Schlechtes Zeugnis bei Fahrpreisen
Nahverkehr
Eineinhalb Jahre hatten die Nahverkehrskunden Ruhe vor Preiserhöhungen, im Juni ist es voraussichtlich wieder soweit. Das Thema ist sensibel. In Umfragen schneidet der Nahverkehr bei den Augsburgern gut ab, außer beim Preis. Wobei der Nahverkehr in Städten mit vergleichbarem Angebot überall in Deutschland teuer ist. Dass die Preise im Rahmen der allgemeinen Teuerung hochgehen, war absehbar. Denn die Träger des Verkehrsverbundes wollen nicht mehr Geld in den zwangsläufig defizitären Nahverkehr stecken. Daran ändert auch die große Tarifreform nichts.
Wenn nun im Sommer Preise erhöht werden, dann ist das nicht optimal. Denn Einzeltickets werden wohl teurer, ohne dass die günstigen Abo-Möglichkeiten schon im Angebot sind. Hier wird – wie auch bei der großen Reform – Fingerspitzengefühl gefragt sein, sonst vergrault man schon vor der Reform Fahrgäste, anstatt welche zu gewinnen.
Geschenke für die Fahrgäste wird auch die Tarifreform nicht bringen. Für einige Fahrgäste wird es teurer, für andere günstiger. Geht die Rechnung auf, haben am Ende die Stadtwerke und der AVV mehr Geld in der Tasche oder besser gesagt weniger Verluste.
Sanfter Druck auf die Fahrgäste
Die Idee mit der Zusammenlegung der beiden innerstädtischen Tarifzonen läuft darauf hinaus, den Fahrgästen ein größeres Angebot zu machen (das sie nicht zwangsläufig nutzen), aber dafür mehr Geld zu verlangen. Straßenbahnen und Busse, die man ohnehin fahren lassen muss, sollen besser gefüllt werden, indem man die Fahrgäste mit sanftem Druck zu Uhrzeiten dorthin lenkt, wo noch Luft nach oben ist. Der Weg dorthin soll das günstige Abo sein, das allerdings erst ab 9 Uhr gilt – nach der Fahrgastspitze am Morgen. Das gelegentliche Nutzen von kurzen Strecken wird mit dieser Strategie vom Normalfall zur Ausnahme erklärt, für die seitens des AVV stärker hingelangt wird.
Im Idealfall geht die Rechnung so auf, dass mehr Augsburger vom Auto auf Bus und Tram umsteigen. Für Vielfahrer sind die neuen Tickets lohnender. Im blödesten Fall bleiben Kunden weg, weil sie sich nicht so stark binden wollen, die Träger sitzen auf einem Defizit und alle fahren mehr Auto.