Die Kreisbäuerin aus dem Hofladen
In die Landwirtschaft sei sie so reingerutscht, sagt die Großaitingerin Andrea Mayr. Jetzt will sie für den Bauernstand werben. Denn diesen sieht sie zu unrecht am Pranger
Großaitingen Eine Sache liegt Andrea Mayr besonders am Herzen: „Auf uns Landwirten wird nur herumgetrampelt. Wir werden nur noch an den Pranger gestellt. Das ist nicht mehr lustig.“Als neue Kreisbäuerin des Bayerischen Bauernverbands (BVV) möchte sie genau das ändern und die Menschen davon überzeugen, dass Bauern eine gute Arbeit leisten.
Der größte Streitpunkt beim Gespräch mit den Verbrauchern sei die Tierhaltung. Das versteht Mayr nicht. Sie erklärt, dass die Landwirte darauf achten, dass es den Tieren gut gehe. Würden sich die Hennen auf ihrem Hof nicht wohlfühlen, würden sie ihrer Meinung nach auch keine Eier legen. Als Kreisbäuerin will sie mit den Verbrauchern über solche Themen diskutieren.
In die Landwirtschaft ist Mayr reingerutscht, wie sie selber sagt. Die 48-Jährige ist in Großaitingen aufgewachsen. Ihre Eltern hatten dort einen kleinen Hof, Mayr selbst ist Diplomingenieurin für Haushaltsund Ernährungstechnik. Durch ihren Mann hat sie die Arbeit eines Landwirtes dann richtig kennengelernt.
1996 haben die beiden den Betrieb ihrer Schwiegereltern übernommen. Neben einem Hähnchenmastund Legehennenbetrieb bewirtschaftet das Ehepaar noch Äcker und hat einen eigenen Hofladen.
Als in den vergangenen Wochen in Bayern eine Stallpflicht für Geflügel herrschte, durften ihre Hennen nicht ins Freie. Im Verkauf habe sich das jedoch nicht bemerkbar gemacht, sagt Mayr. Die Verbraucher wussten, warum es keine Freilandeier gab und haben stattdessen Eier aus Bodenhaltung gekauft. Andrea Mayr hat dennoch die ganze Zeit gehofft, dass die Stallpflicht rascher aufgehoben wird und ihre Tiere wieder ins Freie dürfen.
Zusätzlich zu ihrer Arbeit im eigenen Betrieb ist die 48-Jährige als Ernährungsfachfrau beim Bauernverband tätig. In den vergangenen fünf Jahren war sie außerdem Vizekreisbäuerin und schwärmt von der tollen Zusammenarbeit innerhalb der Gruppe.
Als eine Nachfolgerin für die vorherige Kreisbäuerin Anni Fries aus Biberbach gesucht wurde, fragte der BBV sie. Die 48-Jährige beschloss, die Herausforderung anzunehmen. Sie erhielt bei der Wahl 57 von 61 Stimmen, es gab keine Gegenkandidatin.
Trotz der jetzt schon vielen Aufgaben freut sich Mayr auf ihr neues Amt. Als Kreisbäuerin ist sie im Landkreis Augsburg die erste Ansprechpartnerin für Bäuerinnen und kümmert sich um deren Probleme. Sie organisiert außerdem verschiedene Veranstaltungen wie zum Beispiel den Landfrauentag. Im Moment arbeitet sie sich noch ein und lässt sich überraschen, was alles auf sie zukommt. Die 48-Jährige erzählt, dass sie das neue Amt „schon noch in ihren Alltag reinquetschen wird“. Als Ernährungsfachfrau möchte sie jedoch ein bisschen kürzertreten.
Hilfe bekommt die Großaitingerin von ihrer Familie. Ihre drei er- wachsenen Söhne werden sie im Hofladen vertreten, wenn Andrea Mayr als Kreisbäuerin auf Veranstaltungen ist. Einer von ihnen arbeitet inzwischen auch fest im Familienbetrieb mit.
Auf ihre Arbeit als Landwirtin ist sie sehr stolz. Es mache ihr viel Spaß, man dürfe einfach nicht aufgeben und müsse positiv denken, meint die 48-Jährige. Sie ist davon überzeugt, dass die Landwirte Lebensmittel produzieren, die qualitativ hochwertig sind. Das käme bei den Menschen jedoch nicht immer so an.
Mayr versucht außerdem, auf die Bedürfnisse der Menschen einzugehen. Auf ihrem Hof gibt es inzwischen einen Eierautomaten, der rund um die Uhr zugänglich ist. Der Service wird von den Kunden gut angenommen. Nicht selten kämen Leute mitten in der Nacht vorbei, um schnell Eier zu kaufen, sagt Mayr und lacht. Anfangs seien sie und ihre Familie noch aus dem Schlaf aufgeschreckt und hätten sich gefragt, wer so spät auf den Hof kommt. Inzwischen sei es aber schon Normalität.
Kraft für all ihre Aufgaben holt sich die 48-Jährige bei ihrer großen Leidenschaft, der Musik. Sie leitet nicht nur den Kinder- und Jugendchor in Großaitingen, sondern singt auch selbst in drei Chören und beim Frauendreigesang. Zusätzlich spielt sie in der Musikkappelle mit: Keyboard, Xylofon oder das Glockenspiel – je nachdem, was gerade gebraucht wird. „Für Dinge, die Spaß machen, nimmt man sich einfach die Zeit“, sagt Mayr.