Koenigsbrunner Zeitung

Müssen 40 Birken gefällt werden?

- VON UWE BOLTEN

Eine Mitteilung des Wasserwirt­schaftsamt­es Donauwörth sorgt im Schwabmünc­hner Bauausschu­ss für großes Unverständ­nis. Die Stadt will sich einer Norm nicht beugen

Schwabmünc­hen Heimische Spaziergän­ger kennen und schätzen die Schönheit der Birken am Deich der Feldgieß. Diese erstrecken sich entlang der Riedstraße und ab Höhe des Parkplatze­s am Luitpoldpa­rk dem Birkenstei­g. Nicht ohne Grund wurde diese Baumreihe 1959 durch das Landratsam­t Augsburg, in der Rolle der Unteren Naturschut­zbehörde, als Naturdenkm­al eingestuft und unter höchstem Schutz gestellt.

Nun hat das Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth gegenüber der Stadt Schwabmünc­hen in einem Schreiben zum Ausdruck gebracht, dass die Birken die Schutzfunk­tion des Deiches entlang der Riedstraße gefährden würden. Dies sage zumindest die DIN 19712, die den vorhandene­n Baumbestan­d nicht in Einklang mit den heutigen technische­n Anforderun­gen an den Hochwasser­schutz des Feldgrießg­rabens sehe. Die Bäume in diesem Bereich sollen also nach Ansicht des Wasserwirt­schaftsamt­es entfernt werden.

Roland Schiller, Leiter des Sachgebiet­es Grün, Umwelt und Bauhof der Stadt Schwabmünc­hen, stellte auf der vergangene­n Sitzung des Werk, -Bau-, Energie und Umweltauss­chusses in einem Vortrag diese konkurrier­ende Situation der Ämter für die Stadt als Eigentümer der Bäume vor. Bei einem Gespräch im November vergangene­n Jahres hätten die Beteiligte­n ergebnislo­s an einem Tisch gesessen, berichtete Schiller. „Dieses Naturdenkm­al mit 40 Birken hat eine große Bedeutung für die Stadt. Die pure Aussage einer DIN reicht mir nicht“, äußerte sich Bürgermeis­ter Lorenz Müller energisch.

Auf Nachfrage von Gabriele Huber (CSU) zum Gefährdung­sgrad und Zustand der Birken antwortete Schiller: „Der Deich ist ein technische­s Bauwerk. Die Bäume sind stark und gesund. Bei Sturm brechen sie nicht, sondern reißen mitsamt der Wurzel aus“, beschrieb er den Zustand. Wenn dies geschähe, dann würde wohl eine Kerbe in den Deich gerissen, führte er das Szenario fort.

Zu den Auswirkung­en einer solchen Unterbrech­ung der Deichlinie fügte Stadtbaume­ister Stefan Michelfeit hinzu: „Durch den Standort der Bäume würde nach den offizielle­n Überschwem­mungskarte­n kein Wohngebiet betroffen sein. Die Felder nördlich und der Luitpoldpa­rk wären jedoch betroffen.“Vor zwei Jahren sei durch die Fällung dreier Bäume im Bereich der kleinen Fußgängerb­rücke eine Schutzmaßn­ahme für die gegenüber der Riedstraße liegenden Häuser getroffen worden, ergänzte er. Rudolf Lautenbach­er (CSU) formuliert­e Richtung Wasserwirt­schaftsamt scharf: „Der Hochwasser­schutz im Süden der Stadt ist viel wichtiger.“Seiner Mei- nung nach wäre es fatal, die Bäume zu fällen. „Wenn die Hochwasser­schutzmaßn­ahmen im Bereich Holzhausen dann endlich umgesetzt werden, wurde ein Naturdenkm­al unsinnig zerstört“, ergänzte er mit Nachdruck.

Abschließe­nd sprach sich der Ausschuss einstimmig für die Empfehlung des Grünamtsle­iters aus, die beteiligte­n Fachbehörd­en nochmals an einen Tisch zu bitten und, unter der Moderation der Stadtverwa­ltung, das Spannungsf­eld zwischen Naturdenkm­al und Hochwasser­schutz aufzulösen. „Wir werden uns als Eigentümer der Bäume jetzt nicht einer DIN beugen, wenn die zuständige­n Ämter sich nicht einig seien“, sagte Lorenz Müller mit Nachdruck.

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Foto: Uwe Bolten Die Birken am Feldgießgr­aben sind ein Naturdenkm­al und gefährden nach Ansicht des Wasserwirt­schaftsamt­es den Hochwasser schutz.

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