Der Kuckuck macht sich rar
Wie Forscher und Vogelfreunde dem Verschwinden des Frühlingsboten auf die Spur kommen wollen
Frankfurt/München Kuckuck, wo bist du? Deutschlandweit haben Naturschützer auch dieses Jahr wieder Vogelfreunde dazu aufgerufen, den ersten Kuckucksruf zu melden. Der Langstreckenflieger unter den Zugvögeln gilt als Bote des Frühlings. Während er sich bei schlechtem Wetter meist eher still verhält, wagt er sich bei frühlingshaftem Wetter aus seinem Versteck und lässt seinen unverkennbaren Ruf ertönen. In der Regel geschieht das Mitte bis Ende April – doch schon jetzt sind bei den Experten des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) in Bayern über 280 Kuckucksrufe gemeldet worden. „Wir hoffen aber, dass es in den nächsten Wochen noch deutlich mehr werden“, erklärt LBV-Sprecherin Sonja Pfahler in Hilpoltstein (Landkreis Eichstätt). Im vergangenen Jahr wurden bayernweit insgesamt 5870 Rufe gemeldet.
Dabei ist der Kuckuck hierzulande immer seltener zu hören. Mittlerweile steht er als „gefährdet“auf der Roten Liste der Vogelarten in Deutschland. Zwischen 1990 und 2013 haben die Bestände um 15 Prozent abgenommen, in Großbritannien sind sie zwischen 1995 und 2011 sogar um bis zu 65 Prozent eingebrochen.
Der alljährliche Aufruf der Na- ist daher Teil des Versuchs, dem Verschwinden des Kuckucks auf die Spur zu kommen. Wann kommt er? Wie lange bleibt er? Woher kommt er und wohin fliegt er? Um die beiden letzten Fragen besser beantworten zu können, statteten Forscher des LBV vor vier Jahren acht der seltenen Vögel im Donautal südlich von Regensburg mit Satellitensendern aus, sieben in den weißrussischen Pripjet-Sümpfen. Waren die Zugrouten und Rastplätze des Kuckucks bisher unbekannt, ergab das Projekt nun konkrete Erkenntnisse. So überwinterten zwei der bayerischen Vögel in Angola, zwei weißrussische in Mosambik und Südafrika, die meisten in Zentralafrika. Die sogenannten östlichen Zieher waren über Kroatien, Griechenland, Ägypten und Libyen geflogen, die westlichen über Italien, Tunesien und Nigeria. Gleichzeitig kam nur rund die Hälfte der beobachteten Vögel überhaupt zurück.
Norbert Schäffer ist Experte der britischen Royal Society for the Protection of Birds, die ebenfalls Kuckucke mit Sendern ausgestattet hatte. „Wir fangen an zu verstehen, dass der Rückzug aus dem Winterquartier durch Regenfälle in Westafrika ausgelöst wird, dass die Verturschutzverbände lustraten auf dem Herbstzug bedenklich sind und dass die Sterblichkeit der Altvögel im Brutgebiet als Erklärung für den Bestandsrückgang nicht ausreichen“, sagt er.
Weitere Gründe für den Rückgang des Kuckucks könnten nach Angaben von Friederike Herzog, Biologin des LBV, die Intensivierung der Landwirtschaft in Europa und Afrika sowie der Verlust von Lebensraum und Nahrung durch Abholzung sein.
Und möglicherweise sind auch klimatische Veränderungen ein immer größeres Problem für den Kuckuck. Denn er lebt als Brutparasit bekanntlich unter anderem davon, dass er seine Eier in fremde Nester legt und seine zum Verwechseln ähnlich aussehenden Jungen von anderen Vögeln füttern lässt. Nur sind viele dieser „Wirte“in der Regel ebenfalls Zugvögel, allerdings sogenannte Kurzstreckenzieher. Und diese kehren vermutlich aufgrund des Klimawandels oftmals schon früher zurück als der Kuckuck. Wenn dieser dann im April nach geeigneten Nestern für seine Eier sucht, sind diese immer häufiger schon belegt.