Wahrscheinlich weiter mit Wengenroth
Im Kulturausschuss präsentiert der künstlerische Leiter seinen Entwurf für 2018. Die Kulturpolitiker sind sich in der Bewertung des Festivals einig wie lange nicht
Zum Brechtfestival 2017 sind rund 6500 Zuschauer gekommen. Das hat das Festivalbüro am Montag mitgeteilt (wir berichteten). Im Vergleich zum Vorjahr waren das 4000 Besucher weniger, im Vergleich zu den Rekordjahren 2014 und 2015 fällt der Unterschied noch drastischer aus: In diesen beiden Festivaljahren kamen 14000 und 13500 Besucher. War in den Vorjahren mit Bekanntgabe der Zahlen immer auch politischer Streit im Kulturausschuss vorprogrammiert, war das bei der Sitzung am Dienstagnachmittag im Augsburger Rathaus keine Erwähnung wert. Sowohl Kulturreferent Thomas Weitzel als auch Vertreter aus allen Fraktionen waren mit dem diesjährigen Programm hochzufrieden. „Diskursive Inhalte“, „staubfrei“, „im 21. Jahrhundert angekommen“, „spannend“, so war der Tenor, fraktionsübergreifend.
Im Ausschuss stellte der diesjäh- rige künstlerische Leiter Patrick Wengenroth sein mögliches Konzept für 2018 vor. 2018 soll es unter dem Motto „Mich lähmt das Morgen und dies unverbindliche Heut!“stehen, einem Zitat aus Bertolt Brechts Dramenfragment „Der Untergang des Egoisten Johann Fatzer“. Dieses wird als Beitrag des Theaters Augsburg zu sehen sein.
Dazu sieht der Plan auch wieder Gastspiele und festivaleigene Produktionen vor. Einladen möchte Wengenroth zum einen das Theater Bremen mit seiner Inszenierung von Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“, außerdem das Gorki-Theater in Berlin mit Heiner Müllers „Der Auftrag“. Für die beiden festivaleigenen Produktionen schwebt Wengenroth das Modell einer Zusammenarbeit vor – einmal mit der Schaubühne Berlin für die Performance „Ich! Ich! Ich!“, in der der Schauspieler Mark Waschke mitspielen soll und Wengenroth Regie führt, zum anderen mit dem Gorki- Theater Berlin für eine Inszenierung mit dem Arbeitstitel „Was, wenn wir Freiheit wollen“– ein Stück, das die Regisseurin Sasha Marianna Salzmann erarbeiten soll und 100 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland zum Thema haben soll. Unter beide Inszenierungen setzt Wengenroth allerdings ein Fragezeichen – noch ist er nicht in konkrete Verhandlungen mit den beiden Theatern getreten.
Wieder im Programm: ein Werkstatt-Tag, dieses Mal rund um Brecht, Heiner Müller und das Dramenfragment „Der Untergang des Egoisten Johann Fatzer“. Musikalisch soll die Lange Brechtnacht – kuratiert von Girisha Fernando – ein Ausrufezeichen setzen, möglicherweise mit dem Jazzpianisten Chilly Gonzales als großem Solo-Act. Die Schreibwerkstatt mit Jugendlichen soll die Schriftstellerin Nino Haratischwili leiten. Weiterhin im Programm vorgesehen ist der Poetry Slam „Dead or Alive“im Parktheater, moderiert von Michel Abdollahi.
Anders als in diesem Jahr kann das Brechtfestival 2018 auch wieder auf eine große Theater-Spielstätte zurückgreifen, die Ausweichspielstätte des Theaters Augsburg im Martini-Park. Durch den Wegfall des Großen Hauses war Wengenroth in diesem Jahr gezwungen, stark zu improvisieren und neue Spielstätten für die nur wenigen Festivalaufführungen nutzbar zu machen. Ein Umstand, der kostspielig war und für Härten beim Publikum – etwa bei der Inszenierung von „Die Maßnahme“sorgte und die maximal mögliche Besucherzahl von vornherein reduzierte. Das Festival soll am 23. Februar mit der Inszenierung des „Fatzer“im Martini-Park beginnen.