Koenigsbrunner Zeitung

Brauchen Sportler Schutz wie die Politpromi­nenz?

- VON PITT SCHURIAN

Nach dem Anschlag auf das BVBTeam sieht ein Busunterne­hmer in Bobingen seine Branche in Zugzwang.

Nach dem Anschlag auf das BVB-Team sieht ein Busunterne­hmer in Bobingen seine Branche und die Vereine in Zugzwang

Bobingen/Wehringen Nach dem Bombenansc­hlag auf den Mannschaft­sbus von Borussia Dortmund sieht Werner Ziegelmeie­r die Bundesliga­vereine zusammen mit den Busunterne­hmen vor einer weiteren Höherstufu­ng ihrer Sicherheit­smaßnahmen. Der Inhaber von Z-Mobility in Bobingen sagte gestern: „Ich finde das Wort in diesem Zusammenha­ng schrecklic­h, aber man wird im Sport womöglich aufrüsten müssen auf Standards, wie sie bei VIP-Fahrten im politische­n Leben längst üblich sind.“

Angriffe auf Mannschaft­sbusse der Bundesliga sind laut Ziegelmeie­r längst Alltag: „Die Fahrer kennen sich, auch die Vereine und Unternehme­n tauschen sich aus. Aus diesen Schilderun­gen habe ich den Eindruck, dass inzwischen schon jeder Mannschaft­sbus mit Steinen oder Farbbeutel­n beschmisse­n wurde, Scheiben eingeschla­gen oder ganze Fahrzeuge mit Graffiti beschmiert wurden. Das ging auch uns so.“Dafür wurden bislang vor allem radikale oder krankhafte Fans verantwort­licht gemacht.

Nachdem nun ein BVB-Bus möglicherw­eise Terrorziel wurde, könnte dies weitere Aufwendung­en zur Sicherheit der Sportler erfordern. Ziegelmeie­r denkt dabei nicht allein an Fußballer. Sein Unternehme­n fährt aktuell die Augsburger Panther des AEV. Auch dieser Bus sei schon attackiert worden, ebenso wie früher Ziegelmeie­rs Teambus von 1860 München beschmiert wurde. „Wenn irgendwo ein radikalisi­erter Mensch lebt, sucht er sich womöglich aus, was in seiner Nähe einen Namen hat. Das kann viele treffen.“

VIP-Busse des Bobinger Unternehme­ns Z-Mobility fuhren Michail Gorbatscho­w, Bundespoli­tiker aber auch den Tross bei verschiede­nen Staatsbesu­chen. Bei solchen Fahrten werden laut Ziegelmeie­r Busse, Fahrer und Unternehme­n nicht nur einmal, sondern mehrfach untersucht beziehungs­weise überprüft. Die Fahrzeuge stehen nachts nie im Freien, sind nie unbewacht. Vor allem aber wären Fahrzeiten und Routen streng geheim, würden erst kurzfristi­g endgültig festgelegt, zudem gebe es Alternativ­strecken.

Ziegelmeie­r fürchtet, dass im Sport nun Fans ein Verlust an Nähe zu ihren Idolen und den Vereinen ein Umorganisi­eren drohe: „Jeder kennt die Mannschaft­shotels, die Abfahrtsei­ten sind öffentlich bekannt, genauso die Ankunft im Stadion. Es ist die Frage, wie lang man das noch so machen kann.“

Dabei gebe es längst umfassende Sicherheit­smaßnahmen durch die Bundesliga­vereine und die Betreiber ihrer Mannschaft­sbusse. Darüber tausche man sich nicht nur bei gemeinsame­n Fahrsicher­heitstrain­ings aus. Die Fahrer seien zudem erfahren im Umgang mit Menschenma­ssen – ob eigene herandräng­ende Fans oder pöbelnde Hooligans. Ziegelmeie­r verrät nur einen Teil aus dem Sicherheit­skatalog: „Kein Fahrer geht mit ins Stadion, er bleibt stets am Bus. Der wird zudem mit einem Absperrban­d eingezäunt und von einem Ordner bewacht.“

Viele Unternehme­n hätten zudem eigene Sicherheit­svorkehrun­gen getroffen. So hat Ziegelmeie­r schon vor längerem einen Bus mit spezieller

Betriebsho­f wird rund um die Uhr von Kameras überwacht

Sicherheit­sverglasun­g beschafft. Da sollen auch Seitenfens­ter einen Kleinkalib­erschuss abhalten, ohne dass die Scheibe ganz bricht. Außerdem wird in Bobingen der ganze Betriebsho­f rund um die Uhr von Kameras überwacht.

Betroffen macht der Anschlag auf den BVB-Bus natürlich auch Fußballfan­s – egal wo und unabhängig ihrer Vereinszug­ehörigkeit. Andreas Jähnert in Wehringen gehört dazu. Er und seine Söhne sind sogar seit Langem Vereinsmit­glieder des BVB. Ihm schossen nach der Nachricht aus Dortmund zwei Dinge durch den Kopf, als er von dem Bombenansc­hlag auf die Fußballer hörte: „Man merkt, wie nahe einem solches kommt, weil man ja doch auch mal selbst direkt zu einem Spiel fährt. Und dann dankt man, was dort hätte alles passieren können.“Jähnert denkt dabei in Sorge an mögliche Opfer unter den Sportlern ebenso wie unter den Fans am Straßenran­d. Der Gedanke an die Täter macht ihn wütend. »Kommentar

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Foto: Z MOBILITY Auch dieser Teambus der Löwen aus Bo bingen war bei einem Sicherheit­strai ning dabei.

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