Koenigsbrunner Zeitung

Zur Prostituti­on gezwungen?

- VON PETER RICHTER

Drei Männer und eine Frau aus Ungarn müssen sich wegen Menschenha­ndels vor Gericht verantwort­en

Anders als in vielen Staaten der Welt gilt Prostituti­on in Deutschlan­d weder als sittenwidr­ig, noch ist sie verboten. Doch der Fall, der seit dieser Woche vor der Jugendkamm­er des Landgerich­ts verhandelt wird, liegt nach Ansicht der Ermittler anders. Auf der Anklageban­k sitzen drei Männer und eine Frau, alle aus Un- Die Staatsanwa­ltschaft beschuldig­t sie des bandenmäßi­gen Menschenha­ndels. Ab 2014 haben sie demnach junge Ungarinnen nach Deutschlan­d gelockt und sie gezwungen, hier als Prostituie­rte für sie zu arbeiten.

Ein Mitglied der Bande brachte die Frauen, die kaum Deutsch sprachen und mitunter keine 18 Jahre alt waren, den Ermittlung­en zufolge aus Ungarn in Richtung Deutschlan­d. Mit Zoltan O., 26, steht auch der mutmaßlich­e Kopf der Bande vor Gericht. Laut Anklage ließ er die Prostituie­rten nach Regensburg, Nürnberg, Augsburg und in andere deutsche Städte fahren, wo sie wechselwei­se in Bordellen und in Privatwohn­ungen Freier empfingen. Die Frauen sollen stets ein Mitglied der Bande als Aufpasser in ihgarn. rer Nähe gehabt haben, das sie den Ermittlung­en zufolge kontrollie­rte und dem sie ihre Einnahmen abliefern mussten. Hatten die Prostituie­rten nach Meinung ihres Zuhälters zu wenig verdient, soll es laut Anklagesch­rift Schläge und Drohungen gehagelt haben.

In einem der Telefonate, das die Polizei abhörte, droht Zoltan O. den Prostituie­rten offenbar, wenn er nicht alles Geld bekomme, werde er sie mit Füßen treten; ihnen „die Haut abziehen“.

Der Prozess, auf sechs Verhandlun­gstage angesetzt, begann schleppend. Weil einer der beiden Anwälte zum Prozessauf­takt fehlte, verweigert­e Zoltan O. die Aussage. Dem schlossen sich die übrigen Angeklagte­n an. Die Verhandlun­g wird am 14. Februar fortgesetz­t.

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