Schlechtes Jahr für Augsburgs Vogelwelt
Vogelschützer sehen nach der neuesten Zählung eine dramatische Entwicklung. Welche Arten es besonders trifft
Viele besorgte Bürger haben es beobachtet: Dieser Winter verläuft weitgehend stumm, deutlich weniger Wintervögel besuchen Futterhäuschen und Meisenknödel in Garten oder Park. Diese Beobachtung bestätigt nun der Landesbund für Vogelschutz (LBV) in Augsburg nach seiner Auswertung der „Stunde der Wintervögel“.
Zum Vergleich: Im Winter 2016 hatte es Rekordzahlen mit einer hohen Bevölkerungsbeteiligung und sehr guten Zählergebnissen bei den Tieren gegeben. In diesem Jahr sieht es anders aus – bayernweit, aber auch in Stadt und Land Augsburg seien die Ergebnisse erschreckend, so Dagmar Blacha, Geschäftsführerin beim LBV in Augsburg. Zwar haben über 25 Prozent mehr Menschen aus Augsburg an der Stunde der Wintervögel teilgenommen. Es gab auch deutlich mehr Meldungen aus der Stadt und dem Landkreis Augsburg als im Vorjahr. „Aber allein die Anzahl der gezählten Vögel spricht Bände“, sagt Blacha. Besonders dramatisch sei die Lage in der Stadt Augsburg: Dort wurden trotz 25 Prozent mehr zählenden Bürgern nur 91 Prozent der Vogelzahlen des Vorjahres gezählt. Auffallend sei, dass bei allen Arten die Schwarmgrößen stark sinken. Häufig wurden nur noch halb so viele Vögel einer Art wie im Vorjahr gezählt. Dies gelte praktisch für alle Singvögel, die hier überwintern. Bei den Kohl- und Blaumeisen sind die Zahlen besonders stark eingebrochen. Lediglich die Amsel trat tendenziell häufiger auf als im letzten Jahr. Auch konnten sich Saat- und Rabenkrähen etwas weiter in der Rangliste verbessern, sie liegen unter den ersten zehn Vogelarten.
Spektakuläre Arten wie der Fichtenkreuzschnabel, der im letzten Jahr häufiger zu beobachten war, waren diesmal rar. Einige Beobachter in Augsburg-Stadt konnten sich aber zumindest über Seidenschwänze erfreuen, eine Vogelart, die in den strengen Taiga-Wintern in wärmere Gefilde flüchtet.
Zu den Ursachen der dramatischen Entwicklung gibt es verschiedene Vermutungen: Zum einen hatten einige Singvögelarten, darunter Kohl- und Blaumeise, teils völlige Brutausfälle zu verkraften, so Blacha, dies sei wohl ein Zeichen des Futtermangels in ausgeräumten Agrarlandschaften. Unter den Grünfinken grassiert außerdem seit 2009 ein Parasit, der der Art stark zusetzt. Vermutlich hatten aber auch viele Wintervögel wegen des sehr milden Winters kaum Zuglust und blieben im nördlicheren Europa, vermuten Fachleute.