Welche Fernsehantenne nur noch Schnee empfängt
TV-Werbung über die Umstellung auf DVB-T2 HD verunsichert Zuschauer. Wirklich betroffen sind nur wenige. Doch die sollten jetzt Grundsatzfragen klären. Dabei spielt die Ausrichtung der Antenne eine große Rolle
Landkreis Augsburg Elektrohändler in der Region hatten es schon so kommen sehen: Die Umstellung des Antennenfernsehens von DVB-T auf DVB-T2 HD verwirrt viele Menschen. Wer die Begriffe nicht kennt, den verwirrt die TVWerbung. Sie scheint jeden anzusprechen und macht Angst vor einem schwarzen Bildschirm. So kommen dieser Tage viele in die Geschäfte, um sich beraten und helfen zu lassen. Dabei ist alles ziemlich einfach, sagt beispielsweise Franz Schrall, Geschäftsführer von Elektro Schrall in Bobingen: „Viele Leute sind umsonst verunsichert.“Doch es lohnt sich auf jeden Fall, über die Zukunft des TVEmpfangs nachzudenken.
Daher die gute Nachricht zuerst: Nach Angaben des Projektbüros DVB-T2 HD Deutschland sind in Schwaben nur etwa fünf Prozent der Haushalte von der Umstellung betroffen. Gemeint sind jene Haushalte, die Fernsehen über eine Antenne direkt von einem Sendemast empfangen. Man nennt dies terrestrischen Empfang.
Laut Veit Olischläger, Leiter von Kommunikationsprojekten bei der Bayerischen Medien Technik, verringert sich diese Zahl der Betroffenen jedoch noch weiter, denn die Ausrichtung der Antenne entscheidet, ob sie statt eines TV-Bildes bald nur noch grauweißes Schneetreiben auf die Mattscheibe bringt. Zeigt die Antenne in Richtung Nordwest, und empfängt das Signal vom Sendemast in Welden, kann man sich bis zum Frühjahr 2018 entspannt zurücklehnen. Die öffentlich-rechtlichen Sender werden weiterhin empfangen. Zeigt die Antenne dagegen nach Osten, in Richtung München und empfängt somit das Signal vom Olympiaturm, sollte man handeln. Sowohl die Übertragung der privaten als auch der öffentlichrechtlichen Sender wird Ende März eingestellt.
Doch was muss der Verbraucher machen, wenn sein Fernseher nicht für die Umstellung gerüstet ist? Die Antwort variiert je nach Alter des Geräts. Kunden, deren Fernseher älter als acht Jahre ist, rät Christian Melzer, Mitarbeiter bei EP: Rasche & Richter in Königsbrunn, zum Kauf eines neuen Geräts. Bei jüngeren Modellen lohne sich seiner Meinung nach der Kauf eines entsprechenden Receivers. „Diese sind in der Anschaffung wesentlich günstiger“, sagt Melzer. Ein Receiver kostet zwischen 80 und 130 Euro.
Dies ist auch der Grund, wieso sich weiterhin viele Betroffene gegen den Kauf einer Satellitenschüssel oder den Abschluss eines Kabelvertrages entscheiden. „Eine Satellitenschüssel ist im Vergleich zu einem Receiver fast doppelt so teuer. Hierzu kommen zudem noch die Montagekosten“, sagt er.
Auf den Antennen-Kunden kommen nun jedoch weitere Kosten zu: Während die öffentlich-rechtlichen Sender wie ARD und ZDF weiterhin kostenlos bleiben, müssen die Betroffenen für private Sender wie ProSieben oder RTL zahlen. Ab dem 1. Juli sind pro Endgerät 69 Euro im Jahr fällig. Das entsprechende Angebot heißt „Freenet TV“. Die Nutzer müssen dann im Fachhandel, in Supermärkten oder unter www.freenet.tv Guthabenkarten kaufen, mit denen sie die Sender freischalten können.
Die bevorstehende Umstellung mobilisiert laut Hubert Egger, Geschäftsführer von TV Strack in Schwabmünchen, gerade dieser Tage viele Antennenbesitzer. Die Nachfrage nach entsprechendem Zubehör stieg in den vergangenen zwei Wochen stark an. Dies bestätigt auch sein Kollege Melzer: „Es kommen immer öfter Leute
ins Geschäft, um sich zu erkundigen, wie es denn nun weitergeht. Sie denken oft, dass jeder Fernseher, auch solche mit Kabel- oder Satellitenanschluss, betroffen sind“. Er betont deshalb immer wieder, dass es bei der Umstellung ausschließlich um Antennen geht, keine Schüsseln.
Der ganze Aufwand bringt aber auch viele Vorteile mit sich: Laut Franz Schrall wird sich die Bildqualität verbessern und die Senderauswahl vergrößert, denn die Verbraucher werden in Zukunft auch HDProgramme empfangen können. Denkbar wäre auch, dass man grundsätzlich seine TV–Empfangstechnik überdenkt.
Der Grund für die Umstellung ist, dass die Bundesregierung beschlossen hat, den Breitbandinternetausbau in ländlichen Regionen voranzutreiben. Dafür muss allerdings ein Teil der bisher genutzten Übertragungsfrequenzen auf den Mobilfunk umgeleitet werden. (mit Weitere Informationen zur Frage, ob Sie betroffen sind, erhalten Sie im Inter net unter www.dvb t2hd.de oder auf der Videotextseite 199 von ARD oder RTL.