„Wir haben nicht gezeigt, was wir können“
Wolfgang Maier ist mit den Ergebnissen seiner Alpinen unzufrieden – besonders mit denen der Frauen. Der Sportdirektor sagt klar, was den deutschen Skifahrern fehlt
St. Moritz In Wolfgang Maier brodelte es schon seit Tagen. Nach dem enttäuschend frühen Aus im Teamwettbewerb der Alpinen Ski-WM in St. Moritz hatte der deutsche AlpinDirektor gepoltert, dass er am liebsten Heim fahren „oder irgendwas kaputt hauen“würde.
Glücklicherweise ist Maier weder abgereist noch hat er sein Hotelzimmer verwüstet, denn sonst hätte er das aus deutscher Sicht einzige Highlight der WM verpasst. Die Bronzemedaille von Felix Neureuther im abschließenden Slalom hübschte die dürftige Bilanz des DSV ganz erheblich auf. Zufrieden war Maier deswegen aber bei weitem nicht. „Wir haben in bestimmten Bereichen nicht das gebracht, was wir können“, sagte er, ohne diese beim Namen zu nennen. Dazu sei es noch zu früh. „Wir müssen das Thema jetzt erst einmal sacken lassen und die Saison beenden. Dann aber werden wir jeden Stein umdrehen. Wir brauchen Veränderungen, das ist klar.“
Vor allem im Frauenteam dürfte der Alpin-Direktor reichlich Ansatzpunkte für Veränderungen finden. Abgesehen von Viktoria Rebensburg, die im Super-G als Vierte nur knapp an einer Medaille vorbei schrammte, gibt es dort derzeit keine Spitzenfahrerin. Die goldenen Zeiten einer Maria Höflich-Riesch scheinen schon Ewigkeiten entfernt. Die beiden Nachwuchsfahrerinnen Jessica Hilzinger, 19, und Marina Wallner, 22, hätten laut Maier immerhin „ein bisschen Potenzial“gezeigt. Er sieht das Problem darin, „dass uns Typen fehlen, die den Rennsport als Rennsport betreiben wollen“.
Bei den Männern gibt es diese Typen, die zudem auch talentiert sind. Nur: Sie zeigen es zu selten. Hinter Neureuther klafft eine Lücke, wenn es darum geht, bei Großereignissen zu liefern. In dem Allgäuer Stefan Luitz sieht nicht zuletzt Neureuther selbst seinen legitimen Nachfolger. In St. Moritz blieb er den Beweis aber schuldig - und war selbst am unzufriedensten damit. Im Riesenslalom hatten ihm schlechte Sichtverhältnisse den ersten Durchgang vermasselt, im Slalom verlor er auf halber Strecke einen Schienbeinschoner. So blieb den Deutschen nichts anderes übrig, als dabei zuzusehen, wie sich die beiden Ski-Nationen Schweiz und Österreich ein beeindruckendes Duell an der Spitze des Medaillenspiegels lieferten. Die Gastgeber hatten in der ersten WM-Woche vorgelegt, dann aber „schlug das Imperium zurück“, wie die größte Schweizer Tageszeitung titelte. Am Ende führte Österreich die Medaillenwertung mit dreimal Gold, viermal Silber und zweimal Bronze vor den Schweizern 3/2/2 an. Österreichs Jahrhundertfahrer Marcel Hirscher hatte mal wieder den Unterschied ausgemacht. Er zeigte in einem furiosen WM-Finale seine ganze Klasse, gewann erst Gold im Riesenslalom und dann im Slalom. Solch einen Doppelsieg in den beiden Technikwettbewerben hatte zuletzt Alberto Tomba bei der WM 1996 in der spanischen Sierra Nevada geschafft. Andreas Kornes