Viel Applaus und eine Planänderung
Kultur Acht moderne Poeten sorgen bei der Premiere des Poetry Slams in Graben für Furore. Nicht nur die Siegerin ist an diesem Abend für eine positive Überraschung gut
Graben Der erste „Gräbinger Slam“hat sich als voller Erfolg erwiesen. Am Ende gab es nur strahlende Gesichter. Die Textvorträge der acht Poeten, die den Weg aus ganz Bayern aufs Lechfeld fanden, waren auf einem richtig starken Niveau und wurden vom Publikum mit viel Applaus belohnt. Auch die Zuhörer zählten zu den positiven Überraschungen des Abends.
Nicht nur die Zahl, rund 70 Gäste fanden sich im Jugendhaus ein, sondern auch der Altersmix überraschte Jugendreferent Matthias Schäfer. „Mit so viel Publikum habe ich nicht gerechnet“, freute er sich. Auch Grabens Bürgermeister Andreas Scharf zählte zu den Gästen und war angetan von der positiven Resonanz der Veranstaltung.
Im Mittelpunkt standen die „Slam-Poeten“. In zwei Vierergruppen traten sie einzeln auf die Bühne, um zwei Finalisten zu ermitteln. Sieben Minuten hatten sie Zeit, mit ihren selbst verfassten Texten sich die Sympathien des Publikums zu sichern. Dies konnte in sechs Gruppen jeweils bis zu zehn Punkte für die Vortragenden vergeben.
Patrick Frank und Jonas Biedermann, die die Veranstaltung maßgeblich organisierten, führten das Publikum in die Welt des PoetrySlam ein und zeigten vor allem den wichtigen Begriff „Respect the Poet“auf. Das heißt nichts anderes, als dass der Künstler mit viel Applaus zu belohnen ist, auch wenn der Auftritt nicht so ankommt. „Ausbuhen ist verpönt“, klärte Patrick Frank auf.
So weit kam es aber nicht, denn die acht Dichter zogen mit ihren allesamt selbstverfassten Texten das Publikum in ihren Bann. Gleich die ersten beiden, die bayerische U-20 Meisterin Eva Niedermeier und Pascal Simon aus Ingolstadt, setzten mit 52 von 60 Punkten eine lang bestehende Topmarke.
Sebastian Shaw und „CarolinA“zeigten ebenfalls einen beeindruckenden Auftritt, doch die Punktzahl der beiden Auftaktkünstler erreichten sie nicht. Dadurch war der Plan, das Finale mit den beiden Gruppensiegern auszutragen schon über Bord geworfen, unter großem Applaus wurde verkündet, dass Niedermeier und Simon beide im Finale stehen.
Die zweite Gruppe wurde von Max Rauh, „Humpelfuchs“genannt, dominiert. Sein Test über Werte bekam die Höchstpunktzahl. Da konnten auch die starken Auftritte von Ernard Blake und „Animes“nichts verändern. Einzig Ezgi Zengin rüttelte am Thron von Max Rauh. Ihr überragend kritischer Text über Hass und Gewalt schrammte knapp an dessen Bestmarke vorbei. Ein Start im Finale hätte sich die Grundschullehrerin mit ihrem Vortrag durchaus verdient gehabt.
In der entscheidenden Runde konnten alle drei Finalisten ihren Auftritt nochmals toppen. Max Rauh brillierte mit einem Dialog über das Glück und erreichte 59 Punkte.
Ihm folgte Pascal Simon mit einer lyrischen Betrachtung des Weges, den eine Beziehung gehen kann. Auch er landete bei 59 Punkten. Den Abschluss der Finalrunde machte Eva Niedermeier – getreu dem Motto „Das Beste kommt zum Schluss“sorgte sie mit der Erinnerung an ihre Großmutter nicht nur für Gänsehaut, sondern auch für 60 Punkte. Damit sicherte sich die Gewinnerin des Kulturförderpreises des Landkreises Rosenheim den verdienten Sieg in Graben.
Jugendreferent Matthias Schäfer zeigte sich nach dem Poetry Slam von der Qualität der Künstler beeindruckt. „Da habe ich auf der Augsburger Brechtbühne schon schlechtere Slams gehört“, bilanzierte er. Die gelungene Premiere macht Hoffnung und zugleich Lust auf eine Wiederholung des „Gräbinger Slams“.