Einfach mal wieder Volkslieder singen
Warum der Wertachauer Saitenklang großen Erfolg hat und bei welchem Auftritt sie ins Schwitzen geraten
Großaitingen Stimmgewaltig fällt das Publikum in Lieder wie „Hoch auf dem gelben Wagen“, Evergreens wie „Der Mond hält seine Wacht“und Operettenlieder ein und bildet einen gemischten Chor von Hobbysängern. In den Liedermappen, die auf den Tischen ausliegen, sind alle Texte und Noten zusammengefasst. Ohne Voranmeldung ist kein Platz mehr zu ergattern, wenn der Wertachauer Saitenklang mit Gesang, Hackbrett, Akkordeon, Geige und Gitarre wie zuletzt im Gnadentalstüberl sein zünftiges Volksliedersingen veranstaltet.
„Wo sonst singen wir denn noch? Früher nahm man einfach eine Gitarre zur Hand und fing damit an, sei es beim Wandern oder zu Hause in der Familie. Das gibt es heutzutage doch kaum mehr“, erklärt Ursula Ludl den großen Zulauf im Gespräch mit unserer Zeitung. Seit nunmehr 17 Jahren treten die fünf meist im Großraum Augsburg und Schwabmünchen bei Taufen und Hochzeiten, zu Musikantentreffen, Kirchenfeiern und Jubiläen auf. Das Volksliedersingen ist ein fester Bestandteil im Programm. Die Bandbreite ist jedoch viel größer.
Von der „Stubenmusik bis zur Klassik“, lautet das Motto. „Wir spielen praktisch von der Taufe bis zu Beerdigung“, bekräftigt Anni Swoboda. „Ja, wir haben tatsächlich schon eine ernsthafte Anfrage für eine zukünftige Beerdigung, nur der Termin steht noch nicht fest“, erläutert Uschi Siegmund und schmunzelt.
Kaum zu glauben, dass die Musikerinnen ihre erste Adventsfeier mit gerade mal vier Liedern im Repertoire bestritten. Mit einem Volkshochschulkurs in Großaitingen im Jahre 2000 begann das musikalische Zusammenspiel. „Ich wollte Hackbrett lernen“, erzählt Ursula Ludl. Zusammen mit Christl Seyrer übte sie weiter. Nach dem zweiten Kurs schloss sich Hackbrettlehrerin Uschi Siegmund den beiden an. Ein Gespräch im Bierzelt überzeugte kurz darauf Anni Swoboda, den Werta- chauer Saitenklang mit ihrer Gitarre zu unterstützen.
Mit Xin Schön gesellte sich 2007 schließlich ein echter Profi zu den Damen: Seit rund sieben Jahren gibt sie Geigenunterricht in Deutschland, zuvor studierte sie dieses Instrument in China und spielte 20 Jahre im Chinesischen Staatsorchester. Einige Auftritte in den vergangenen Jahren bleiben sehr nachhaltig in Erinnerung. Auf großen Bühnen, wie zum Beispiel in der Kongresshalle zu stehen, dies sei schon etwas ganz Besonderes, erinnert sich Ludl. Ebenso die Tourneen nach Bad Griesbach oder nach Bad Füssing. Der bisher unbestritten heißeste Auftritt war zugleich der kurioseste: Während die Musikerinnen, in Dirndl gekleidet, im Vorraum einer Bobinger Sauna aufspielten und schwitzten, saßen die Zuschauer gerade mal in Bademäntel gekleidet vor ihnen. „Zumindest in den ersten Reihen“, ergänzt Christl Seyrer augenzwinkernd.
„Lieblingsstücke“, so heißt die CD des Wertachauer Saitenklangs, die vor rund zwei Jahren erschien. Material für eine weitere sei vorhanden, allein die Zeit für die Aufnahmen müssten die fünf, die sich einmal wöchentlich reihum zum Probeabend treffen, erst noch finden.