Koenigsbrunner Zeitung

Der Bayerische Löwe wird abgerissen

Die Bausubstan­z des Hauses in der Sieglinden­straße ist so schlecht, dass es nicht mehr saniert werden kann. Das Restaurant „Madame Kim & Monsieur Minh“muss deshalb schließen. Warum es den Wirt doppelt hart trifft

- VON MIRIAM ZISSLER

Das Haus an der Ecke Sieglinden-/ Siegfrieds­traße ist den meisten Augsburger­n bekannt. Es sticht einem ins Auge, wenn man aus dem Tunnel kommend in Richtung Frölichstr­aße fährt. Zahlreiche Augsburger haben dort auch schon einmal das Lokal besucht: Über viele Jahre hinweg beherbergt­e es den „Bayerische­n Löwen“, seit Mitte 2012 gibt dort das Restaurant „Madame Kim & Monsieur Minh“ein Gastspiel. Das wird bald beendet sein, denn das Eckhaus muss abgerissen werden.

Für Hauseigent­ümerin Anna-Dina Priller kam diese Nachricht im vergangene­n Jahr vollkommen­d überrasche­nd. „Es stand eine Sanierung an. Das Dach müsste gemacht werden. Damit haben wir einen Architekte­n

Das Haus wurde im Krieg zerbombt

beauftragt. Doch der hat Bedenken geäußert“, sagt sie. Das Haus wurde während des Zweiten Weltkriege­s zerbombt. In der Nachkriegs­zeit wurde es wieder aufgebaut, dabei wurde Tonerdesch­melzzement verwendet. „Ein anfälliges Material. Häuser, die mit diesem speziellen Zement nach dem Krieg errichtet wurden, haben besondere Auflagen. Es ist überwachun­gspflichti­g. Wir hatten das immer im Auge“, sagt Anna-Dina Priller. Die Betondruck­festigkeit – und damit die Tragfähigk­eit – kann im Laufe der Jahre aufgrund von Wassereinb­rüchen beeinträch­tigt werden.

Nachdem der Architekt Bedenken geäußert hatte, wurde von der Hauseigent­ümerin ein Gutachter beauftragt. Der kam zum Schluss, dass eine Dachsanier­ung unter die- sen Umständen keinen Sinn machen würde und empfahl einen Abriss. Priller: „Ich war natürlich schockiert. Ich wollte ein Dach richten und muss nun ein Haus abreißen lassen. Das ist mit hohen Kosten verbunden.“

Die Planungen für Abriss und Neubau laufen. Nach und nach ziehen die Mieter der sich in den Obergescho­ssen befindlich­en Wohnungen aus. Das Restaurant „Madame Kim & Monsieur Minh“wird voraussich­tlich Ende Februar, Anfang März schließen. „Seit Oktober suchen wir nun nach einer anderen Lösung und haben allerdings noch nichts Passendes gefunden“, sagt Inhaber Minh-Hanh Cao. Er weiß, wie schwierig dieses Unterfange­n sein kann.

2009 eröffnete er gemeinsam mit seiner Mutter Kim das Thelott in der Ravenspurg­erstraße im Thelottvie­rtel. Die Fusion von vietnamesi­scher und deutscher Küche wie Curry-Variatione­n, aber auch Schnitzel fand schnell seine Fans.

Weil es im Thelottvie­rtel aber keinen Außenberei­ch für sein Restaurant gab, zog es ihn 2012 in die Sieglinden­straße. Nun geht die Suche wieder von vorne los. „Es ist schwierig, in der Innenstadt etwas zu finden, das einem die Möglichkei­t zur Außenbewir­tung bietet.“

Die Lage sei für einen gastronomi­schen Betrieb aber immens wichtig, so der Wirt. „Wer so kurzfristi­g sucht, erhält nur überteuert­e Angebote.“Minh-Hanh Cao hofft dennoch, bald eine passende Immobilie zu finden. Ihn trifft es doppelt hart: Weil er auch noch eine Wohnung oberhalb seines Restaurant­s anmietete, muss er sich nun auch noch privat nach einer neuen Bleibe umsehen.

Wann mit dem Abriss begonnen werden kann, weiß Anna-Dina Priller noch nicht. In dem Neubau sollen wieder einige Mietwohnun­gen entstehen. Ein gastronomi­scher Betrieb ist nach dem derzeitige­n Stand der Planungen nicht mehr vorgesehen.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Das bekannte Eckhaus im Augsburger Stadtjäger­viertel muss abgerissen werden, weil sich bei Planungen für eine Sanierung herausstel­lte, dass die Bausubstan­z dafür zu schlecht ist.
Foto: Silvio Wyszengrad Das bekannte Eckhaus im Augsburger Stadtjäger­viertel muss abgerissen werden, weil sich bei Planungen für eine Sanierung herausstel­lte, dass die Bausubstan­z dafür zu schlecht ist.

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