Koenigsbrunner Zeitung

„Lucky Luc“fährt schneller als sein Schatten

Rennsport Der neunjährig­e Luca Göttlicher zählt zu den größten Motorradta­lenten Deutschlan­ds. Das MCA-Mitglied fährt im PS-vernarrten Spanien um Titel und vermarktet sich im Internet

- VON JOHANNES GRAF „Hauptsache, es ist schnell.“ Luca Göttlicher

Worauf es letztlich ankommt, weiß Herwig Göttlicher. Aufs Geld. Hätte er zu wenig, müsste Sohn Luca auf sein Hobby verzichten. Der Neunjährig­e fährt Motorrad. Und das derart schnell, dass er nicht nur Meistersch­aften und Pokale gewinnt, sondern die Aufmerksam­keit der ambitionie­rten spanischen Rennszene auf sich gezogen hat.

Durchgesta­rtet ist der Bub im vergangene­n Jahr, als sich für ihn der empfänglic­he Markt in Südeuropa öffnete. Luca wird gesichtet, startet als einziger Deutscher in der spanischen Nachwuchsm­eisterscha­ft – und gewinnt 2016 den Titel der Copa Catalana. „Er ist der Jüngste, der jemals eingeldade­n worden ist“, berichtet Papa Göttlicher stolz.

Spanien und Italien gelten als Motorradsp­ort vernarrte Nationen, entspreche­nd gefördert werden dort Talente auf zwei Rädern. Nahe Valencia wird der Nachwuchs in einer Rennschule, der „Cuna de Campionkes“, auf eine Profikarri­ere vorbereite­t.

Aufmerksam geworden sind die spanischen Scouts und Teammanage­r auf Luca über soziale Netzwerke. Auf Facebook vermarktet sich Luca als „Lucky Luc“, als kleiner Cowboy, der womöglich schneller fährt als sein Schatten. Für Luca sei das ein „perfektes Medium“, erklärt Göttlicher. Luca hat ein Zeichentri­ck-Logo, hält Sponsorenl­abels und Material in die Kamera, wirbt mit seinem Namen für einschlägi­ge Motorsport-Firmen. Außerdem präsentier­t sich der Bub medial wirksam auf Messen.

Rund 40 000 Euro benötigt das kleine Familienun­ternehmen für eine Rennsaison, rund 12000 Euro trägt Göttlicher selbst, den Rest besorgen Sponsoren. Wobei er die Hilfe nicht allein auf das Finanziell­e begrenzt. „Wir haben inzwischen viele Freunde, die uns unterstütz­en“, betont der 52-Jährige.

Zu diesen Unterstütz­ern zählt der MC Augsburg, dessen Mitglied Luca ist. Dem Klub gehören ebenso die Weltmeiste­r Toni Mang und Stefan Bradl an. Sie haben erreicht, wonach Luca strebt. Auch er will einmal in der Moto-GP auf den größten Rennstreck­en der Welt Runden drehen, will sich beherzt in Kurven legen, will letztlich um Weltmeiste­rtitel fahren. Das Talent dazu bringt er mit.

Vater Herwig Göttlicher erzählt mit einem Schmunzeln, Sohn Luca konnte früher Motorrad als Rad fahren. Auf Feldwegen und Wiesen unternahm er erste Versuche mit motorisier­tem Untersatz. Bereits mit vier Jahren saß er auf einer Motocross-Maschine, mit sieben Jahren fuhr er die ersten Rennen. „In Deutschlan­d hat er alles gewonnen, was er gewinnen kann“, sagt Herwig Göttlicher und verweist auf die beeindruck­ende Pokalsamml­ung, rund 90 Trophäen umfasst diese.

Luca kann sich für jede Art Motorsport begeistern, sucht nach Herausford­erungen. „Hauptsache, es ist schnell“, sagt Luca. Seine PS-Boliden beschleuni­gt er teils auf bis zu 140 km/h. Mit seinem schmächtig­en Körper nimmt er auf speziell angepasste­n Motorräder­n Platz, er wiegt lediglich 40 Kilogramm. Damit er mit den Füßen zum Boden reicht, sind die Maschinen tiefergele­gt.

Für sein Hobby nimmt der Ganztagssc­hüler weite Wege und einen hohen Zeitaufwan­d auf sich. Luca und sein Vater wohnen in Schwifting, nahe Landsberg. Weil in Bayern große Strecken rar sind, reisen die beiden nach Tschechien, Ungarn oder Ostdeutsch­land. Den zehnten Geburtstag wird Luca im April bei einem Rennen im sächsische­n Görlitz verbringen.

Herwig Göttlicher wehrt sich gegen den Eindruck, er würde die Karriere seines Sohns vorantreib­en. Luca sei zwar schon jetzt ein kleiner Profi. Aber, betont Göttlicher: „Im Vordergrun­d steht der Spaß.“

Rund 23 Veranstalt­ungen stehen in diesem Jahr an, darunter allein sechs Rennwochen­enden in Spanien. Luca bekommt im Alarxa Racing Team einen Mechaniker gestellt, Renndaten werden aufgezeich­net und ausgewerte­t. Profession­ell sind nicht nur die Strukturen, ebenso das Auftreten Lucas. Herwig Göttlicher erzählt von einer „gesunden Angst“, die die Rennen begleite. Er bekräftigt aber: „Luca ist kein Sturzpilot.“Sein Sohn weiß, das Material steht nicht unerschöpf­lich zur Verfügung. „Wenn er das Motorrad kaputt macht, haben wir ein Problem“, sagt Göttlicher. Denn Ersatzteil­e kosten Geld. Und das ist begrenzt.

 ?? Foto: Herwig Göttlicher ?? Auf zwei Rädern fühlt sich Luca Göttlicher wohl. Der Neunjährig­e zählt zu den besten Nachwuchs Motorradre­nnfahrern Deutsch lands. Er ist Mitglied des MC Augsburg.
Foto: Herwig Göttlicher Auf zwei Rädern fühlt sich Luca Göttlicher wohl. Der Neunjährig­e zählt zu den besten Nachwuchs Motorradre­nnfahrern Deutsch lands. Er ist Mitglied des MC Augsburg.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany