Drei wollen SPD Chef werden
Die Parteibasis hat den Luxus der großen Auswahl unter ganz unterschiedlichen Kandidaten mit ähnlicher Überzeugungskraft. Eine Vorstellungsrunde in Bobingen macht auch die Anliegen der Genossen deutlich
Bobingen/Landkreis Augsburg Weder der viel zitierte Martin-SchulzEffekt noch das für die Sozialdemokraten ernüchternde Wahlergebnis im Saarland war Thema des jüngsten Kreis-Treffens der SPD in Bobingen. Es ging ja auch nicht um Berlin, sondern den Chefposten im Unterbezirk Augsburg-Land. Die drei Kandidaten für die Nachfolge von Roland Mair verbreiteten bei ihrer Präsentation Aufbruchsstimmung und einen optimistischen Blick nach vorn. Annette Luckner, Florian Kubsch und Herbert Woerlein beschworen unisono die Basis der Genossen, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Dazu wollten die drei jeweils ihren eigenen Beitrag als neuer Kreisvorsitzender leisten. Wer nach einer weiteren Vorstel- lungsrunde am 29. April in Gersthofen schließlich am 6. Mai bei der Wahl in Meitingen das Rennen macht, ist noch völlig offen.
Roland Mair, der nach zwölf Jahren als SPD-Unterbezirkschef aufhören will, freute sich über das Spektrum der Bewerber: „Das ist gelebte Demokratie.“Der Moderator der Vorstellungsrunde, der Wehringer Gemeinderat Armin Bergmann, nannte das große Interesse am frei werdenden Posten eine „luxuriöse Situation“, die es in dieser Form schon lange nicht mehr gegeben habe.
Die Parteibasis wolle einen Vorsitzenden, der nahe an der Basis ist und Durchsetzungsvermögen aufweist, sagte Petra Bergmann (Bobingen) unserer Zeitung. Die Königsbrunner Stadträtin Petra Fischer wünschte sich eine motivierte die Transparenz großschreibe, die die Belange der Basis nach oben vermittle und quer durch alle Altersstufen neue Formate ausrichte. Sabrina Joder von den Bobinger Jusos appellierte an den zukünftigen Unterbezirkschef, junge Menschen politisch zu fördern, sie in die Pflicht zu nehmen und den einen oder anderen dazu „an die Hand zu nehmen“. Klare Vorstellungen hatte auch der Bobinger Ortsvorsitzende Otto Schurr: „Der neue Chef muss die Stimmungen und Meinungen der Basis aufnehmen und sie zusammenführen.“Die Basta-Mentalität treffe auf die SPD längst nicht mehr zu.
Einig waren sich übrigens alle, dass sie den drei Kandidaten zutrauen, ihre Forderungen und Wünsche umzusetzen. Insofern herrsche nun „die Qual der Wahl“.
Und so präsentierten sich die Bewerber:
Die Moderatorin Annette Luckner machte gleich eingangs ihrer Vorstellungsrede klar, worum es ihr gehe. „Zuhören, reden, Ideen aufnehmen, Stimmungen erkennen, Kritik annahmen, Unangenehmes aussprechen, moderierend eingreifen, Standpunkte vertreten und motivieren“, so sah sie die Aufgabe einer Unterbezirksvorsitzenden. Ihr sei es vor allem wichtig, die Ortsvereine zu unterstützen, mehr Inhalte zu erarbeiten und diese zu positionieren. Auch gelte es, Bürgermeister und Kreisräte mehr einzubinden. Wichtig seien ihr Menschen und soziale Gerechtigkeit.
Der Streitlustige Florian Kubsch äußerte sich ähnlich. Auch er stand für eine „profunde Unterstützung der Ortsvereine“und für ein gePerson, meinsames Miteinander. Er betrachtete das angestrebte Amt als „Dienstleister“. „Wir müssen eine streitlustigere Partei werden“, forderte er. Dazu werde er den Mund aufmachen und – wenn notwendig – auch unangenehme Meinungen einbringen.
Der Wahlkämpfer Herbert Woerlein will als Unterbezirkschef die kommenden Wahlkämpfe auf die Beine stellen und dafür die Basis mobilisieren. Letztere nannte er „die Herzkammer der Partei“. Starkmachen wolle er sich für soziale Gerechtigkeit, bezahlbaren Wohnraum, Umwelt- und Verbraucherschutz, gute Kita- und Studienqualität und für das Bleiberecht von Kriegsflüchtlingen. Gleichzeitig wolle er das „enorme Potenzial der Jungsozialisten nutzen“.
In der Fragerunde wurden viele Anliegen angesprochen; in ihren Antworten lagen die Kandidaten nahe beieinander, zeigten Verständnis und versprachen Einsatz. So wünschte sich Walter Högg aus Wehringen den engen Schulterschluss von SPD und Gewerkschaften. Zudem monierte er die schleichende Altersarmut. Fabian Wamser von der SPD Schwabmünchen fragte die Kandidaten nach der Nachwuchsförderung. Michael Rehm (Großaitingen) sprach die Stärkung kleinerer Ortsvereine an. Dies könne durch attraktive Themenveranstaltungen, zu denen sich mehrere Ortsvereine zusammenschließen können, geschehen.