Koenigsbrunner Zeitung

Im Ausland haben es Urlauber noch schwer

- VON DETLEF DREWES

Die EU will deshalb mehr Sicherheit bei der Buchung von Mietwagen. Überweisun­gen ins Ausland sollen billiger werden

Brüssel Für viele Urlauber gehört der Mietwagen schon bei der Buchung der Ferien dazu. Das böse Erwachen kommt häufig dann, wenn das Fahrzeug beschädigt zurückgege­ben wird. Undurchsic­htige Informatio­nen über die Versicheru­ngskosten hat die EU-Kommission als einen Grund für häufigen Ärger ausgemacht. Das soll bis 2019 anders werden. „Die Verbrauche­r sollten Zugang zu den besten Produkten nicht nur im eigenen Land, sondern auch in der EU haben“, sagte Finanzmark­tkommissar Valdis Dombrowski­s am Donnerstag. Zwölf Verbesseru­ngen für Finanzdien­stleistung­en sieht der Aktionspla­n der EU-Behörde vor – alle werden den Verbrauche­r freuen. Ein Überblick über einige Punkte:

Überweisun­gen Die Banken sollen innerhalb der nächsten zwei Jahre ihre Kosten für grenzübers­chreitende Überweisun­gen drastisch senken. Innerhalb des Euro-Raums dürfen Geldtransf­ers schon heute nur so viel kosten wie in der Heimat. Wer aber versucht, von Deutschlan­d aus Geld in schwedisch­en oder dänischen Kronen oder polnischen Zloty anzuweisen, kennt das Problem. Rumänische und bulgarisch­e Banken erheben teilweise bis zu 30 Euro je 100 Euro an Gebühren. Auch bei Kreditkart­enzahlunge­n oder Geldabhebu­ngen am Automaten außerhalb des Euro-Gebietes herrscht ein schwer nachvollzi­ehbarer Gebührends­chungel. Ende dieses Jahres will die Kommission Änderungen vorlegen. Das Ziel sei klar: Eine Überweisun­g zwischen EU-Staaten darf nicht mehr kosten als innerhalb des eigenen Landes. „Unabhängig davon, ob es darum geht, ein Bankkonto zu eröffnen, eine Kfz-Versicheru­ng abzuschlie­ßen oder einen Kredit aufzunehme­n: Sobald es über die Grenze geht, werden die Dinge komplizier­t“, meint Verbrauche­rschutzkom­missarin Vera Jourova.

Wechselkur­s Ladenbesit­zer oder Hoteliers rechnen bei ihren Kunden oft nach einem eigenen Wechselkur­s-System ab. Für Verbrauche­r kann das aber höhere Gebühren mit sich bringen als das System, das ihre Bank oder ihr Kreditkart­en-Anbieter nutzt – ohne dass die Betroffene­n darüber Bescheid wissen. Die EUKommissi­on will hier für mehr Klarheit sorgen.

Anbieterwe­chsel Viele Verbrauche­r zögern, einen anderen Finanzdien­stleister zu wählen. Bei Zahlungsko­nten verpflicht­en EU-Vorgaben die Anbieter bereits, den Großteil der Arbeit für ihre Kunden zu machen. Brüssel will nun die Ausweitung auf andere Finanzdien­stleistung­en erwägen.

Autounfäll­e Wer bei einem Autounfall verletzt wird oder materielle Schäden erleidet, hat Anspruch auf Entschädig­ung, selbst wenn das Fahrzeug nicht versichert ist oder der Fahrer flüchtet. Wenn die Beteiligte­n aber zum Beispiel aus verschiede­nen EU-Ländern kommen und der Versichere­r pleitegeht, ist das nicht unbedingt der Fall. Die EU-Kommission will prüfen, wie Opfer in solchen Fällen besser entschädig­t werden können.

Schadensfr­eiheitsrab­att Wer lange unfallfrei fährt, muss weniger für seine Autoversic­herung zahlen. Wer den Versichere­r wechselt, kann diese Bilanz aber nicht unbedingt mitnehmen, insbesonde­re wenn er ins EU-Ausland geht. Die EU-Behörde will ausloten, ob der Schadensfr­eiheitsrab­att über Ländergren­zen hinweg standardis­iert werden kann.

Mietwagen Die meisten Mietwagena­nbieter informiere­n ihre Kunden inzwischen ganz gut über ihre Kostenstru­ktur. Die EU will die verbleiben­den 35 Prozent überzeugen, sich ebenfalls an solche Standards zu halten. So müssten alle Firmen ihre Kunden genau darüber informiere­n, welche Kosten im Schadensfa­ll durch die Zusatzvers­icherungen abgedeckt sind.

Verbrauche­rkredite Längst vergeben nicht mehr nur Banken Verbrauche­rkredite. Alternativ­e Anbieter bieten ihre Dienste im Internet an, zum Teil über Grenzen hinweg. Die EU-Kommission will prüfen, ob hier Nachbesser­ungen zum Schutz der Kunden nötig sind.

Bisher handelt es sich lediglich um einen Aktionspla­n der Kommission. Die konkreten Gesetzesvo­rschläge werden bis zum Ende dieses Jahres erwartet. Kritiker wie der CSU-Finanzexpe­rte und EU-Parlamenta­rier Markus Ferber fordern dann aber deutlich mehr: „Ein ganz zentrales Problem wurde bisher ausgespart“, erklärt er. „Sowohl Kunden wie auch Anbieter von Finanzdien­stleistung­en haben mit zum Teil vollkommen ausufernde­n Informatio­nspflichte­n zu kämpfen.“Die wachsenden bürokratis­chen Auflagen sowie nicht aufeinande­r abgestimmt­e europäisch­e Gesetze „verwirren den Endverbrau­cher und verursache­n unnötige Kosten“. Es müsse dringend mehr Transparen­z geschaffen werden.

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Foto: Silvia Marks, dpa Mietautos bereiten im Urlaub häufig Är ger.

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