsabgeordnete Hansjörg Durz (CSU), der die Aufnahme der neuen Straße in den Bundesverkehrswegeplan zu einem seiner Hauptziele in seiner ersten Amtsperiode in Berlin erklärt hatte. Doch beim Startschuss für die Umgehung hängt immer noch alles von der Bahn ab. Erst wenn gemeinsame Themen wie Abstände oder Lärmschutz abgesprochen sind, kann das Straßenbauamt loslegen.
Bisher wollte sich die Bahn bei diesen Fragen nicht festlegen. Vorher müsse erst klar sein, ob das dritte Gleis zwischen Augsburg und Dinkelscherben gebaut werden darf. Da auch dieser Ausbau vom Bund zu den vordringlichen Projekten erklärt wurde, könnte nach langer Zeit Bewegung in die Sache kommen.
Die Dringlichkeit einer Umgehung in Diedorf spiegelt sich im Bundesverkehrswegeplan wider. Kaum ein Projekt erreichte bei der Abwägung der Kosten und Nutzen einen so hohen Wert. Während Durz davon ausgeht, dass im nächsten Jahr zumindest die Planung der Diedorfer Umgehung beginnen kann, sieht er für die Umfahrung für Gessertshausen wenig Chancen auf eine baldige Realisierung. „Hier muss man sich erst einmal vor Ort einig werden.“Diese Geschlossenheit höre er noch nicht ganz heraus. Der Gemeinderatsbeschluss in Gessertshausen für eine Trassenvariante sei zeitlich so knapp gefallen, dass dieser Vorschlag nicht mehr in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen werden konnte.
Nach der öffentlichen Auslegung, in der jeder seine Meinung äußern konnte, liegt der endgültige Entwurf des Bundesverkehrswegeplans vor. Für die Schienen- und Straßenprojekte im Westen von Augsburg habe sich nichts verändert, teilt Durz mit. Eine Neuigkeit gibt es allerdings auf der Bahnstrecke in der Nachbarschaft. Die Trasse wird jetzt so geplant, dass in Günzburg weiterhin Fernzüge halten. Der erste Entwurf des Bundesverkehrsplans hatte im Raum Günzburg für heftige Reaktionen gesorgt. Dort war eine Bahn-Neubautrasse entlang der Autobahn eingezeichnet gewesen – ohne eine Haltestelle für Fernzüge zwischen Augsburg und Neu-Ulm. Der Widerstand dagegen hat gefruchtet. Durz begrüßt diese Umplanung: „Damit sind an der gesamten Strecke zwischen Augsburg und Ulm alle dafür.“Diese Geschlossenheit gebe dem aufwendigen Großprojekt einen Schub. Durz geht davon aus, dass das dritte Gleis, das in den Dimensionen dem des Autobahnausbaus nahekommt, in mehreren Abschnitten gebaut wird. „Der Anfang wird sicher in Augsburg gemacht,“sagt er.
Das Mega-Projekt der Bahn Stuttgart 21 steht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem dritten Gleis. Wenn der Bahnhof in Stuttgart fertig ausgebaut ist, wird doppelt so viel Fernverkehr auf der Strecke Augsburg–Ulm erwartet. Der Nahverkehr wird verdrängt. Durz hofft, dass der Ausbau des dritten Gleises beim Abschluss von Stuttgart 21 so weit wie möglich vorangeschritten sein wird, damit der Zeitraum dieser Verdrängung des Nahverkehrs so kurz wie möglich ausfällt. Der Bundesverkehrswegeplan geht als Nächstes ins Kabinett. Im Herbst wird der Bundestag entscheiden. In dieser Zeit steht für Durz ein weiterer wichtiger Termin an: Die Nominierung als Kandidat für die Bundestagswahl 2017. Die CSU-Delegierten des Wahlkreises Augsburg-Land werden am 15. Oktober in Neusäß zusammenkommen. Durz hat Lust auf eine weitere Amtsperiode. Nach einer längeren Zeit der Einarbeitung als Neuling im Bundestag bezeichnet er sich als „inzwischen angekommen“. Es habe einige Zeit gedauert, bis er Kontakte aufgebaut und die Abläufe kennengelernt hat.
Die erste Wahlperiode sei „eine extrem bewegte Zeit“gewesen, sagt Durz. Die Krisen in Ukraine und Griechenland, die Flüchtlinge und der Brexit seien Beispiele dafür. „Es kam ein Ereignis nach dem anderen.“Dies alles habe bewusst gemacht, dass die stabilen Verhältnisse teilweise ins Wanken gekommen sind. Gerne diskutiere Durz mit Bürgern über diese bewegten Zeiten. Doch ihn beschäftigt die Frage, wie er mit den Menschen ins Gespräch komme, die nicht zu seinen Veranstaltungen kommen. Soziale Medien wie Facebook seien für eine Diskussion über komplexe Themen nicht geeignet.
Für die Abgeordneten in Berlin ist erst einmal Sommerpause. Doch Durz rechnet damit, dass die Kanzlerin wie im vergangenen Jahr aufgrund der aktuellen Ereignisse, zum Beispiel in der Türkei, eine Sondersitzung einberuft.