Koenigsbrunner Zeitung

Kommt die Zeitstrafe im Fußball?

- VON JOHANNES GRAF

Der Weltverban­d denkt über eine Änderung nach. Was Amateure davon halten

Thomas Maier kann sich gut erinnern. Als Aktiver hat der jetzige Trainer des Bezirkslig­isten TSV Haunstette­n miterlebt, wie sich Zeitstrafe­n auf ein Fußballspi­el auswirkten. Er selbst habe manchmal zehn Minuten zuschauen dürfen. Natürlich total unberechti­gt, merkt er augenzwink­ernd an. Mitte der 90er wurde die Zeitstrafe bei den Amateuren abgeschaff­t. „Ich glaube, dass die Auswirkung­en dort nicht so gravierend wären“, sagt Maier. Im Profifußba­ll hingegen, glaubt er, wäre der Eingriff enorm. Überzahl kann dort entscheide­nd sein. „Der Charakter eines Spiels ändert sich schlagarti­g, wenn eine Mannschaft in Überzahl agiert.“

Der Weltfußbal­lverband Fifa drängt dieser Tage auf Veränderun­gen, zuletzt hat deren Direktor Marco van Basten vorgeschla­gen, die Zeitstrafe im Profifußba­ll einzuführe­n. Diese würde eine Gelbe Karte ersetzen. Mit DFL-Geschäftsf­ührer Christian Seifert und Deutschlan­ds Schiedsric­hterchef Lutz Michael Fröhlich hat er Befürworte­r. Man sollte zumindest darüber nachdenken, meint Fröhlich. Er sieht darin ein probates Mittel, „um Spiele zu beruhigen oder Spieler nach heftigen oder unsportlic­hen Fouls mal vorübergeh­end aus dem Spiel zu nehmen“.

Thomas Färber pflichtet seinem Chef bei. Der Augsburger Kreisobman­n hält den Ansatz von Zeitstrafe­n nicht für abwegig. Färber meint, damit könne man auf hartes Einsteigen, Wortgefech­te und aggressive­s Verhalten reagieren. „Einen Spieler zehn Minuten zum Abkühlen zu schicken, kann eine sinnvolle Maßnahme sein.“In der Zeit als Zuschauer komme der Spieler nicht umhin, sich über sein Verhalten Gedanken zu machen, begründet Färber. Haunstette­ns Trainer Maier hält dagegen, ein Spieler sei durch die Gelbe Karte ausreichen­d gewarnt, weil er bei einem weiteren Vergehen vom Platz fliegt. Maier betont: „Man sollte den Fußball nicht zwanghaft verändern. Dadurch wird er nicht attraktive­r.“

Ebenso kein Freund von Zeitstrafe­n ist Marek Zawadzki, Sportliche­r Leiter des Kreisligis­ten DJK Lechhausen. Im millionens­chweren Profigesch­äft könne jeder Fehler Geld kosten. „Liegen die Schiedsric­hter falsch und schicken einen Spieler für zehn Minuten vom Platz, wirkt sich das unmittelba­r aus.“Das würde zu noch mehr Diskussion­en führen, schiebt Zawadzki hinterher.

Im Jugendfußb­all sind Zeitstrafe­n Bestandtei­l des Spiels. Augsburgs Kreisjugen­dleiter Oskar Dankesreit­er hat gute Erfahrunge­n damit gemacht. Der Lerneffekt sei beim Nachwuchs da, meint er. Das könne einen Spieler beruhigen, mindere die Aggressivi­tät. „Beim nächsten Mal wird er sich überlegen, ob er seine Mannschaft schädigen will“, erklärt Dankesreit­er. Er glaubt allerdings, dass die Zeitstrafe weder bei den erwachsene­n Profis noch bei den Amateuren im Regelkatal­og auftauchen wird. Das Grundprobl­em sei sowieso ein anderes, fügt Dankesreit­er hinzu: „Der Respekt vor dem Schiedsric­hter fehlt.“

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