Ohne Wenn und Aber
Oscar-Kandidat aus dem Iran sagt ab
Los Angeles/Berlin Der vielfach ausgezeichnete iranische Regisseur Asghar Farhadi nimmt aus Protest gegen den von US-Präsident Donald Trump verhängten Einreisebann für Muslime aus sieben Ländern nicht an der Oscar-Verleihung teil. In einer Erklärung, die die New York Times veröffentlichte, schrieb Farhadi: „Engstirnige Individuen nutzen das Einflößen von Angst häufig dazu, Extremismus und fanatisches Verhalten zu rechtfertigen.“Selbst wenn für seine Reise eine Ausnahme gemacht würde, sei das „Wenn und Aber“nicht akzeptabel, schrieb Farhadi.
Farhadi hatte für seinen Film „Nader und Simin – Eine Trennung“2011 den Goldenen Bären der Berlinale und 2012 den Oscar für den besten fremdsprachigen Film gewonnen. In diesem Jahr ist sein Film „The Salesman“in dieser Kategorie für den Oscar nominiert. Taraneh Alidoosti, die darin die weibliche Hauptrolle spielt, hat ihren Boykott der Oscar-Zeremonie bereits deutlich gemacht. Für sie sei das neue Gesetz „diskriminierend, rassistisch und daher inakzeptabel“. Die Regelung gilt für Bürger aus Sudan, Syrien, Libyen, Somalia, Jemen, Irak und Iran. Die Oscars werden am 26. Februar verliehen.
Die Oscar-Akademie, die alljährlich die Preise vergibt, äußerte sich „extrem besorgt“über Trumps Dekret. Man werde Filmemacher und Menschenrechte in aller Welt unterstützen. Bei der Preisverleihung des amerikanischen Schauspielerverbandes SAG am Sonntagabend in Los Angeles protestierten Hollywoodstars in aller Öffentlichkeit gegen die umstrittenen Maßnahmen.
Die deutsch-iranische Schauspielerin Jasmin Tabatabai schließt sich der Kritik an. „Menschen aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit zu diskriminieren, ist ungeheuerlich und zutiefst unamerikanisch“, schrieb Tabatabai in einem GastBeitrag für die Bild-Zeitung. Sie habe neben dem deutschen auch einen iranischen Pass und sei deshalb persönlich vom Dekret betroffen: „Nun haben meine Geschwister, meine 79-jährige Mutter und ich plötzlich Einreiseverbot.“Wie der Deutsche Kulturrat mitteilte, sind neben Tabatabai auch weitere Künstler betroffen. Der Kulturrat nannte die Schriftsteller Navid Kermani und Said sowie den bildenden Künstler Kani Alavi.