Er brachte die Stars zum Tanzen
Manfred Sellge erfand das „Fußball-Ballett“
Im knappen Wikipedia-Eintrag über Manfred Sellge steht gestern Nachmittag noch, dass er „ein ehemaliger leitender Fernsehredakteur beim Westdeutschen Rundfunk ist“. Dabei muss es „war“heißen. Der Erfinder des einst überaus beliebten „Fußball-Balletts“, der langjährige WDR-Sportredakteur Manfred Sellge aus Köln, ist tot.
Er starb bereits am 2. April in Friedberg bei Augsburg, wo er zuletzt zurückgezogen wohnte. Das bestätigte seine Ehefrau Annett am Mittwoch der Deutschen PresseAgentur. Sellge, der bis 2001 beim WDR als Moderator, Reporter, Regisseur und Filmemacher gearbeitet hatte, wurde 76 Jahre alt.
Einem breiten Fernsehpublikum wurde er bekannt, als er bei der Fußball-WM 1974, inspiriert vom britischen Sender BBC, auf die Idee kam, einzelne Spielszenen zu ballettartigen Filmsequenzen zusammenzuschneiden. Den Anstoß dazu habe ein umstrittenes Foulspiel gegeben. Die Filmszene sei immer wieder vor- und zurückgespult worden und Sellge habe festgestellt, dass die Fußballer-Bewegungen geradezu tänzerisch anmuteten, erinnert sich ein guter Freund.
Sellge benutzte für seine Videos eine „sogenannte Zeitlupenmaschine“, wie er in einem Beitrag erklärte: ein kleines Gerät, das über zwölf Tasten verfüge. Der Sprecher des Beitrags sagt: „Ja, meine Damen und Herren, das sind die flinken Finger von Manfred Sellge, nach denen die Stars tanzen mussten.“Für sein „Fußball-Ballett“erhielt Sellge 1975 einen Bambi.