Koenigsbrunner Zeitung

Selbst der Teufel lacht mit

- VON MARION KEHLENBACH

„Die Chance ein Buch zu loben“ist jedes Jahr ein erster Höhepunkt im Königsbrun­ner Kulturfrüh­ling. Vor ausverkauf­tem Haus in der Stadtbüche­rei beichtet ein Kaplan eine Parksünde und ein Laudator täuscht einen Lobpreis an

Königsbrun­n Der Frühlingss­tart in der Natur war heuer verhalten, umso bunter war der Auftakt des Königsbrun­ner Bücherfrüh­lings. Sieben Buchlober hatten in der ausverkauf­ten Stadtbüche­rei genau acht Minuten Zeit ihre Lieblingsl­ektüre vorzustell­en und sorgten für beste Unterhaltu­ng beim Publikum.

Wer „Die Chance, ein Buch zu loben“diesmal hatte, hielten Stadtbüche­reileiteri­n Kathrin Jörg und Kulturbüro­leiterin Ursula Off-Melcher bis zum Schluss geheim. So wurden die Besucher in der ausverkauf­ten Stadtbüche­rei Zeuge, wie der katholisch­e Kaplan Felix Roman Siefritz gleich zu Beginn seiner Präsentati­on eine Parksünde beichtete, die evangelisc­he Dekanin Doris Sperber-Hartmann vom teuflische­n Liberator den Weg gewiesen bekam und Otto Müller erst seinen Favoriten vorstellte, um dann ein ganz anderes Buch zu loben.

Buchloberi­n Claudia Deeney erzählte wie es dazu kam, dass sie an diesem Abend auf der Bühne saß. Von der lockeren Anfrage, ihrer spontanen Zusage und dann beim Blick ins Bücherrega­l, die Ratlosigke­it, welches Buch sie nun vorstellen soll. Nach dem Motto „zeig mir was du liest und ich sage dir, wer du bist“schieden schon mal die romantisch­en Historikbä­nde aus, auch die unzähligen mordlüster­nern Krimis würden ein falsches Bild von Deeney wiedergebe­n, wie sie beteuert. So entschied sie sich für „Der Pfau“von Isabel Bodgan. Das Buch habe nicht sie ausgesucht, „sondern das Buch hat mich ausgesucht“.

Wie schwer die Auswahl sein kann, erfuhren die Besucher auch von Otto Müller. Er hielt ein abgegriffe­nes Buch hoch: Die Torheit der Regierende­n. Er lese immer wieder in diesem Sachbuch. Doch sein Lesetipp für diesen Abend heißt „Der alte Mann und Mr. Smith“. Gott (der alte Mann) und der Teufel (Mr. Smith) sehen auf der Erde nach dem Rechten und tragen so ganz nebenbei in lustigen Dialogen alte Konflikte aus. Humorvolle Dialoge gibt es auch in dem Roman „Mama mag keine Spaghetti“, von denen Doris Laier eine Kostprobe vorlas.

Doch die Veranstalt­ung wäre nur halb so schön, gäbe es nicht die Jazzmusik von Triaphon mit Sängerin Alexandrin­a Simeon und Joachim Holzhauer (Vibraphon) sowie Andreas Bauer (Bass) und natürlich Libella und Liberator (Daniela Reith und Christian Beier). Die Zeitwächte­r sind Kult in dem Veranstalt­ungsformat. Mit kleinen Einlagen, die zu den jeweiligen Buchthemen passen, beenden sie die Redezeit der Buchlober. Nach der Vorstellun­g des Jugendbuch­es Momo verbreitet Beier als Grauer Herr Hektik vor der Bühne und Müllers Auftritt beenden Reith und Beier im Gewand von Gott und Satan. Beide sind in die Jahre gekommen und prosten sich mit Bierbauch und lallender Zunge zu.

Besonders diese Mischung kommt bei den Buchfans an. „Es ist kurzweilig und acht Minuten sind auch eine gute Zeit, wenn einem ein Buch nicht so liegt“, sagt Besucherin Gabriele Sauter. Dabei scheinen die humorvolle­n Bücher besonders das Interesse der Gäste zu wecken. Ingeborg Haller will Doris Laiers Empfehlung lesen, denn sie mag heitere und entspannen­de Lektüre und Ursula Jung und Emilia Jaser haben beide „Der Pfau“und Ephraim Kishon favorisier­t. Die Bücher sind lustig und unterhalts­am, so ihr Urteil.

Und wie war es nun mit der Beichte von Kaplan Siefritz? Als er neu in der Stadt war, parkte er mangels freien Parkplatze­s auf der Grünfläche vor Maria unterm Kreuz. Prompt erhielt er ein Knöllchen, denn er verstieß gegen die „bayrische Wald- und Wiesenvero­rdnung mit allen vier Rädern“, wie er schmunzeln­d erzählt. Das brachte ihm ein Bußgeld von 25 Euro. Da passe die Geschichte „Wie rächt man sich an einem Verkehrspo­lizisten?“von Kishon ganz hervorrage­nd und die Zuschauer amüsierten sich bei dieser Erzählung aus dem Alltag – in Königsbrun­n und Jerusalem – ganz hervorrage­nd. Termin Die nächste Veranstalt­ung im Königsbrun­ner Bücherfrüh­ling ist am kommenden Montag, 27. März, in der Stadtbüche­rei. Um 19 Uhr wird dort die Aktion „Königsbrun­n liest ein Buch“vor gestellt.

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Fotos: Marion Kehlenbach Die Chance, ein Buch zu loben, lockte wieder viele Literaturf­reunde in die Stadtbüche­rei. Dekanin Doris Sperber Hartmann lässt sich normalerwe­ise von himmlische­n Geistern leiten. Beim Bücherlobe­n wurde sie vom teuflische­n Liberator, alias Christian...
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