IS Miliz bekennt sich zu Anschlag von London
Der 52-jährige Täter Khalid Masood war bereits mehrfach im Visier der Polizei. Weiteres Attentat in Antwerpen verhindert?
London Nach dem Terroranschlag von London ist die Zahl der Todesopfer auf fünf gestiegen. Am Donnerstagabend erlag ein 75 Jahre alter Mann seinen schweren Verletzungen. Der Attentäter hatte am Mittwoche bereits zwei weitere Männer und eine Frau ermordet, bevor er von der Polizei erschossen wurde.
Der Täter war der Polizei schon lange bekannt. Es ist ein südöstlich von London in der Grafschaft Kent geborener Mann, dessen Name mit Khalid Masood angeben wurde. Er war mehrfach vorbestraft – wegen Gewaltdelikten und unerlaubten Waffenbesitzes. Allem Anschein nach hat die Bluttat des 52-Jährigen, der verschiedene Drecknamen benutzte, einen islamistischen Hintergrund. Jedenfalls bekannte sich die Terrormiliz Islamischer Staat dazu. Einer ihrer „Soldaten“habe die Operation ausgeführt, meldete das IS-Sprachrohr Amak. Unklar ist, ob Masood direkt mit den Terroristen im Kontakt gestanden hat. Die Polizei geht davon aus, dass er als Einzeltäter handelte. Unter den rund 40 Menschen, die er teilweise schwer verletzte, ist auch eine Frau aus Deutschland.
Gegen den zuletzt in Mittelengland lebenden Mann, der mit einem gemieteten Auto erst in eine Fußgängergruppe raste und dann vor dem Parlament einen Polizisten erstach, war seit 1983 immer wieder ermittelt worden, bestätigte Premierministerin Theresa May. Er stand zeitweise auch im Verdacht, ein gewalttätiger Extremist zu sein. Doch die britische Terrorabwehr hatte ihn zuletzt nicht mehr auf dem Radar.
Die Ermittler fahnden nun nach möglichen Komplizen oder Mitwissern des Mannes. Sie durchsuchten Wohnungen unter anderem in London und Birmingham und nahmen acht Personen fest. Experten sind davon überzeugt, dass Masood von Islamisten inspiriert wurde. „Dieser Anschlag passt genau in das Muster der Anschläge, die wir gesehen haben – von Nizza und Berlin. Das ist genau die Art von Anschlag, die der IS promoted und anstiften will“, sagte der Terrorismusforscher Peter Neumann, der in London lehrt.
Der Fall Masood weckt in der Tat Erinnerungen an den Anschlag in Berlin im Dezember. Dort hatte der Islamist Anis Amri einen Lastwagen auf einen Weihnachtsmarkt gesteuert. Zwölf Menschen starben. Der Tunesier galt als Gefährder und stand immer wieder unter polizeilicher Beobachtung. Die Frage, die Deutschland und nun auch Großbritannien beschäftigt, lautet deshalb:
Es gibt Parallelen zum Fall Anis Amri
Wie kann es sein, dass Personen, die schon ins Visier der Behörden geraten sind, unbemerkt einen Terroranschlag ausführen können?
Am Tag nach dem Attentat von London wurde in Belgien offenbar eine weitere derartige Bluttat gerade noch verhindert. In Antwerpen nahm die Polizei nach einer Verfolgungsjagd einen Mann fest, der mit einem Auto durch die bekannte Meir-Einkaufsstraße gerast war, aber niemanden verletzte. Im Kofferraum fanden sie Stichwaffen, eine Pumpgun sowie ein Kanister mit unbekanntem Inhalt. Der Verdächtige ist den Angaben zufolge ein 39-jähriger Franzose mit nordafrikanischen Wurzeln.
»Leitartikel Winfried Züfle erklärt, warum uns der islamistische Terror immer stärker bedroht
Die Dritte Seite Katrin Pribyl beschreibt die dramatischen Stunden in London und erzählt die Geschichte eines tragischen Helden »Politik Bernhard Junginger geht der Frage nach, warum die Polizei vor dem Reichstag in Berlin weniger präsent ist als vor dem britischen Parlament. Außerdem erfahren Sie mehr über die verhinderte Tat in Antwerpen