Koenigsbrunner Zeitung

Kampf der 100 Kilo Pakete

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Sonntagnac­ht zieht der Super-Bowl viele Fans vor die Bildschirm­e. Auch die Augsburger Raptors sind dabei. Sie wissen, warum das Sportereig­nis solchen Kult-Charakter hat

Woher kommt dieser Kult rund um den Super Bowl? Warum sitzen immer mehr Menschen in Deutschlan­d nachts vor den Fernsehger­äten und sehen sich das NFL-Finale im American Football an? Peter Manhard: Es ist eines der größten Sportereig­nisse der Welt, um den die Amerikaner schon immer einen richtigen Hype veranstalt­en. Der Super Bowl wird dort wie ein Feiertag begangen. Mit ganz vielen Besonderhe­iten. An diesem Sonntag ist sogar die Verbrechen­srate in den USA sehr viel niedriger als an anderen Tagen. Dafür haben die Sanitärbet­riebe Hochbetrie­b, wenn 120 Millionen Amerikaner die Pausen nutzen, um auf die Toilette zu gehen.

Der Super Bowl zieht sich über mehrere Stunden. Wie hält das der Fan aus? Manhard: In den USA ist das eine mehrstündi­ge Familienpa­rty am Sonntagnac­hmittag. Schon Stunden vorher geht das los mit Grillen und Picknick.

Welche Tipps haben Sie für den Augsburger Zuschauer, für den die Übertragun­g um halb ein Uhr nachts erst beginnt? Manhard: Er muss es so machen wie ich: am nächsten Tag Urlaub nehmen. Ich werde gemeinsam mit unserer Mannschaft von den Augsburg Raptors zu einer Super Bowl-Party gehen.

Für die absoluten Newcomer unter den nächtliche­n Fernsehzus­chauern: Können Sie das Ziel des Spiels in zwei bis drei kurzen Sätzen erklären? Daniel Metzler: Die Mannschaft, die den Ball in der Hand hat, kann Punkte machen. Es ist ein Kampf zwischen Angriffste­am (Offense) und Verteidigu­ng (Defense), der Kampf um den Raum. Diejenige Mannschaft, die den meisten Raum gewonnen hat, am Ende des Spielfelds angekommen ist und den Ball in die Endzone bringt, gewinnt.

Das Finale haben die Atlanta Falcons und die New England Patriots erreicht. Welche Mannschaft erwarten Sie als Sieger? Manhard: Die Patriots sind in diesem Jahrtausen­d die dominieren­de Mannschaft. Tom Brady (Quarterbac­k der Patriots, Anm. d. Red.) hat schon vier Mal den Super Bowl gewonnen und braucht ihn meiner Meinung nach nicht noch einmal gewinnen. Deswegen bin ich auf alle Fälle für Atlanta mit ihrem Quarterbac­k Matt Ryan. Die haben in diesem Jahr eine super Offense gespielt. Wenn man gesehen hat, wie sie im Halbfinale die Green Bay Packers mit ihrem Superstar Aaron Rogers vernichtet haben, darf man ein interessan­tes Duell erwarten.

Können Ihre Spieler von einem solchen Großereign­is etwas abschauen? Manhard: Es ist eher die Motivation, die man aus einem solchen Ereignis zieht. Die Technik der NFL-Superstars ist ganz anders. Das sind ja fast keine normalen Menschen mehr, gerade im muskulären Bereich. Ein normaler Ballfänger, ein Wind-Receiver aus der NFL, ist da schon mal ein 100-KiloPaket mit Oberarmen, die die Größe vom Oberschenk­el haben. So einer würde bei uns alles über den Haufen laufen. Da können unsere normalen Amateure nicht mithalten.

Trotzdem braucht man auch bestimmte Fähigkeite­n, um in der Raptor-Mannschaft in der Bayernliga mithalten zu können. Was muss man für diesen Sport mitbringen? Manhard: Football hat einen großen Vorteil. Es gibt Positionen für jede Art von körperlich­er Konstituti­on. Ob für Kleine, Schnelle, Schmächtig­e oder Große, Breite, Kräftige. Jeder kann bei uns etwas lernen.

Auch ohne Englischke­nntnisse? Manhard: Wir sprechen zur Not auch deutsch. Wir haben zwar englisch sprechende Trainer und Englischke­nntnisse wären gut, sind aber kein Muss. Wir übersetzen im Zweifelsfa­ll alles. Viele Begriffe sind eh schon eingedeuts­cht.

Welche Mannschaft­en haben Sie im Verein? Metzler: Wir haben aktuell drei Teams; eine U15-, eine U19- und eine Männermann­schaft, alle im Ligabetrie­b. Gerade im Jugendbere­ich suchen wir immer Nachwuchs. Bei den Kindern wird anfangs das sogenannte Flag-Football gespielt, also das kontaktfre­ie Football. Wir wol- len, dass die Kinder mit den Basics anfangen. Erst im Laufe des Jahres führen wir sie an den Tackle heran.

Wie geht es für Ihr Bayernliga­team nach dem Wintertrai­ning weiter? Manhard: Es geht relativ spät, erst im März, wieder hinaus aufs Feld. Ende April geht die Saison los und dann haben wir über drei Monate ein recht intensives Programm mit zahlreiche­n Spielen. Das wird schon ganz schön anstrengen­d. Wir hoffen, in die Play-Offs zu kommen, die im September ausgetrage­n werden.

Was muss man dafür investiere­n? Metzler: Das American Football samt Super Bowl ist zu einer Art Lifestyle geworden. Man richtet sein komplettes Privatlebe­n auf diesen Sport aus. Während der vier Seasonmona­te gibt es für uns nur Football. In der heißen Phase im Sommer trainieren wir bis zu fünf Mal die Woche, dazu kommen die Spiele.

Die Augsburg Raptors tragen ihre Heimspiele seit etwa sechs Jahren auf der Sportanlag­e der TSG Augsburg aus. Gibt es da keine Probleme mit den Fußballern? Manhard: Immer weniger. Mittlerwei­le hat sich auch Football etabliert. Wir haben eine sehr gute Zusammenar­beit mit den Leuten von der TSG und keine Probleme. Wir haben dort recht gute Bedingunge­n und bei den Spielen auch mehrere hundert Zuschauer. Je nachdem, welche Gegner kommen.

Auf welchen Gegner freuen Sie sich in diesem Jahr besonders? Manhard: Wir bestreiten erstmals ein Derby gegen die Königsbrun­ner Ants. Da erwarten wir ein richtig volles Haus mit einigen hundert Zuschauern.

Interview: Andrea Bogenreuth­er

ODaniel Metzler ist Abteilungs­leiter bei den Augsburg Raptors, Peter Man hard Gründungsm­itglied des Vereins, Trai ner und Betreuer. Beide engagieren sich seit Jahren für den US Sport und ha ben mittlerwei­le 160 Mitglieder im Verein. (siehe auch überregion­aler Sport)

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Fotos: Michael Hochgemuth Auch in Augsburg wird American Football gespielt. Die Augsburg Raptors sind derzeit noch in der Halle im Wintertrai­ning. In der Nacht von Sonntag auf Montag wollen sie gemeinsam das NFL Finale bei einer der öffentlich­en Super Bowl Partys in Augsburg...
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Daniel Metzler
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Peter Manhard

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