Weniger Schnaps und trotzdem viel gute Laune
Nach Umzügen Bestnoten für Klosterlechfeld und entspannte Stimmung in Schwabmünchen
Schwabmünchen/Klosterlechfeld Die Rettungsdienste spürten die Folgen des Alkoholverbots während der Umzüge am Faschingsdienstag offenbar am stärksten: Vor einem Jahr zählte die Polizeiinspektion Schwabmünchen 40 Einsätze. Diesmal hatten die Sanitäter viel weniger zu tun: Kurz nach Mitternacht musste ein 19-jähriger wegen Alkoholvergiftung ins Krankenhaus gebracht werden. Um 4 Uhr früh war noch eine alkoholisierte hilflose Person in Schwabmünchen zu versorgen.
Insgesamt hatte das Narrenvolk offensichtlich weder unter Schnapsmangel noch unter Alkoholvergiftung zu leiden. Höchstens, so lassen die vielen Pappbecher in den zusätzlich aufgestellten Abfallbehältern vermuten, drohte ein Koffeinrausch durch Kaffee, mit welchem sich viele aufwärmten.
Dass in den Müllkörben auch eine Menge kleiner Schnapsflaschen landeten, zeugt von nüchternem Umweltbewusstsein ihrer Konsumenten und konnte nicht überraschen. So wie zuvor in Mittelneufnach oder Wehringen hatten natürlich so manche Besucher zur Selbstversorgung einige Fläschen mitgebracht, wenn sie nicht ohnehin schon „vorgeglüht“ankamen. Polizei und Organisatoren sind dennoch zufrieden. Das Ziel sei erreicht: weniger Ausraster und weniger Zwischenfälle durch Suff, dafür gute Stimmung trotz nasskaltem Wetter.
Und vor allem mehr Sicherheit auf den Wagen und am Straßenrand, wie Schwabmünchens Polizeichef Gernot Hasmüller gestern betonte. Ihm ist es wichtig, dass das Faschingstreiben ein unterhaltsames Erlebnis für alle bleibt. Einige schwere Unfälle in anderen Teilen Bayerns hatten ihn in den Vorjahren alarmiert. Und Bobingens Inspektionsleiter Maximilian Wellner erinnerte sich gestern noch an „schlimme Schlägereien“und Ausfälle, die es vor einigen Jahren in Wehringen gegeben habe. Inzwischen sei Fasching in der Region wieder friedliche Freude. Dass nicht jedes Schnapsfläschchen gleich vor Ort beschlagnahmt werde, hänge mit der Verhältnismäßigkeit zusammen. Auch strenge Überwachung solle und könne nicht die Gaudi stoppen.
Ein Musterbeispiel, wie sich Narrentreiben und Alkoholverbot vereinbaren lassen, scheint Klosterlechfeld zu sein. Zumindest gab es dort Bestnoten der Polizei für Veranstalter, Aktive und Publikum. Fast störungsfrei lief dort der Umzug ab. Einige Anwohner hatten allerdings wohl nicht damit gerechnet, dass die lange angekündigten Absperrmaßnahmen bereits im Vorfeld in Kraft treten müssen, und nicht erst zu Beginn um 14.11 Uhr. So kamen sie mit ihren Autos nicht mehr zu ihren Anwesen.
Ein Faschingswagen blieb an der Bahnschranke hängen, wobei aber kein Schaden entstand. Kurze Aufregung gab es in Klosterlechfeld auch, als vor Beginn des Zuges noch einige Personen über die Bahngleise rannten, um zu urinieren. Auch in Schwabmünchen gab es aus Sicht der Polizei während des Faschingsumzuges keine Probleme. Insgesamt herrschte entspannte Faschingsstimmung trotz akuter Erkältungsgefahr. Viele Familien hatten nach Regen und Wind beim Umzug allerdings auch gestern noch mit dem Trocknen ihrer Kleidung zu tun. Bei der abendlichen Party am Schrannenplatz fanden sich zwar weniger Menschen als vergangenes Jahr ein, trotzdem gab es hier für die Polizei noch einiges zu tun: Bei einer Schlägerei gegen 21.15 Uhr erhielten drei Personen einen Platzverweis, zweimal wird Anzeige wegen Körperverletzung gestellt, eine Person musste in Gewahrsam genommen werden. Eine Person versuchte vor der Polizei zu fliehen und wurde daraufhin mit unmittelbarem Zwang festgehalten. Insgesamt mussten am Dienstag 20 auffällige Personen vom Schrannenplatz verwiesen werden.
Der Verantwortliche eines Faschingswagens wurde bei einem Stopp auf dem Nachhauseweg in Untermeitingen mit zu lauter Musik des Platzes verwiesen. Ein 16-Jähriger wurde einer Jugendschutzkontrolle unterzogen. Nachdem bei ihm ein leer getrunkener Flachmann gefunden wurde, ergab der Alkoholwert 1,96 Promille. Er wurde dem Vater übergeben. Ein Bericht ans Jugendamt folgt.
Viel zu laut sei die Musik des Faschingswagens auf dem Schrannenplatz nach Meinung mehrerer Anwohner gewesen, die sich bei der Polizei meldeten. Die Veranstaltung war von der Stadt bis Mitternacht genehmigt worden. Nach Rücksprache mit dem Veranstalter wurde der Musikbetrieb jedoch schon um 23 Uhr eingestellt. »Kommentar