In der Teilzeitfalle gefangen
Im internationalen Vergleich verdienen deutsche Frauen wenig
Berlin Der Vater verdient das Geld, die Mutter kümmert sich ums Kind: Was sich anhört wie ein altmodisches, überholtes Familienbild, ist hierzulande Alltag. „Das Modell des männlichen Allein- beziehungsweise Hauptverdieners ist in Deutschland weiterhin vorherrschend“, stellt eine neue OECD-Studie fest. Der Studie zufolge sind in Deutschland 70 Prozent der Mütter erwerbstätig, aber nur 30 Prozent arbeiten Vollzeit. Und mit rund 20 Stunden ist die Arbeitszeit der Teilzeitbeschäftigten relativ kurz. Die Konsequenz: Bei Paaren mit mindestens einem Kind steuern die Frauen nur 23 Prozent zum Familieneinkommen bei. Das ist der schlechteste Wert von 15 ausgewählten Industrieländern.
Entscheidender Unterschied der besser abschneidenden Länder sind die Betreuungsangebote für Kinder. Mütter fühlen sich in Deutschland vor allem durch starre Öffnungszeiten von Schulen, Kindergärten und Kitas gezwungen, ihre Arbeitszeit zu reduzieren. Zudem bleibt dadurch hierzulande ein größerer Teil der Hausarbeit an den Frauen hängen. In Ländern wie Norwegen und Finnland helfen Männer deutlich mehr im Haushalt mit.
Zugleich bestätigt die Studie das Phänomen der sogenannten „Teilzeitfalle“. Dahinter steckt die weitverbreitete Erfahrung, dass Frauen zunächst zeitweise ihre Arbeitszeit
Die Bundesregierung will die Probleme entschärfen
reduzieren wollen, um sich um ihre kleinen Kinder zu kümmern. Später gelingt ihnen aber nicht mehr der Sprung zurück in einen Vollzeitjob. Ein Rückkehrrecht, wie es viele fordern, gibt es nicht. Allerdings hat SPD-Arbeitsministerin Andrea Nahles zum Jahresbeginn einen Gesetzentwurf vorgelegt, der eine Befristung von Teilzeitverträgen vorsieht. Es sind aber eine Reihe von Einschränkungen geplant, und die Union befürchtet zu viel Bürokratie.
Ein weiteres Problem aus Sicht der Frauen ist die Lohnlücke zu den Einkommen von Männern: Sie beträgt in Deutschland 21 Prozent. Der größte Teil davon ist darauf zurückzuführen, dass Frauen entweder in Teilzeit oder in schlechter bezahlten Branchen, etwa in Pflegeberufen, arbeiten. Rechnet man das heraus, beträgt der Unterschied noch sieben Prozent.
Um das Lohngefälle zu ändern, will SPD-Familienministerin Manuela Schwesig mehr Transparenz schaffen. Frauen sollen Anspruch auf Auskunft haben, wieviel andere Gruppen von Beschäftigten in ihrem Unternehmen verdienen. Das soll aber nur in Betrieben ab 200 Beschäftigten gelten. Um den Konflikt zwischen Familie und Beruf zu entschärfen, verfolgt Schwesig das Konzept der „Familienarbeitszeit“. Wenn Eltern, also Väter und Mütter, ihre Arbeitszeit auf 28 bis 36 Stunden reduzieren, können sie bis zu 300 Euro aus der Staatskasse bekommen. Thomas Lanig, dpa